Kürzlich war ich in Feuerbach in einem Viertel, das als „Little Istanbul“ bekannt ist. Dort gibt es eine Agentur, die sich um die Überführung Verstorbener in die Türkei kümmert. Wenn es um die letzte Ruhe geht, wollen viele Zuwanderer unbedingt in heimischer Erde bestattet werden.
Menez Als mein Vater früh starb, wusste ich, dass er in Kroatien im Familiengrab beerdigt werden will. Der Friedhof liegt auf einem Berg, mit Blick auf das Meer. Ich wusste, dass er dort bei seiner Mutter und seinem Vater liegen will, und den Wunsch haben wir ihm erfüllt. Da war auch ein bisschen Restsehnsucht nach der Kindheit da. Wenn wir heute nach Kroatien fahren, besuchen wir immer sein Grab.
Raff  Als ich seinerzeit auf dem Flughafen arbeitete, haben wir oft Särge in die Maschinen verladen: Italiener, Spanier, Griechen, Türken – sie alle wollten in ihrer Heimat begraben werden, und das ist auch heute noch so.
Menez   Ich weiß auch schon, wo ich einmal beerdigt sein will. Ich sehe den Friedhof von unserer Wohnung aus. Manchmal spaziere ich über den Fangelsbachfriedhof, er gefällt mir sehr.
Anderthalb Stunden dauert das Gespräch zwischen Monica Menez und Gerhard Raff. Was mit gemeinsamem Nachdenken übers Reisen begann, endet mit nachdenklichen Tönen. Was ist am Ende der Traum von New York gegen die lebendigen Bilder aus vergangenen Tagen?
Wer älter wird, flieht manchmal zurück in seine Kindheitserinnerungen und findet dort seine Heimat.
Raff  Ich habe mir mit meinem Bauerngarten in Degerloch das Paradies meiner Kindheit rübergerettet in die betongraue Gegenwart. In dieser Idylle mit schwäbischem Buchs, Phlox und Flieder, japanischer Schirmtanne, englischen und französischen Rosen, toskanischen Reben und provenzalischem Lavendel kommen mir die besten Gedanken.