Greenpeace wollte sich gegen Währungsschwankungen absichern. Was dabei schieflief, erklärt Thomas Breuer, Leiter des Energiebereichs bei der Umweltorganisation Greenpeace im Interview.

Stuttgart - Greenpeace wollte sich gegen Währungsschwankungen absichern. Was dabei schieflief, erklärt Thomas Breuer, Leiter des Energiebereichs bei der Umweltorganisation Greenpeace im Interview.

 
Herr Breuer, hat sich Greenpeace total verspekuliert?
Eigentlich haben die Kollegen versucht, Gelder abzusichern. Das Problem war, dass das Gelder waren, die anderen Büros in China, Indien und Südamerika bereits budgetiert und zugeteilt waren.
Sie als ehemaliger Finanzanalyst können vielleicht am ehesten erklären, warum sich Greenpeace gegen Währungsschwankungen absichern muss?
Thomas Breuer Foto: dpa
Greenpeace arbeitet mit 40 Länderbüros. Das bedeutet, dass wir viele verschiedene Währungen benötigen, um vor Ort die Ausgaben zu bezahlen. Allerdings decken sich diese Ausgaben in den Fremdwährungen nicht mit den Einnahmen. Deshalb unterliegen wir immer dem Risiko der Währungsschwankungen.
Das Problem in dem konkreten Fall war jedoch, dass der Mitarbeiter Greenpeace nur einseitig gegen einen sinkenden Eurokurs abgesichert hat. Warum hat Greenpeace so amateurhaft agiert?
Die ursprüngliche Intention war durchaus gut. Das Ganze ist aus der Logik heraus geschehen, dass wir Gelder in ihrem Wert erhalten müssen. So hat das sicherlich Sinn gemacht. Es gab aber leider nur diese einseitige Sicht auf den Währungskurs. Wenn der Euro aber nicht zur Schwäche neigt, wie es erwartet worden war, sondern stärker wird, entstehen Buchverluste. Und die haben wir jetzt bei Greenpeace International.
Wie reagieren die Mitglieder?
Unterschiedlich. Es gab Kündigungen von Mitgliedern, die sehr erschrocken über die Entwicklung waren. Es gab kritische Äußerungen. Es gab aber auch Lob, dass wir sehr offen mit dem Problem umgehen. Es gibt aber auch Mitglieder, die dem Ganzen zwar kritisch gegenüberstehen, aber verstehen, was wir gemacht haben, oder zumindest, was wir versucht haben zu machen.
Greenpeace ist gemeinnützig und lebt von Spendengeldern. Nun haben Mitglieder trotz aller Beteuerungen den Eindruck gewonnen, ihre Gelder seien veruntreut worden. Wie wollen Sie das verloren gegangene Vertrauen zurückgewinnen?
Da gibt es für uns nur einen Weg. Wir legen das offen, was passiert ist. Das haben wir nun schon weitestgehend getan. Im nächsten Schritt müssen wir verhindern, dass so etwas wieder vorkommen kann. Wir werden aber weiter Währungskursschwankungen unterliegen. Wir hatten auch schon Jahre mit hohen Verlusten aus Devisengeschäften. Das ist das Los einer international tätigen Organisation.
Greenpeace darf nach Ansicht vieler Mitglieder solche Finanzgeschäfte offenbar nicht machen. Muss Greenpeace altmodisch bleiben?
Vielen Mitgliedern ist aufgestoßen, dass Greenpeace überhaupt solche Währungssicherungsgeschäfte gemacht hat. Damit waren wir an den Finanzmärkten aktiv, denen viele Menschen auch zu Recht kritisch gegenüberstehen. Aus meiner Sicht ist dieser Zusammenhang bei uns nicht tief genug diskutiert worden. Die Frage ist jetzt, wie wir künftig damit umgehen wollen. Dieser Prozess ist nun in Gang gekommen. Am Ende des Tages aber wollen wir die Umwelt schützen. Es gibt keinen anderen Weg, als die notwendigen Gelder in andere Länder zu transferieren.