Am Sonntag beginnt für die deutschen Handball-Frauen die EM in Schweden gegen die Niederlande. Der Bundestrainer Michael Biegler soll die Mannschaft fit machen für die Heim-WM in einem Jahr.

Sport: Jürgen Frey (jüf)

Stuttgart - Die Auftritte der deutschen Handballfrauen bei den letzten großen Turnieren glichen einer traurigen Fortsetzungsgeschichte. Der Bundestrainer Michael Biegler soll sie beenden. „Die EM ist ein wichtiger Baustein im Projekt WM 2017“, sagt er vor dem Start am Sonntag (18.30 Uhr) gegen die Niederlande.

 
Herr Biegler, haben Sie noch alle Ihre Spielerinnen beisammen?
Ja, warum denn nicht?
Sie hatten vor der EM-Vorbereitungsphase erklärt, bisher sei noch keine Spielerin im Training weggelaufen.
Und es deutet meines Wissens auch nichts darauf hin, dass sich daran etwas ändert. Ich wollte mit dieser Aussage zum Ausdruck bringen, dass ich definitiv kein anderes Training veranstalte wie die 32 Jahre zuvor als Trainer einer Männermannschaft. Ich spreche auch nicht anders. Ich schaue nicht anders.
Gibt es denn gar keine Unterschiede?
Nein, ich brauch da gar nichts zu verändern. Das ist das gleiche Geschäft, das ist Handball. Wir müssen mal aufhören, aus dem Frauenhandball eine zweite Sportart zu machen.
Aber im Gegensatz zu den Männern sind nicht alle Bundesliga-Handballerinnen Vollprofis.
Das stimmt. Und deshalb ziehe ich den Hut vor den Ladys, wie sie Familie, Job oder Studium mit ihrem Sport vereinbaren. Wir müssen unsere Ziele im Projekt WM 2017 über ein Mehr an Intensität und Dichte erreichen.
An Ihnen scheitert es nicht.
Ich würde tatsächlich am liebsten jeden Tag mit ihnen trainieren. Es macht einen Riesenspaß.
In den Spielen gibt es aber noch große Schwankungen?
Das ist für eine solch neu formierte Mannschaft in der Kürze der Zeit doch völlig normal.
Auch in der Form wie im letzten Test gegen EM-Gastgeber Schweden, als es nach einem 10:20 noch ein 28:28 gab?
Da war es schon extrem. Wolfgang Sommerfeld (Anm. d. Red.: DHB-Sportdirektor und Co-Trainer) und mir war bewusst, dass wir im Falle einer klaren Niederlage einige Tage gebraucht hätten, um das Team wieder aufzubauen, aber durch diese tolle Aufholjagd gegen eine Topmannschaft können wir unseren Plan durchziehen.
Was ist vom deutschen Team bei der Europameisterschaft zu erwarten?
Eigentlich nervt mich diese Frage. Denn alles, aber auch wirklich alles, ist auf die Heim-WM 2017 ausgerichtet.
Dieses Turnier sei die letzte Chance für den deutschen Frauenhandball, hat DHB-Vizepräsident Bob Hanning gesagt.
Ich muss das nicht interpretieren, aber wir alle wissen um die Bedeutung und die Möglichkeiten einer WM im eigenen Land.
Die kommende EM ist also nicht mehr als eine Durchgangsstation?
Die EM ist ein wichtiger Baustein im Projekt WM 2017.