Frauen haben heute mehr Möglichkeiten und sind unabhängiger. Die Annahme, dass ein Mann per se eine Position verdient, gibt es nicht mehr. Der Mann mag die Stelle immer noch haben, aber niemand glaubt noch, dass eine Frau nicht in der Lage wäre, dieselbe Arbeit zu machen wie der Mann. Auch sind Frauen wirtschaftlich viel weniger abhängig von Männern als früher. Sie brauchen die Männer oft nicht mehr, um zu überleben. Das ist gut.

Die Geschichte vom Abstieg der Männer beginnt im postindustriellen Zeitalter. Wo Industrie-Arbeitsplätze vernichtet wurden, finden sich die meisten gescheiterten Männer. Ist das korrekt?
Im Prinzip stimmt das – vor allem in den USA. Wir fangen erst jetzt an, uns darüber Gedanken zu machen, welchen Stellenwert die Berufsausbildung hat. In Deutschland macht man das seit 30 Jahren oder noch länger. Ihr Deutschen seid in dieser Hinsicht irgendwie smarter.

Gilt Ihre These auch für die gut ausgebildeten und gut verdienenden Schichten in der US-Bevölkerung?
Es ist jedenfalls nicht nur ein Problem der sogenannten „working class“. In den anderen Bevölkerungsschichten ist es weniger ein ökonomisches denn ein psychologisches Problem. Viele Männer können mit dem gestiegenen Selbstbewusstsein der Frauen nicht umgehen. Da gibt es den jungen Mann, der sich nicht traut, seine Freundin zu fragen, ob sie ihn heiraten würde. Weil er Angst hat, sie könnte einfach Nein sagen, weil sie keinen Wert auf den Trauschein legt. Oder ein anderer Mann, der völlig verunsichert ist: Er weiß, dass es super uncool ist, wie der große weiße Boss aufzutreten. Er weiß aber nicht, wie er sich  alternativ verhalten soll. Darf meine Freundin mehr Geld verdienen als ich? Darf ich sie trotzdem weiter sehen? Das sind die Fragen, auf die manche Männer keine Antwort finden.

Warum nicht?