Mit Hannover 96 empfängt der Fußballtrainer Tayfun Korkut am Freitag auf seinen früheren Club VfB Stuttgart – ein Schlüsselspiel im Kampf um den Klassenerhalt. Im StZ-Interview blickt er auch in die Vergangenheit.

Sport: Carlos Ubina (cu)
Hannover – - Mit schwäbischem Dialekt gibt Tayfun Korkut (40) seit vier Monaten bei Hannover 96 den Ton an. Heute trifft er mit seinem Team auf den VfB Stuttgart. Ein Schlüsselspiel im Kampf um den Klassenverbleib. „Das Allerallerwichtigste ist, dass man Egoismen beiseiteschiebt“, sagt der Bundesligacoach.
Herr Korkut, Sie haben ja neuerdings Erfahrung damit – was ist also einfacher: ein Traberpony im Sulky zu steuern oder eine Profimannschaft im Fußball zu führen?
Da muss ich nicht lange überlegen. Es ist schon eine weitaus schwierigere Aufgabe, wenn man die Verantwortung nicht nur für sich selbst, sondern für eine ganze Gruppe übernimmt. Das erfordert sehr viel Einsatz.
Offenbar haben Sie aber auch ein Händchen für Pferde.
Ehrlich gesagt, kenne ich mich mit Pferden gar nicht aus. Die Galoppveranstaltung auf der Rennbahn in Hannover-Langenhagen, die Sie ansprechen, hat bei 96 Tradition. Mannschaft und Trainer sind seit Jahren dabei. Ich habe dem mir zugeteilten Pony dann einfach Vertrauen geschenkt – und dieses Vertrauen ist in einer sehr guten Form zurückgegeben worden.
Nicht nur das. Sie haben mit dem zwölfjährigen Schimmel Paul sogar gewonnen. Und zuvor wurden zwei wichtige Siege in der Bundesliga eingefahren. Haben Sie einen Lauf?
Nein. Seit ich hier im Amt bin, hatten wir noch nie einen Lauf. Wir hatten gute Momente, aber wir hatten auch instabile Phasen. Zuletzt hat die Mannschaft aber nicht nur Punkte geholt, sondern auch Leidenschaft, Geschlossenheit und Mut gezeigt.
Sie wurden anfangs ebenfalls gefeiert, dann fast gefeuert. Wie haben Sie diese extremen Situationen selbst erlebt?
In den etwas mehr als 100 Tagen, die ich hier bin, habe ich gewissermaßen einen Crashkurs Bundesliga erhalten. Mit Erfahrungen wie den Fanprotesten nach dem verlorenen Derby in Braunschweig, die andere Trainer in nicht so kurzer Zeit machen. Ich sehe das aber nicht negativ. Das sind wertvolle Erfahrungen, die mich als Trainer weiterbringen und auch die Mannschaft vor weiteren Rückschlägen bewahren sollten.
Was erwarten Sie denn von der Begegnung mit dem VfB?
Der VfB wirkt nicht nur sehr kompakt auf dem Platz, sondern auch sehr entschlossen. Ich habe das Heimspiel gegen Schalke im Stadion gesehen. Die Stuttgarter drängen mit aller Macht aus der Abstiegszone. Aber wir sind auch noch nicht durch. Und bis dahin müssen wir unseren Job erledigen. Das heißt: den Klassenverbleib sichern, was ja auch für Hannover 96 das Minimalziel ist.
Zu Ihren bisherigen Stationen zählt auch der VfB, außerdem haben Sie schon das Trikot der Stuttgarter Kickers getragen. Ist das für Sie also ein besonderes Spiel?
Grundsätzlich würde ich es lieber sehen, wenn sich beide Vereine in einer entspannten Situation begegnen würden. Ich verbinde mit dem VfB und den Verantwortlichen sehr viel Positives. Zum Beispiel ist mir der VfB sehr entgegengekommen, als ich als Co-Trainer der türkischen Nationalmannschaft in den Profibereich gewechselt bin. So etwas bleibt hängen. Ich pflege auch einen guten Draht zur sportlichen Leitung mit Fredi Bobic und Jochen Schneider.