Den Streit mit dem US-Unternehmen Tennant wegen irreführender Werbung haben Sie gewonnen. War der Prozess nötig? Hat Ihnen Tennant wirklich geschadet?
Tennant hat uns nicht geschadet, trotzdem mussten wir dagegenhalten. Wenn jemand behauptet, Naturgesetze aushebeln zu können, dann dürfen wir als Marktführer das nicht zulassen. Da geht es auch um unsere Glaubwürdigkeit. Wenn jemand sagt, aktiviertes Wasser reinigt wie ein Reinigungsmittel, dann ist das einfach Unsinn. Bevor es zur juristischen Auseinandersetzung gekommen ist, haben wir übrigens zwei Jahre lang erfolglos versucht, den Wettbewerber dazu zu bewegen, diese wissenschaftlich unhaltbare Aussage zu unterlassen. Nachdem das nicht gefruchtet hat, haben wir gehandelt – mit Erfolg: Das Landgericht Stuttgart hat festgestellt, dass aktiviertes Wasser nicht besser reinigt als Leitungswasser. Dagegen hat Tennant keine Rechtsmittel eingelegt – dieses sehr eindeutige Urteil ist damit rechtskräftig.
Lidl bietet in seinem Prospekt gelbe Hochdruckreiniger an. Kommt jetzt die nächste Auseinandersetzung?
Wir haben Markenschutz auf die Farbe in Deutschland. Mit Lidl wurde eine außergerichtliche Einigung erzielt. Sie haben die Geräte aus dem Programm genommen, und damit ist die Sache für uns erledigt.
Haben Sie Angst vor einem Betriebsrat mit einer starker IG Metall? Sie haben sich stets hinter Ihren Betriebsrat gestellt, in dem die IG Metall nicht vertreten ist und den das Arbeitsgericht Stuttgart durch ein Urteil aufgelöst hat.
Ich habe überhaupt nichts gegen die IG Metall. Hätte sie sich bei den letzten Betriebsratswahlen dem demokratischen Votum der Mitarbeiter gestellt, dann wäre für alle Beteiligten alles in Ordnung. Aber sich jetzt, gegen Ende der Wahlperiode, mit formaljuristischen Tricks in das Unternehmen hineinzuklagen gegen den Willen des gewählten Betriebsrats, das ist einfach nicht korrekt. Im nächsten März sind wieder Wahlen, und dann sollen die Mitarbeiter entscheiden. Diese Entscheidung, die den tatsächlichen Willen der Beschäftigten und nicht den von außenstehenden Funktionären widerspiegeln wird, werde ich selbstverständlich respektieren, ganz gleich, wie sie ausfällt.
Warum sind Sie nicht im Arbeitgeberverband?
So wie der Betriebsrat sich nicht gewerkschaftlich organisiert hat, so haben sich auch Gesellschafter und Geschäftsführung entschlossen, nicht dem Arbeitgeberverband beizutreten. Es ist schon immer Teil unserer Unternehmenskultur gewesen, unabhängig zu sein. 97 Prozent der Beschäftigten fühlen sich nach einer anonymen Umfrage im Unternehmen äußerst wohl, sind sehr zufrieden damit, wie es hier läuft. Nebenbei gesagt: Auch der Betriebsrat hat eine sehr hohe Zustimmung erhalten. Warum sollten wir da Mitglied im Arbeitgeberverband werden? Wir übernehmen nicht den Tarifvertrag, aber wir lehnen uns daran an. Wir haben übrigens zuletzt deutlich mehr gezahlt, als der Tarifvertrag vorgesehen hat, weil wir das für zu niedrig gehalten haben. Im Durchschnitt war das ein Aufschlag von 0,5 Prozent.
Welche Rolle spielt die „Kärcher-Kultur“ für Sie, was verstehen Sie darunter?
Das ist die Kultur eines Familienunternehmens, der Umgang miteinander. Hier sind die Menschen für das Unternehmen da, engagieren sich, fühlen sich wohl. Und das Unternehmen ist für die Menschen da. Wir sind greifbar, die Hierarchie spielt keine große Rolle.
Welchen Einfluss nimmt die Familie?
Die Familie wirkt operativ nicht ein. Wir haben fünf Verwaltungsratssitzungen im Jahr, dort werden zustimmungspflichtige Geschäfte und weitere Themen zur Unternehmensentwicklung besprochen.
Wird Kärcher in zehn Jahren noch ein Familienunternehmen sein?
Hundertprozentig. Die Gesellschafter stehen voll und ganz hinter ihrem Unternehmen.
Sie bezeichnen sich als einen angestellten Unternehmer. Was meinen Sie damit? Wo liegt der Unterschied zu einem Manager?
Ein Unternehmer gestaltet die Zukunft, ein Manager optimiert. Mir fehlt beim Begriff des Managers der kreative Ansatz. Ein Unternehmer ist aus meiner Sicht jemand, der sich als ganze Person einbringt. So sehe ich mich, auch wenn andere das auf die Frage reduzieren, ob jemand sein eigenes Geld einsetzt oder nicht.