Der Landkreis Lörrach versucht, Flüchtlingen mit Geld die Rückkehr in ihr Heimatland schmackhaft zu machen. Die Landrätin Marion Dammann sieht in diesem Verfahren überwiegend Vorteile: Ein „Geschäft“ sei das Verfahren jedoch nicht.

Lörrach - - Der Kreis Lörrach will mit Rückkehrprämien Flüchtlinge dazu animieren, wieder in ihre Heimat zurückzukehren. Die Landrätin Marion Dammann (parteilos) glaubt, dass der Kreis damit dem wachsenden Zustrom an Asylbewerbern begegnen kann.
Frau Dammann, ist das die Willkommenskultur, von der Winfried Kretschmann spricht?
Nein, das ist das Reintegrationsmanagement, das wir schon seit 2009 betreiben. Das sieht eine Rückkehrberatung für Flüchtlinge vor , die aus ganz unterschiedlichen Gründen in ihr Heimatland zurück wollen.
Kann der Kreis da autonom handeln?
Wir haben das mit unserem Kreistag abgestimmt und wir haben 2009 eine Mitarbeiterin des Landratsamtes für diese Beratung abgestellt. Landes- oder Bundesbehörden müssen wir dazu nicht befragen.
Was bekommt ein Flüchtling, damit er wieder geht?
Er bekommt nichts, damit er wieder geht. Er bekommt das Angebot, dass wir ihn unterstützen, eine gesicherte Heimreise oder eine Reise in einen gesicherten Drittstaat anzutreten. Und er erhält eine Reintegrationshilfe, um sich in seiner Heimat eine Wohnung zu mieten und einen Arbeitsplatz zu suchen.
Konkret: Was bezahlen sie?
Ein Asylbewerber bekommt das Geld, das er im Monat der Beratung ohnehin erhalten würde. Wenn das Beratungsgespräch am Anfang liegt, kann das auf zwei Monatsunterstützungen hinaus laufen. Ein alleinstehender Erwachsener kommt brutto auf 359 Euro. Mit etwa dem Doppelten kann er rechnen, wenn er das Angebot annimmt. Ehegatten erhalten je Person 323 Euro. Je nachdem, was man alles dazu rechnet, kann eine dreiköpfige Familie auf bis zu 1858 Euro kommen.
Und das lohnt sich für den Kreis?
Wir haben festgestellt, dass wir deutlich einsparen können im Vergleich dazu, was wir den Menschen geben.
Wie viele Flüchtlinge kommen wieder?
Nicht viele. Bisher liegt die Quote bei unter fünf Prozent. Jetzt ist sie bei sechs bis sieben Prozent gestiegen. Wenn sei zurückkehren, werden die Asylbewerber wieder dem Kreis zugewiesen, aus dem sie ausgereist sind. Sie erhalten dann deutlich weniger Leistungen.
Ist das ein Geschäft für den Kreis. Sie bekommen ja rund 13 000 Euro pro Flüchtling.
Nein, das ist kein Geschäft. Wir kriegen das Geld nur für Menschen, die hier für eine bestimmte Zeit wohnen. Die kosten liegen über der vom Land gezahlten Pauschale.

Lörrachs erste Landrätin

Marion Dammann, geboren 1960 in Hannover, ist seit 2012 Landrätin im Landkreis Lörrach. Sie ist im Landkreis die erste Frau in diesem Amt. Von 1990 bis 2000 war Dammann stellvertretende Leiterin des Rechts- und Ordnungsamtes der Stadt Lörrach und von 2001 bis 2005 Leiterin des Fachbereichs Grundstücks- und Gebäudemanagement der Stadt. Seit den Kommunalwahlen vom 7. Juni 2009 sitzt Marion Dammann außerdem für die Fraktion der Freien Wähler, ohne deren Mitglied zu sein, im Kreistag des Landkreises Lörrach; sie ist dort Mitglied im Sozialausschuss/Betriebsausschuss Heime. Dammann ist verheiratet und hat zwei Kinder.