Sie ist die große Hoffnungsträgerin einer geschundenen SPD im Land: Leni Breymaier. An diesem Samstag wird die Gewerkschafterin für die Wahl zur Vorsitzenden nominiert. Schon jetzt ist für sie klar: Das Gesicht der Landespartei soll sich verändern, nämlich weiblicher und bunter werden.

Politik: Matthias Schiermeyer (ms)
Stuttgart – - An diesem Samstag wird Leni Breymaier bei einer erweiterten Landesvorstandssitzung der SPD für den Vorsitz vorgeschlagen. Die bisherige Verdi-Landeschefin bastelt schon am neuen Führungsteam – den Posten des Generalsekretärs will sie nun doch nicht abschaffen.
Frau Breymaier, ist es hilfreich für eine neue Vorsitzende, dass es für die SPD im Land kaum noch schlechter werden kann?
Das sehe ich jetzt nicht so. Ich sehe die 12,7 Prozent vom März, aber die gelten für die Landtagswahl dieses Jahres. Wir haben 2017 eine Bundestagswahl und 2019 wieder Kommunal-, Regional- und Europawahlen. Da ist der Maßstab nicht 12,7 Prozent, sondern das jeweils zuvor erreichte Resultat.
Haben Sie für sich schon eine Messlatte zur Bundestagswahl aufgelegt?
Ich möchte den roten Balken in Baden-Württemberg am Wahlabend im Plus sehen.
Wie hoch schätzen Sie Ihr Risiko ein zu scheitern?
Das Risiko ist natürlich da. Aber davon gehe ich nicht aus. Sonst würde ich nicht kandidieren.
Versinkt die Landespartei in der Bedeutungslosigkeit, wenn Sie erfolglos bleiben?
Das glaube ich nicht. Die SPD hat in der Landesregierung eine gute Arbeit gemacht, ist aber in der Polarisierung mit Flüchtlingen und Kretschmann hinten runter gefallen. Sie wird gebraucht für alles, was mir inhaltlich wichtig ist. Da sehe ich nirgends politische Mehrheiten ohne die SPD.
Warum sollten Sie Basis und Wähler mehr motivieren als die alte Führung?
Ich bin ja auch ein Teil der alten Führung. Es gab jetzt aber eine Sehnsucht in der Partei nach einem sozialen Profil – und Emotionen waren auch gefragt. Ich glaube, dass ich Leute begeistern kann. Und ich habe ein gutes Talent, komplizierte Sachverhalte so zu beschreiben, dass sie verstanden werden können. Ich bin auch nicht kompliziert, sondern ganz bei mir und stehe mit meiner Biografie klar für das soziale Profil.
Inwieweit stimmen Verdi- und SPD-Positionen überhaupt überein?
Es gibt auf jeden Fall Schnittmengen, aber es gibt auch Themen, die Verdi nicht beackert. Ich bin mir schon im Klaren darüber, dass bei der SPD nicht ganzjährig die Erste-Mai-Rhetorik gefragt ist.
Ist die linke Ausrichtung der Partei der einzig mögliche Weg, um noch Stimmenanteile über 20 Prozent zu bekommen?
Was ist links? Ich will, dass die Menschen von ihren zwei Händen und ihrem Kopf gut leben können. Und ich komme ursprünglich von der Angestellten-Gewerkschaft DAG – die stand nicht im Verruf, links zu sein. Und im Kern habe ich meine Positionen behalten. Ich glaube eher, dass die ganze Gesellschaft ein Stück nach rechts gerutscht ist. So bin ich jetzt ein bisschen weiter links. Wenn die SPD das Selbstverständnis nicht mehr hat, eine linke Partei zu sein, wird sie nicht mehr gebraucht.