Exklusiv Der Linksparteichef Bernd Riexinger hat jüngst an den Feierlichkeiten zum 55. Jahrestag der kubanischen Revolution teilgenommen und die alten Kontakte erneuert. Im StZ-Interview erklärt er, warum er Kuba bewundert.

Politik: Matthias Schiermeyer (ms)
Herr Riexinger, Sie haben gerade an den Feierlichkeiten zum 55. Jahrestag der kubanischen Revolution teilgenommen. Wie kam der Besuch zustande?
Die Einladung bestand schon länger, weil die parteinahe Organisation Cuba Sí mit Spendengeldern in sechsstelliger Höhe den Aufbau von Milchfarmen unterstützt. Dort gibt es kostenlos Milch für Kinder in Schulen und Kindergärten. Die Projektverträge habe ich unterschrieben und hatte jetzt das Bedürfnis zu sehen, was dort passiert.
Inwieweit pflegen Sie damit auch alte Traditionen der Linkspartei und ihrer Vorgängerorganisationen?
Ich persönlich unterstütze das, weil ich Internationalist bin und weil wir dort gezielt Projekte fördern.
Haben Sie auch politische Kontakte vertiefen können?
Wir sind mit Leuten aus der Parteiführung und Gewerkschaftsvertretern zusammengekommen. Die machen jetzt eine ganze Reihe von interessanten Wirtschaftsreformen. So haben wir einige Kooperativen angeschaut.
Wie ist die aktuelle Lage?
Ich war vor 15 Jahren mal auf der Insel und hatte nun den Eindruck, dass die wirtschaftliche Situation heute deutlich stabiler ist. Die Versorgung ist besser, aber nach wie vor besteht das Problem mit den zwei Währungen, das eine soziale Differenzierung bringt. Es ist angekündigt, dass es noch dieses Jahr gelöst wird und Kuba künftig zu einer Währung übergeht. Das wird nicht ganz einfach.
Der Handel mit Fahrzeugen wird gerade liberalisiert. Kann sich dies auf andere Bereiche der Wirtschaft auswirken?
Auf Kuba entwickelt sich nun eine eher gemischte Wirtschaft. Der Staat konzentriert sich auf bestimmte Grundstoffindustrien und industriell wichtige Bereiche sowie auf Bildung, Gesundheit und Soziales, wo sie ja vorbildlich sind. Ansonsten wird die Wirtschaft geöffnet für genossenschaftliche Formen, aber auch private Initiativen.