Alexander Reil, der Vorsitzende der MHP Riesen Ludwigsburg, spricht über Vor- und Nachteile der Teilnahme am Eurocup. Zum Auftakt empfängt der Basketball-Bundesligist an diesem Mittwoch (20 Uhr) Alba Berlin.

Ludwigsburg – - Die Basketballer der MHP Riesen Ludwigsburg nehmen erstmals seit 2007 wieder an einem internationalen Wettbewerb teil, dem Eurocup. Den Auftakt an diesem Mittwoch (20 Uhr) bildet das deutsche Topduell in der heimischen MHP-Arena mit Alba Berlin – Zweiter gegen Erster der Bundesliga (BBL).
Herr Reil, warum nimmt der Verein dieses Mal an einem internationalen Wettbewerb teil, nachdem Sie vergangenes Jahr die Möglichkeit noch abgelehnt hatten?
Das hat auch damit zu tun, dass der Wettbewerb jetzt im Vergleich zum Vorjahr der attraktivere ist und wir uns deshalb mehr Interesse versprechen. Gleichzeitig wollen wir uns als MHP Riesen weiter entwickeln. Auch das ist ein Grund, warum wir uns letztlich entscheiden haben, am europäischen Wettbewerb teilzunehmen. Wir brauchen ja keinen Hehl daraus zu machen, dass das für einen Club wie unseren nicht das leichteste Unterfangen ist, da gibt es eine Menge an hohen Standards und eine nicht geringe zusätzliche finanzielle Belastung.
Wie hoch ist diese Belastung, und ist sie durch Werbepartner abgedeckt?
Die genaue Zahl zu sagen, ist sehr schwer, weil viele Faktoren dazukommen, wie zum Beispiel die Reisen. Das Problem liegt da oft im Detail. Aber so eine Vorrunde kostet einen Verein schon rund 250 000 Euro, und da haben wir noch gar nicht darüber gesprochen, dass man den Kader deshalb breiter besetzen muss. Wenn ich das noch prozentual einrechne, bin ich eher bei 350 000 Euro. Die Zuschauereinnahmen sind deshalb auch ein nicht unerheblicher Teil. Die können wir aber nur kalkulieren, was bedeutet, dass wir uns ein Stück weit in ein finanzielles Risiko begeben. Wir haben beschlossen, dieses Risiko zu decken, indem wir das Bundesligabudget um genau diesen Betrag kürzen, so dass der Verein auf alle Fälle kein Problem bekommt.
Also erfolgt die Teilnahme eher unter dem Aspekt Imagegewinn.
Wenn wir uns für einen internationalen Wettbewerb qualifizieren können und wir nehmen nicht teil, dann entwickeln wir uns nicht weiter. Wenn wir diesen Schritt gehen ist aber auch wichtig, dass diejenigen, die wir dazu brauchen, den auch mitgehen: Fans und Sponsoren. Wenn jetzt pro Spiel nur 1500 Leute in der Halle wären, fallen die Überlegungen nächstes Jahr möglicherweise wieder anders aus.
Haben Sie nicht die Sorge, dass durch diese Doppelbelastung die Mannschaft leidet, nachdem sie ja nahezu komplett neu zusammengestellt worden ist?
Da sehe ich Chancen und Risiken. Das kann passieren, vor allem wenn man schlecht startet. Andererseits ist es durch die Anzahl der zusätzlichen Spiele möglich, sich viel schneller einzuspielen. Das Spiel selbst ist ja nicht das Problem. Aber wenn man sonntags in der Bundesliga auswärts spielt und dienstags auf Gran Canaria, ist das Drumherum belastend. Weniger die physische Anstrengung als die mentale, um sich entsprechend auf die Aufgabe vorzubereiten.
In Kerron Johnson und DJ Kennedy haben die besten Punktesammler der Vorsaison den Verein verlassen. Warum ist es so schwer, solche Spieler zu halten, selbst wenn man jetzt international vertreten ist?
Ein Spieler wie DJ Kennedy hat Angebote gehabt mit dem sieben- bis achtfachen Gehalt, was er bei uns bekommen hat. Das muss man realistisch sehen, da können wir nicht mithalten. Unsere Aufgabe muss sein, immer mal wieder noch nicht so bekannte Spieler hierher zu bekommen. Kerron Johnson kannte kein Mensch. Aber wir wissen: wenn sie so eine Entwicklung nehmen, dann gehen sie woanders hin.
Bundesliga, Eurocup – fehlt eigentlich nur noch der BBL-Pokal. Ist die Teilnahme aufgrund des besonderen Modus’ – ein Platz unter den ersten sechs nach der Vorrunde – unrealistisch?
Unrealistisch würde ich nicht sagen, aber sehr schwer. Wir haben sechs, sieben Teams, die gesetzt sind. Vorne die drei großen Bs – Bayern, Bamberg und Berlin –, die sich deutlich absetzen, dahinter mit Oldenburg, Ulm, Bonn drei Mannschaften, die relativ sicher einen Play-off-Anspruch haben, vielleicht auch noch Frankfurt. Da müsste man sich nach der Vorrunde dazwischen platzieren. Natürlich wäre es schön, wenn’s mal klappen würde. Aber wichtiger ist, dass wir im Bundesligaspielbetrieb eine ordentliche Rolle spielen.
Zum Auftakt im Eurocup gibt es ein Bundesligaduell mit Alba Berlin. Ist das ein Vor- oder Nachteil?
Das sehe ich neutral. Ich weiß gar nicht, wie gut man sich kennt, weil auf beiden Seiten eine ganze Reihe neuer Spieler dabei sind. Ich persönlich freue mich immer, gegen Berlin zu spielen. Aber solche Emotionen sind im sportlichen Bereich unerheblich.
Sehen Sie denn eine Chance, in dieser schweren Gruppe unter die ersten vier – und damit eine Runde weiter – zu kommen?
Wir können ja nicht mit der Zielsetzung reingehen: Hauptsache wir sind dabei und am Ende Sechster. Das Ziel weiterzukommen, ist eine verdammt hohe Hürde. Wir sprechen hier über eine Qualität der Teams, die mindestens alle so stark sind wie Alba Berlin. Und da muss man sagen: das sind wir von unseren Möglichkeiten nicht. Da müsste schon alles passen – aber jetzt schauen wir einfach mal.