Kunst und Kultur sind Bestandteil seines Lebens, sagt der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann, der sich als Liebhaber des Musiktheaters outet – und als Fürsprecher des Stuttgarter Lindenmuseums, das auf dem S-21-Areal einen Neubau bekommen sollte.

Stuttgart - Die Bibliothek der Villa Reitzenstein, dem Sitz des Staatsministeriums, ist bestens bestückt. In alten Eichenregalen untergebracht, verteilen sich Unmengen von Büchern auf zwei Etagen. Einschlägige Monografien zur Landeskunde fehlen ebensowenig wie Werke der Weltliteratur – der richtige Ort, um mit Ministerpräsident Winfried Kretschmann über die Oper in Stuttgart, die Unfreiheit eines Herrschers und das mit philosophischen Fragen verzierte Kant-Holz zu reden.

 
Herr Kretschmann, lassen Sie uns mit einem Ihrer Vorgänger im Amt beginnen. In Ihrer Trauerrede auf Lothar Späth haben Sie gesagt: „Kunst und Kultur waren ihm ein persönliches Bedürfnis.“ Wie ist das bei Ihnen?
Ganz ähnlich: Kunst und Kultur sind Bestandteil meines Lebens. Ich gehe leidenschaftlich gerne in die Oper, die ich als Königin der Bühnenkünste betrachte. Musik und szenische Aktion kommen hier zusammen, um alte, überlieferte Stoffe zu behandeln. Und ich bewundere die Kreativität der Regisseure, die daraus Konflikte schälen, die uns existenziell heute noch immer etwas angehen. Jeden Opernbesuch empfinde ich deshalb nicht nur als höchst vergnüglich, sondern auch als höchst inspirierend.
Wie stehen Sie als Opernfan dann zur anstehenden Opernsanierung in Stuttgart?
Zur Oper müssen wir in Stuttgart immer auch das im selben Gebäude untergebrachte Ballett rechnen. Wenn wir das tun, erkennen wir: Das Stuttgarter Opernhaus ist für das Land so wichtig wie der Daimler! In dieser Kategorie müssen wir denken, drunter geht das nicht. In den vergangenen zwei Jahrzehnten ist die Oper häufig zur Oper des Jahres gewählt worden, während das Ballet eine der wichtigsten und bekanntesten Companien der Welt ist sowie eine der weltweit führenden Ballettschulen betreibt. Oper und Ballett sind mithin Aushängeschilder des Landes und bieten Spitzenqualität – und wenn wir das Haus sanieren und erweitern, müssen wir dieser Qualität gerecht werden. Wir müssen nicht klotzen, aber etwas Erstklassiges bauen.