Vom Herbst an wird Katharina Wagner alleine die Festspiele leiten. Damit ist der Plan Ihres Onkels Wolfgang nun doch noch aufgegangen, die Festspielleitung gänzlich in seinem Familienstamm zu halten. Was sagt der andere Teil der Familie dazu?
Mein Onkel wollte immer nur seine jüngste Tochter. Nach seinem Tod ist sein Alleinherrschertum auf die Geldgeber aufgeteilt worden, die nun das Betreibergremium bilden, welches das Festspielhaus von der Richard-Wagner-Stiftung mietet. Dieses Gremium, eine GmbH, hat aber nicht das Recht, den Festspielleiter zu bestimmen – das obliegt der Stiftung. Da aber in beiden Gremien durch das gesetzeswidrige Zusammenspiel von Winkeladvokaten und Leitungsgremien dieselben Entscheider sitzen, haben wir, der Stamm Wieland Wagner, nun Klage auf Rechtsbrüche erhoben.
Warum das?
Weder dürfen die Rechte der Stifterfamilie in der Stiftung ausgehebelt noch die Rechte der Stiftung selbst geschmälert werden. Katharina Wagner betreibt zu Gunsten der GmbH, von der sie ernannt wurde, nun aber solche Aushebelungen. Am liebsten möchte sie, mit einigen bayerischen Entscheidern, die Stiftung gleich auflösen. Von allen juristischen Sonderlichkeiten aber mal abgesehen, fällt in der Tat eine neue Interesselosigkeit an dem Unternehmen Bayreuth auf. Früher gab es Streit, Polarisierungen, womöglich auch Eignungsdebatten. Heute herrscht Konsens und Ergebenheit. Bayreuth ist Staatstheater mit etwas echtem Blut für die mediale Verwertung.
Wie sehen Sie die Zukunft der Festspiele?
Och, wissen Sie, in Bayreuth ist es egal, was man macht. Das Haus, die Werke und das Festspielkonzept: das haut immer hin. Und dann noch ein weltberühmter Musikdirektor an der Spitze! Außerdem wächst ein digitales Publikum nach.