Von der britischen Band Portishead kommen einige der schönsten und düsteren Songs der vergangenen 20 Jahre. Jetzt spielt das Trio endlich wieder live – beim Southside-Festival. Im StZ-Interview erzählt der Gitarrist und Songschreiber Adrian Utley, warum Portishead so selten auftreten und warum sie mit altem Equipment auf Tour gehen.

Die Band Portishead aus Bristol ist verantwortlich für einige der schönsten und zugleich düstersten Songs der vergangenen 20 Jahre. In der blassen Frontfrau Beth Gibbons vereinen sich das Mädchenhafte einer jungen Marianne Faithfull und die Inbrunst einer Nina Simone. Am Wochenende spielen die Briten auf dem Southside Festival in Neuhausen ob Eck. Der Gitarrist und Songschreiber Adrian Utley spricht im Interview mit Olaf Neumann über ihre raren Konzerte, über Berlin und Perfektionismus.
Adrian Utley, warum treten Sie mit Portishead so selten auf?
Wir bekommen sehr viele Angebote, aber wir wollen mit dieser Band nicht zu oft spielen. Es soll für uns und für das Publikum etwas Besonderes bleiben.

Verraten Sie, womit Sie Ihr Publikum diesmal überraschen?
Unsere aktuelle Show wartet auf mit sehr durchdachten und komplizierten visuellen Elementen und Filmen. Auf der Bühne sind jede Menge Kameras. Wir selbst machen keine große Action, wir spielen einfach nur unsere alten und neueren Songs.

Bleibt bei dieser Präsentationsform noch Raum für Improvisation?
Aber sicher, wir spielen ja alles live. Und das klingt jedes Mal anders. Der Videokünstler John Minton sitzt mit uns auf der Bühne und reagiert spontan auf das, was wir spielen. Er hat Kameras an seinen Händen und Füßen, mit denen er uns filmt. Diese Bilder werden von ihm live gemixt.

Spielen Sie lieber unter freiem Himmel als in sterilen Hallen?
Bei schönen Wetter ist es toll, draußen zu spielen. Bei schlechtem Wetter wird es allerdings schwierig. Was mich bei Hallenkonzerten oft stört, ist das Echo. Das stellt einen Musiker vor große Probleme. Ich spiele eigentlich am liebsten auf Festivals. Ich mag die Stimmung dort.

Können Sie nachvollziehen, dass so viele internationale, gerade auch britische Musiker in Berlin leben wollen?
Die Atmosphäre in Berlin ist pulsierend, kreativ und fortschrittlich. Ich besuche jedes Jahr die Berlinale. Dann gucke ich mir eine Woche lang Filme an. Ich liebe Berlin. Es ist eine ästhetisch sehr reizvolle Stadt, in der sich supermoderne und alte Architektur auf brillante Weise vermischen. So was gibt es in England nicht. Wir Briten haben zwar viele tolle Musiker, aber es mangelt generell an Unterstützung durch die Politik. Ich kenne einige Musiker aus New York, die in Berlin große Studiowohnungen gemietet haben, um dort zu leben und zu arbeiten. In New York könnten sie sich das gar nicht leisten. Und David Bowie hat in Berlin seine besten Alben aufgenommen.