Der Schauspieler Samuel L. Jackson erzählt im Interview mit der Stuttgarter Zeitung von seinen Ängsten als stotterndes Kind und dem Versuch, vegan zu leben.

London - - Seinen internationalen Durchbruch hatte Samuel L. Jackson mit Quentin Tarantinos Kultfilm „Pulp Fiction“ im Jahr 1994 – da war der Schauspieler bereits Mitte vierzig. Das ist vielleicht einer der Gründe, warum er über seinen beruflichen Erfolg mit einer gewissen Abgeklärtheit spricht. In der Agentenkomödie „Kingsman: The Secret Service“ (Deutschlandstart am 13. März) spielt er den Schurken Valentine. Zum Interview im Soho Hotel in London erscheint der 66-Jährige in Jeans und T-Shirt – genauso lässig wie in seinen Filmen.
Mister Jackson, wo ist die Schnittmenge zwischen Geheimagenten und Schauspielern?
Agenten wie James Bond schlüpfen in eine Rolle, um Zugang zu Menschen oder bestimmten Dingen zu bekommen. Im übertragenen Sinne machen wir Schauspieler das auch. Woher ich das weiß? Natürlich aus den Agentenfilmen, die ich gesehen habe. Im wahren Leben kenne ich keine Agenten. Zumindest glaube ich das. Aber wer weiß. Vielleicht geben sich Agenten auch als Schauspieler aus.
Ihr Schurke hat einen Sprachfehler, er lispelt. Warum ist das für die Figur wichtig?
Menschen mit Sprachfehler haben eine spezielle Position in unserer Gesellschaft. Wenn du nicht richtig sprechen kannst, hält man dich nämlich nicht für intelligent. Als Kind habe ich selbst gestottert. Es war wirklich schlimm. Ich weiß noch genau, wie die Leute mich damals merkwürdig angesehen haben, wenn ich gestottert habe. Die einen hätten am liebsten anfangen zu lachen. Das fühlt sich grausam an. Die anderen hatten Mitleid mit mir. Sie hätten mir am liebsten geholfen und an meiner Stelle das Wort gesagt, das du nicht herausbekommen hast. Ich habe in der Zeit viel über Menschen gelernt.
Was hat das Stottern mit Ihnen gemacht?
Es hat mich in gewisser Weise härter gemacht. Denn du hast dann zwei Möglichkeiten: Entweder du ziehst dich zurück oder du versuchst zu beweisen, dass du doch intelligent bist. Ich war die meiste Zeit sehr wütend auf die Menschen um mich herum. Meine Reaktion war, dass ich versucht habe, schlauer als alle anderen zu werden. In der Klasse habe ich die Messlatte so hochgelegt, dass mir der Rest der Klasse nicht mehr folgen konnte. Genau so ein Typ ist der Schurke, den ich da spiele.
Heutzutage wirken Sie selbstsicher und tiefenentspannt. Was ist denn für Sie noch eine echte Herausforderung?
s gibt Tage, an denen empfinde ich das Aufstehen als Herausforderung. Da zieht und schmerzt mein Körper hier und da. Das sind die Momente, in denen ich merke, dass ich älter werde. Eine echte Herausforderung ist auch mein Workout, das ich für eine neue Rolle in „Tarzan“ machen muss. Eigentlich dachte ich, diese Zeiten liegen hinter mir, doch nun muss ich wieder ran und mich auf eine körperlich anstrengende Rolle vorbereiten. So etwas mache ich nur noch selten, aber ich konnte einfach nicht nein sagen.
Wie gehen Sie mit dem Älterwerden um? Macht es Ihnen Angst?
Natürlich nicht. Was mir Angst macht, ist die Aussicht, irgendwann nicht mehr älter werde. Denn dann bin ich nämlich tot. Aber dann kann ich mir auch keine Sorgen mehr machen, dann ist es nämlich zu spät.
Woher kommt diese Einstellung?
So ist der Lauf der Dinge: Wir werden nun einmal älter, jeden Tag ein bisschen mehr. Daran kann ich nichts ändern. Solange ich aus dem Bett komme und meine Lebensqualität gut ist, mache ich mir keine Sorgen. Ich bin besser in Schuss als der durchschnittliche Mann in meinem Alter. Ich habe keinen Grund, mich zu beklagen. Manchmal muss man sich auch auf neue Dinge einlassen. Das habe ich im vergangenen Jahr gemacht.
Was ist da passiert?
Ich bin Veganer geworden, für eine Weile. In der Zeit habe ich 18 Kilo abgenommen. Aber niemand hat mir gesagt, dass ich zu dünn geworden war. Erst als ich meine Ernährung wieder umgestellt hatte und Gewicht zulegte, sagten mir Freunde und Bekannte: Nun siehst du endlich nicht mehr so abgemagert aus. Ich frage mich nur, warum sie mir das nicht eher erzählt haben.