Es war nicht das erste Mal, dass Anna Loos zusammen mit ihrem Mann Jan Josef Liefers vor der Kamera stand. Trotzdem ist bei „Nacht über Berlin“ manches anders gewesen als zuvor. „Unser neuer gemeinsamer Film sollte etwas Besonderes werden“, sagt Anna Loos im StZ-Gespräch. Das Drama läuft am Mittwoch um 20.15 Uhr in der ARD.

Stuttgart – Dieser Film sei „etwas Besonderes“, sagt die 42-jährige Anna Loos. „Nacht über Berlin“, heute um 20.15 Uhr im Ersten, erzählt eine fiktive Liebesgeschichte aus dem Berlin der frühen dreißiger Jahre. Schleichend kündigt sich die Naziherrschaft an – und Anna Loos verliebt sich als Henny Dallgow kurz vor Hitlers Machtergreifung in den SPD-Abgeordneten und Juden Albert Goldmann, der von Jan Josef Liefers gespielt wird.
Frau Loos, das ARD-Drama „Nacht über Berlin“ erzählt vom Zusammenbruch der Weimarer Republik. Warum ist es wichtig, die Erinnerung an diese Zeit wachzuhalten?
Weil man viel daraus lernen kann. Zum Beispiel, wie gefährlich Politikverdrossenheit, die zu Beginn der dreißiger Jahre extrem ausgeprägt war, sein kann. Das erleben wir doch heute auch wieder. Viele Menschen entrüsten sich über riesige Bauvorhaben, die aus dem Ruder laufen – und darüber, dass niemand die Verantwortung dafür übernehmen will.

Sie sehen tatsächlich Parallelen zwischen 1933 und heute?
Man kann die Zustände natürlich nur bedingt vergleichen, aber viele Leute haben den Glauben an die Politik verloren. Das schwächt das Vertrauen in die Demokratie.

Und ein Film kann daran etwas ändern?
Ich glaube schon, dass Filme etwas bewegen können. Man kann vielleicht nicht das ganze Grauen des Holocaust in einem Film darstellen, aber man kann die Geschichte eines Menschen und seines Todes so erzählen, dass die Zuschauer erschüttert sind. „Nacht über Berlin“ hat viele Handlungsstränge und Nebenfiguren aus allen möglichen sozialen Schichten. Wenn man sich emotional auf den Film einlässt, wird man verstehen, welchen großen Verlust unser Land durch die Machtergreifung der Nationalsozialisten erlitten hat. Die jüdische Kultur ist unwiederbringlich ausgemerzt worden.

War von Anfang an klar, dass Sie und Ihr Mann Jan Josef Liefers die Hauptrollen spielen?
Der Produzent hat uns schon vor Jahren von der Idee erzählt, die Ereignisse vor der Machtergreifung anhand einer Liebesgeschichte zu schildern. Und wir wollten, dass unser nächster Film etwas Besonderes sein sollte – und diese Bedingung hat der Stoff von „Nacht über Berlin“ erfüllt.

Bekommen Sie viele gemeinsame Angebote?
Ja, vor allem für romantische Komödien, aber wir sind da sehr wählerisch.

Wenn Sie gemeinsam vor der Kamera stehen: können Sie dann ausblenden, dass der Spielpartner der Lebensgefährte ist?
Ja, das muss ich sogar können. Wenn ich im Kostüm stecke und im Szenenbild stehe, dann lebe ich die Rolle, die ich spiele, und dann ist Jan nicht mehr mein Mann, sondern ebenfalls eine Figur. Aber wenn man sich kennt, ist das schon hilfreich. Man stößt schneller zum Kern einer Szene vor. Ich weiß genau, wie Jan schaut, wenn ihm was nicht gefällt. Wir sind beide sehr spielfreudig, aber auch ehrgeizig und von einer schonungslosen Offenheit.

Es gibt Schauspielerpaare, die bei gemeinsamen Dreharbeiten unterschiedliche Lebensrhythmen und sogar getrennte Zimmer haben. Wie ist das bei Ihnen?
Ganz anders. So ein Drehtag endet ja nicht mit der letzten Szene. Man bespricht am Abend die Arbeit des nächsten Tages, und das mache ich mit Jan natürlich auch. Wir kochen oder gehen essen und sprechen über unsere Figuren. Wir genießen dabei jede Minute, die wir zusammen sind.

Als Sie 2006 Sängerin der Band Silly wurden, haben vermutlich viele Menschen gedacht: „Ach, die singt auch?“
Dabei war es eigentlich andersrum. Ich bin als junge Frau von zu Hause ausgezogen, um Sängerin zu werden, allerdings Opernsängerin. Ich bin eher durch Zufall auf der Schauspielschule gelandet, aber ich habe dabei nie aufgehört, auch Musik zu machen. Dann bin ich auf die Jungs von Silly gestoßen, und alles passte perfekt: Ich hatte meine musikalische Heimat gefunden.

Die Erfolge als Schauspielerin und Sängerin, dazu ein Mann, mit dem man nicht nur vor der Kamera stehen, sondern auch Musik machen kann . . .
Nicht zu vergessen unsere tollen Töchter und der Hund und die Katze!

Fragen Sie sich nicht manchmal, ob das alles bloß ein Traum ist?
Nein. Sicher, es war auch Glück dabei, aber vor allem viel Arbeit. Wir hauen uns beide immer voll rein, und wir riskieren auch gern mal was. Ich finde es wichtig, mutig zu sein. Ich betrachte das Leben als Reise: Man ist immer in der Vorwärtsentwicklung. Trotzdem wird man immer nur so gut oder schlecht wahrgenommen, wie das letzte Projekt gut oder schlecht war.