Max Riemelt ist in der Netflix-Serie „Sense8“ in einer Hauptrolle zu sehen – der nächste Schritt auf der Karriereleite für den Berliner. Der Schauspieler erzählt, wie es dazu kam.

Steht Max Riemelt der internationale Durchbruch bevor? Der 31-jährige Schauspieler weilte erst kürzlich in Cannes, um die Weltpremiere von „Amnesia“ zu feiern – in dem Film des französischen Regisseurs Barbet Schroeder spielt er eine Hauptrolle. Und nun ist er in „Sense8“ zu sehen, einer Mysteryserie, die seit vergangener Woche auf Netflix im Internet gestreamt wird. Im Interview berichtet der gebürtige Ostberliner von den Dreharbeiten mit den Geschwistern Andy und Lana Wachowski („Matrix“), die gemeinsam mit J. Michael Straczynski („Babylon 5“) „Sense8“ entwickelt haben.
Herr Riemelt, wie kommt man als deutscher Schauspieler zu einer Rolle in einer internationalen Netflix-Serie?
Auf ganz herkömmlichem Wege: die Wachowski-Geschwister, die ja schon viel Zeit in Berlin verbracht haben, wollten, dass ein Erzählstrang der Serie dort spielt und suchten daher einen deutschen Schauspieler. Also gab es ein großes Casting – und ich habe mitgemacht. Ich musste ein Video von mir selbst aufnehmen, daraufhin wurde ich nach London eingeladen, um die beiden kennenzulernen. Einen Monat später kam dann der Anruf, dass ich die Rolle habe.
Hatte der deutsche Regisseur Tom Tykwer da seine Finger mit im Spiel? Immerhin ist er ja ein Freund der Wachowskis und hat auch zwei Folgen von „Sense8“ inszeniert.
Tom und ich kannten uns vorher gar nicht. Aber er hat mir später erzählt, dass er bei Lana und Andy für mich plädiert hat. Das dürfte schon ein wenig Einfluss gehabt haben. Auf jeden Fall wollte er wohl schon immer mal mit mir zusammenarbeiten.
Eine Hauptrolle in einer so großen Produktion zu spielen war sicher nicht ohne, oder?
Das war durchaus nervenaufreibend. Ich habe eine blühende Fantasie, und wenn ich mir zu viele Gedanken mache, kann mich das ganz schön um den Schlaf bringen. Aber letztlich habe ich mir gedacht: die haben sich für mich entschieden, dafür wird es schon gute Gründe geben. Die Wachowskis wissen schon, was sie tun. Und tatsächlich kochen die beiden auch nur mit Wasser. Selbst wenn sie mit mehr Aufwand und größerem Budget arbeiten, als wir es hierzulande gewohnt sind.
War es eine große Umstellung, auf Englisch zu drehen?
Sicher. Ich bin mit der Sprache nicht aufgewachsen, deswegen muss ich mir immer noch Mühe geben, mir die Dialoge zu Eigen zu machen. Aber ich hatte keinen Sprachcoach, denn ich spiele ja einen Deutschen und sollte meinen Akzent behalten. Interviews auf Englisch zu geben finde ich ohne Frage schwieriger.
Glauben Sie, dass sich Ihnen nun womöglich auch die Tür nach Hollywood öffnet?
Schauen wir einfach mal, was passiert. Erwartungen habe ich keine. Aber seit „Sense8“ angekündigt wurde, erfahre ich schon eine neue Aufmerksamkeit. Und jetzt wo die Serie läuft und von so vielen Menschen gesehen wird, dürfte sich das sogar noch weiter verstärken.
Deutschland haben Sie aber noch nicht den Rücken gekehrt, oder?
Nein, nein, ich wohne immer noch in Berlin, wo ich ja auch geboren wurde. Schon allein weil meine siebenjährige Tochter hier lebt. Das bringt Verantwortung mit sich. Doch das hindert mich ja nicht daran, auch mal im Ausland zu arbeiten. Noch kann ich nicht wirklich etwas Konkretes verraten, aber demnächst drehe ich schon das nächste internationale Projekt, einen Kinofilm.