Von ihrer Rolle als Ellen Ripley in den „Alien“-Filmen kommt sie nicht los. Im Interview mit Patrick Heidmann erzählt die 65-Jährige, wie sie ihre Rolle sieht und warum sie als junge Mutter gern einen Roboter gehabt hätte.

Stuttgart - Durch Zufall ergatterte Sigourney Weaver Ende der Siebziger Jahre die Hauptrolle im Science Fiction-Klassiker „Alien“ und wurde als Ellen Ripley über Nacht zum Star. Es folgten drei Fortsetzungen, Oscar-Nominierungen für „Aliens“, „Gorillas im Nebel“ und „Die Waffen der Frauen“ und so unterschiedliche Leinwandhits wie „Ghostbusters“, „Der Eissturm“, „The Village“ oder „Avatar“. Nun ist die 65-Jährige neben Hugh Jackman und einem denkenden Roboter in „Chappie“ zu sehen. Wir trafen die blendend gelaunte Schauspielerin im Berliner Hotel de Rome bei einer Tasse Tee.

 
Miss Weaver, stimmt es eigentlich, dass wir dieses Gespräch eigentlich auch auf Deutsch führen könnten?
Oh nein, leider nicht. Da müssen Sie mich mit Sandra Bullock verwechseln. Die spricht Deutsch, ich nur Französisch.
Ach, dann bin ich wohl einer Falschinformation aus dem Internet aufgesessen.
Ich wünschte, das Internet hätte Recht. Denn ich finde, dass Deutsch eine wirklich schöne Sprache ist. Und vor allem so einzigartig. Die Worte und Sätze erscheinen mir, wenn ich sie sehe, so vollkommen anders zusammengesetzt als in jeder anderen Sprache. Aber ich fürchte, ich bin ein bisschen zu alt, um sie jetzt noch zu lernen.
In Ihrem neuen Film „Chappie“ allgemein nicht viel. Die Rolle ist ziemlich klein. Was reizte Sie dennoch daran?
Wie so häufig war es der Regisseur. Ich hatte Neill Blomkamps grandiosen ersten Film „District 9“ gesehen. Science Fiction, die doch so viel über unsere Gegenwart zu sagen hat. Und das auf so berührende, tiefgründige Weise. Wenn so jemand mir eine Rolle anbietet, bin ich einfach dabei. Egal wie groß die Rolle ist. Für ihn hätte ich mich auch ins Regal gesetzt und ein Buch gespielt.
Der neue Film handelt von Robotern und künstlicher Intelligenz. Wie versiert gehen Sie selbst mit modernen Technologien um?
Tatsächlich bräuchte ich eigentlich so einen kleinen Roboter, der alles übernimmt, was mit meinem Smartphone zu tun hat, denn damit bin ich schon überfordert. Von Technik, die mir helfen kann, bin ich also ohne Frage ein Fan.
Angst vor Szenarien, wie sie in „Chappie“ und anderen Filmen entworfen werden, haben Sie nicht?
Ach wissen Sie, ich kann natürlich verstehen, warum Menschen wie Bill Gates vor der Schaffung künstlicher Intelligenz warnen. Denen geht es nicht um Kühlschränke, die wissen, was einzukaufen ist, oder um Roboter, die uns die Hausschuhe bringen. Die haben Angst, dass wir Maschinen erfinden, die uns überlegen sind, und wir uns damit quasi abschaffen. Aber aufhalten und verhindern lässt sich der technische Fortschritt sowieso nicht. Deswegen finde ich, dass man auch versuchen kann, das Beste daraus zu machen. Und sich vor allem intensiv damit auseinandersetzen muss.
Klingt sehr pragmatisch . . .
Stimmt. Ich fürchte mich nicht vor der Zukunft. Denn es ist ja nicht so, dass wir als Menschheit sie nicht in der Hand hätten. Wir sind es, die diese Roboter entwickeln, also müssen wir es auch sein, die sicherstellen, dass sie uns nutzen und nicht schaden. Hätte ich früher einen Roboter haben können, der nachmittags nach der Schule meine Tochter in Empfang nimmt und ihr Kekse serviert, wenn ich beim Dreh und mein Mann im Theater ist – ich hätte mich nicht dagegen gesträubt!
Ihr Mann Jim Simpson ist Regisseur, hat aber fast nur fürs Theater gearbeitet.
So ist es. Vor 20 Jahren hat er in New York sogar sein eigenes Theater gegründet. Allerdings hat er da gerade die Leitung an jemand anderen abgegeben. Denn demnächst beginnen ja die Arbeiten an den nächsten drei „Avatar“-Filmen. Auch wenn ich noch keine Ahnung habe, was da alles auf mich zukommt, wird das ohne Frage zeitaufwendig. Wir hatten einfach keine Lust darauf, mehr oder weniger zwei Jahre am Stück getrennt von einander zu sein, während ich in Kalifornien drehe und er weiter an der Ostküste bleibt.
Das würde nicht jeder machen: für die Karriere der Frau den eigenen Traum aufgeben!
Er ist eben ein toller Mann. Aber wir müssen uns auch nichts vormachen, ganz uneigennützig war das nicht. Er kann es kaum erwarten, aufs Surfbrett zu steigen.
Außer den „Avatar“-Fortsetzungen werden Sie mit Blomkamp auch einen weiteren „Alien“-Film drehen. Die Figur der Ellen Ripley lässt Sie einfach nicht los, oder?
Ja, die Figur scheint irgendwie Bestand zu haben. Vor allem die beiden ersten Filme haben einfach einen Nerv getroffen, was aber sicherlich eher den einzigartigen Regisseuren als mir zu verdanken ist. Im Übrigen habe ich Ripley nie als die feministische Ikone gesehen, als die sie gerne bezeichnet wird. Als ich sie gespielt habe, habe ich nie gezielt die Frau in ihr gesehen oder diesen Aspekt der Figur betonen wollen. Für mich war sie ein klassischer Jedermann. Ihr Verhalten ist nicht typisch weiblich, sondern einfach das, was jeder von uns an ihrer Stelle tun würde.
Verfolgt Sie das Alien in Ihre Träume?
Ein einziges Mal hatte ich tatsächlich einen Albtraum, in dem dieses Monster vorkam. Der war an Albernheit kaum zu überbieten. Ich befand mich auf einem Kreuzfahrtschiff, das vom Alien heimgesucht wurde. Aber keiner der anderen Passagiere wollte mir glauben. Wissen Sie, was ich gemacht habe, um mein Leben zu retten? Ich habe mich unter einem Liegestuhl versteckt!