Ins große Jubiläumsjahr fiel der Start des ersten Jugendgemeinderats. Das sei ein großer Vorteil gewesen, sagt Milenko Milojevic, der Chef des Gremiums am Ende seiner Amtszeit. Die Aufbruchstimmung in der Stadt habe die Räte beflügelt.

Sindelfingen -

 
Sie hatten nur ein Jahr und ein paar Monate Zeit. Trotzdem haben es die Mitglieder des ersten Sindelfinger Jugendgemeinderats geschafft, sich überall Gehör zu verschaffen. Bei vielen Veranstaltungen in der Stadt und an vielen Orten waren sie präsent. Und sie haben eigene Themen gesetzt. Anfang Oktober endet die Amtszeit. Milenko Milojevic, der Chef des Gremiums, der altersbedingt ausscheidet, zieht im Interview Bilanz.
Herr Milojevic, nach etwas mehr als einem Jahr endet die erste Amtszeit des Jugendgemeinderats – und damit auch Ihre als Chef. Hätten Sie gerne noch weiter gemacht?
Ich glaube, wenn man etwas macht und es läuft gut, dann sollte man etwas anderes Wunderbares machen und nicht zu lange bei Einem bleiben. Man sollte daran denken, was als nächstes dran ist. In meinem Fall: mein Studium der Wirtschaftspsychologie. Persönlich kam mir dieses Jahr sehr lange vor - weil sich so unheimlich viel ereignet hat. Ich habe viele neue Menschen getroffen und sehr viel über die Stadt und die Kommunalpolitik gelernt. Aber es war auch sehr viel Arbeit für ein Ehrenamt – teilweise bis zu zehn Stunden am Tag. Grundsätzlich denken wir als Gremium, dass die Amtszeit zwei Jahre betragen sollte, weil vieles lange dauert, bis es in Gang kommt.
Der Start des Jugendgemeinderats fiel in das große Jubiläumsjahr der Stadt. Gingen Sie da nicht unter im großen Geschehen?
Nein, das war ein ganz großer Vorteil. In der ganzen Stadt herrschte eine unglaubliche Aufbruchstimmung, und alle waren offen für Neues. Einen besseren Start hätten wir uns nicht wünschen können. Denn wir haben Kontakte zu Leuten bekommen und Freundschaften geknüpft, die hätten wir sonst wahrscheinlich nie kennen gelernt.
Zum Beispiel?
Den Regisseur des Multimedia-Spektakels Sindolfs Traum und Künstlerischer Leiter des Jubiläums, Frank Martin Widmaier. Bei der tollen Abschlussperformance am Neujahrsempfang hat er uns gleich mit einbezogen und als Zukunftsträger der Stadt inszeniert. Das hat uns noch viel bekannter gemacht und gab einen richtigen Schub für unsere Arbeit.
Was hat der Jugendgemeinderat in seiner ersten Amtszeit erreicht ?
Vor allem haben wir das Thema Jugend wieder in der Stadt verankert. Aus der Perspektive von Jugendlichen selbst. Unsere Aufgabe bestand anfangs vor allem darin, uns bekannt zu machen und zu vernetzen. Da sind unglaublich viele Kontakte entstanden: zu den Fraktionen des Gemeinderats, zu Leuten aus der Kulturszene, zu Vereinen, sogar der Kreis-Seniorenrat ist auf uns zugekommen.
Was will der vom Jugendgemeinderat?
Uns schwebt eine Veranstaltung nach amerikanischem Vorbild vor, bei der Menschen, in unserem Fall Senioren, von ihren besonderen Erfahrungen, Ideen oder wissenschaftlichen Erkenntnissen berichten. Ich denke, so können wir Jungen von den Senioren einiges lernen. Und vielleicht auch umgekehrt.
Gibt es konkrete Projekte, die Sie umgesetzt haben?
Wir haben im Juni zwei Open-Air-Kinoabende am Klostersee organisiert. Da kamen jeweils so 300 Leute – obwohl das Wetter nicht optimal war. Sehr aufwendig war unser Kampagne vor der Kommunalwahl. Wir haben bei den Erstwählern, vor allem den 16- und 17-Jährigen, geworben , zur Wahl zu gehen. Beim Thema Jugendzentrum sind wir sehr weit. Das war seit langem ein Thema in der Stadt, aber jetzt wird es konkret. Wir haben schon einige Gespräche mit den Fraktionen, dem Stadtjugendring und der Stadtverwaltung geführt und haben dafür Räume im Blick.
Wo?
Das werde ich Ihnen jetzt nicht sagen. Das ist noch nicht soweit.
Das haben Sie offenbar schnell von den Politikern gelernt: möglichst wenig sagen.
Wissen Sie, man sollte nur dann was sagen, wenn es sinnvoller ist als zu schweigen.