Machen Sie Baufinanzierungen eigentlich nur für Ihre Genossenschaftsmitglieder?
Ja. Wir vergeben ja schließlich auch das Geld unserer Mitglieder. Im Schnitt finanzieren wir zwischen 10 000 und 12 000 Immobilien pro Jahr neu
Jüngst haben Verbraucherschützer moniert, dass der Großteil der Banken Vorfälligkeitsentschädigungen falsch berechnet. Haben sich Kunden deswegen bei Ihnen beschwert?
Es gibt immer mal wieder Nachfragen, weil Kunden die Abrechnungen nicht verstehen oder mit niedrigen Kosten für die vorzeitige Auflösung eines Kredites gerechnet haben. In der Regel können wir Unstimmigkeiten ausräumen, zum Beispiel, indem wir den Kunden erklären, dass wir Sondertilgungsrechte mit einbezogen haben. Die Berechnungen sind äußerst komplex. Wir halten uns an die Regeln, die der BGH bei der Ermittlung von Vorfälligkeitsentschädigungen vorschreibt. Einige Kunden lassen den Kredit dann doch weiterlaufen, wenn sie sehen, dass ein vorzeitiger Ausstieg zu teuer wird.
Banken vergeben Immobiliendarlehen nur, wenn ihnen ein Einkommenssteuerbescheid vorliegt. Auf welcher Grundlage darf die Bank solch wertvolle Daten verlangen?
Wir vergeben ja kein eigenes Geld, sondern das Geld unserer Mitglieder. Deshalb müssen wir vor einer Kreditentscheidung auf bestmögliche Informationen dringen. Dazu gehört der Einkommenssteuerbescheid. Gehaltsabrechnungen sind immer nur eine Momentaufnahme. Und viele Daten, die aus dem Steuerbescheid hervorgehen, wie Freibeträge oder Unterhaltsverpflichtungen, müssen wir ohnehin abfragen. Ich kann nachvollziehen, dass der eine oder andere deswegen Bauchschmerzen hat. Aber die Banken sammeln die Daten ja nicht und verwerten sie selbstverständlich auch nicht.
Früher hieß es oft: Die Sparda-Bank hat gute Darlehenskonditionen, aber besonders schnell ist sie nicht. Ist das heute noch so?
Definitiv nein. Nach der Erstberatung ist für den Kunden klar, ob die Finanzierung machbar ist oder nicht. Wenn nötig, kriegen wir auch eine finale Zusage in 24 Stunden hin. Der Markt ist so eng, da ist Schnelligkeit entscheidend. Für einzelne Objekte haben wir schon bis zu sieben Finanzierungen für unterschiedliche Interessenten durchgerechnet – da sieht man, wie groß der Run auf interessante Objekte ist.
Thema Beratungsqualität. Die Ansprüche an die Berater wachsen. Noch nach Jahren kann der Einzelne für etwaige Fehler zur Verantwortung gezogen werden. Was tut die Sparda-Bank, damit Beratungsfehler vermieden werden?
Wir verfolgen einen sehr konservativen Beratungsansatz und treiben die Kunden nicht in unüberschaubare Risiken hinein. Unsere Kunden haben bei uns insgesamt 13 Milliarden Euro angelegt. Mit 10,9 Milliarden Euro entfällt der Löwenanteil davon auf transparente und gut abgesichert Tagesgelder und Spareinlagen. 1,3 Milliarden Euro sind in Investmentfonds der Union Investment angelegt, auch hier empfehlen wir Garantiefonds oder andere sicherheitsorientierte Anlagen. Schließlich entfällt noch etwa eine Milliarde Euro auf Bauspar- und Versicherungsprodukte.
Wertpapierberatung findet kaum noch statt. Die Banken meiden die Beratungsprotokolle. Wie verfahren Sie?
Da der Aufwand so extrem hoch ist, stellen die meisten Banken auf reine Eigendepots ohne Beratung um. Bei uns haben einige Kunden auch ihr Wertpapierdepot komplett ins Onlinebanking verlagert. Der verbliebene Rest nutzt etwa bei zwei Dritteln der Wertpapiertransaktionen die vorgeschriebene Beratung. Diese Quote ist relativ stabil geblieben. Wir scheuen uns auch nicht vor der aufwendigen Dokumentation. Man kann aber schon fragen, weshalb es nötig ist, den Beruf eines Kunden abzufragen, der 5000 Euro in einem Aktienfonds anlegen will. Das ist übertrieben streng.
Im November 2012 hat die Bafin ein Beraterregister eingerichtet. Seitdem stehen Berater unter besonderer Beobachtung. Was sind Ihre Erfahrungen mit dem Register?
Die Sparda-Bank hat 380 Berater in dem Register gemeldet. Seit der Einführung hatten wir neun Beschwerden, die wir der Bafin gemeldet haben. Das Schaden, den wir erstattet haben, belief sich auf knapp 4900 Euro. Das entspricht einer Schadenssumme von 0,002 Prozent bezogen auf den gesamten Wertpapierumsatz. Daran sieht man schon: Hier handelt es sich um eine absolute Überreglementierung.
Finden Sie noch genügend Berater? Die Menschen sollen immer mehr können, müssen auch nachts arbeiten und sind Druck von allen Seiten ausgesetzt.
Bisher haben wir keine Nachwuchsprobleme, weil wir viele junge Leute ausbilden. Die 24-Stunden-Bereitschaft muss ich erläutern: Wir haben gemeinsam mit anderen Banken ein Callcenter in Sankt Ingbert. Dort findet aber selten Beratung statt, da nutzen die Kunden vor allem Serviceleistungen. In den Filialen haben wir keine Stellenbesetzungsprobleme. Wir haben einen hohen Frauenanteil und dadurch eine gewissen Grundfluktuation. Wir haben aber auch viele Mütter die gerne zurückkommen und in der Beratung arbeiten.