Von einem guten Klima profitieren alle, sagt Barbara Bosch, die Präsidentin des Städtetags Baden-Württemberg. Bis 2030 wolle die Verwaltung mit allen Bereichen die Treibhausgase um 35 Prozent reduzieren.

Reutlingen - F

 


rau Bosch, was kann eine Stadt beitragen im Kampf gegen den weltweiten Klimawandel?
Sehr viel. Die Stadt Reutlingen ist zwar nur für einen kleinen Anteil der CO2-Emissionen direkt verantwortlich. Wesentliche Verursacher sind Haushalte, Industrie, Gewerbe, Handel und Verkehr. Aber zum Schutz des Klimas sind alle aufgerufen. Als Stadt wollen wir deshalb mit gutem Beispiel vorangehen. Bis 2030 will die Verwaltung mit allen Bereichen die Treibhausgase um 35 Prozent reduzieren.

Hat eine Kommune einen konkreten Nutzen, wenn sie das Klima schützt?
Sie profitiert tatsächlich und im übertragenen Sinne. Energetische Sanierungen im städtischen Gebäudebestand reduzieren die Energiekosten, vor allem aber senken sie den CO2-Ausstoß ganz erheblich. Und von einem guten Klima profitieren wir alle.

Was hat Reutlingen bereits erreicht?
Die Stadt beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren sehr intensiv mit dem Thema Klimaschutz. Dazu zählt vor allem die energetische Sanierung. Einen wichtigen Beitrag liefert hierbei das städtische Wohnungsunternehmen GWG mit seinem großen Gebäudebestand. Dort ist die Sanierungsquote überdurchschnittlich hoch, der CO2-Ausstoß konnte schon um 60 Prozent gesenkt werden. Die FairEnergie als kommunales Energieversorgungsunternehmen hat im Stadtgebiet die Gas- und Fernwärmeversorgung ausgebaut und den Einsatz von Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) verstärkt. Seit 2011 werden 90 Prozent der Fernwärme in KWK-Anlagen erzeugt, zudem wird Strom aus erneuerbaren Energien – Echazstrom und Neckarstrom – angeboten. Alle städtischen Gebäude werden seit 2009 ohnehin mit „blauem Echazstrom“ versorgt. Mit dem Einsatz der Wasserkraft sparen wir so jedes Jahr 2000 Tonnen Kohlendioxid. Aktuell gibt es 15 Fotovoltaikanlagen auf städtischen Gebäuden. Die Straßenbeleuchtung wird auf energiesparende LED-Lampen umgestellt. Die Liste ließe sich fortsetzen.

Haben Sie auch den Verkehr im Blick?
Mit einer Reihe von Maßnahmen. Seit 2006 setzen Stadtverwaltung und die Eigenbetriebe nur noch erdgasbetriebene Fahrzeuge ein. Die Stadt beauftragt seit langem Fahrradkuriere. Das kommunale Busunternehmen hat als eines der Ersten einen Hybridbus in Betrieb genommen. Aktuell befassen wir uns mit der Fortschreibung des Reutlinger Verkehrsentwicklungsplans. Ein wesentliches Ziel hierbei ist, den Umstieg vom Auto im Stadtgebiet zu erleichtern durch bessere Bedingungen für Rad- und Fußverkehr sowie für den öffentlichen Nahverkehr, etwa durch einen 15-Minuten-Takt.

Gibt es Pläne für die Zukunft?
Ein integriertes Klimaschutzkonzept Reutlingen ist dem Gemeinderat zur Beschlussfassung vorgelegt, mit Vorschlägen für ein Aktionsprogramm für die kommenden Jahre. Das Klimaschutzkonzept beinhaltet 62 Maßnahmen und reicht von einer Heizungspumpentauschaktion über den Aufbau einer Fotovoltaik-Dachflächen-Börse bis hin zur Einführung einer Energieagenda für städtische Gebäude.

Sehen Sie Klimaschutz als Querschnittsaufgabe?
Ja. Dazu zählt etwa der Grundsatz Innenentwicklung vor Außenentwicklung. Rund 60 Hektar Bauland sind in den letzten zehn Jahren ausschließlich auf innerstädtischen Brachflächen entwickelt worden. Dadurch konnten wertvolle Freiflächen erhalten werden. Letztendlich fängt Klimaschutz im Kopf an. 2012 ging das Projekt „Energiesparen an Schulen“ an den Start. Die Einsparungen kommen den Schulen für kleinere Anschaffungen zugute. Junge Menschen werden damit zu wichtigen Multiplikatoren.

Die Landesregierung erklärt in ihrem Youtubekanal das Klimaschutz-Gesetz so: