Der Stuttgarter Songwriter und Akkordeonist Stefan Hiss feiert an diesem Samstag mit einem Jubiläumskonzert den zwanzigsten Geburtstag seiner fünfköpfigen Band Hiss in den Wagenhallen.

Stuttgart - Hiss – das ist Leidenschaft mit Akkordeon, Verzweiflung mit Tiefgang, Kino für die Ohren. Der Stuttgarter Musiker Stefan Hiss ist seit zwanzig Jahren der Anführer der groovenden Fünf-Mann-Kombo.
Herr Hiss, Sie sind als Bandchef mit Akkordeon kein Popstar wie beispielse Andreas Gabalier geworden, aber dafür sind sie ein gut gebuchter Profi. Hätten Sie vor zwanzig Jahren für diesen Deal eingeschlagen?
Sowas sucht man sich nicht aus. Unser Plan war ja, das zu machen, was wir machen, und damit einen größeren Bekanntheitsgrad und beinahe auch schon einen Popstar- oder vielleicht eher Rock- oder Folkstar-Status zu erreichen. Das hielten wir damals für denkbar. Aber wenn ich wüsste, was ich machen müsste, um den Rang eines Gabalier zu erreichen, dann würde ich’s trotzdem nicht machen.
Was würde Sie davon abhalten?
Seine Musik ist mir zu tümlich und zu seicht. Sie bedient sich der Klischees der Volksmusik und den Klischees der Rockmusik, und das war mir immer zuwider.
Auch Hubert von Goisern spielt mit seiner Ziehharmonika in großen Hallen. Hiss hingegen tourt durch die Clubs.  
Er ist eine rühmliche Ausnahme: dass es in diesem Bereich Alpenrock jemanden gibt, der das mit Intelligenz paart. Als es den Süddeutschen Rundfunk noch gab, waren wir dort eine Hausnummer, und unsere Kreise waren groß. Wenn es so weitergegangen wäre, hätten wir vielleicht auch größere Massen erreicht.
Es gibt Leute, die behaupten, dass Hiss mit Akkordeon mehr zu sagen hat als manche Liedermacher mit Akustikgitarre. Was ermöglicht Ihnen das Akkordeon, was Ihnen eine Gitarre nicht erlauben würde?
Es ist viel lauter, und das prägt. Jedes Instrument bedingt die Art des Komponierens: Offene Akkorde, die auf der Gitarre schön schwingen, gehen mit dem Akkordeon nicht. Und diese Reduzierung bringt etwas anderes mit sich.
Sie haben in den letzten Jahren auch Soloprojekte verfolgt. Dennoch stand die Band Hiss nie zur Debatte. Ist das Ihre Band für die Ewigkeit.
Naja, die Ewigkeit ist ganz schön lang. Nachdem wir uns ja nicht im Teeniealter getroffen haben, merkt man jetzt schon, dass die nächsten zwanzig Jahre in dieser Besetzung fast ein bisschen optimistisch sind. Aber es gibt für uns keinen Grund, die Band zu ändern. Eine Familie löst man ja auch nicht auf, bloß weil die Mitglieder zu alt sind.
Was hat sich in zwanzig Jahren verändert?
Die Band hat eine viel größere Sicherheit. Komischerweise erlaubt man sich gleichzeitig viel mehr, weil man sagt: „Wenn wir’s machen, und der Text gut ist, dann ist es eh Hiss.“ Und unser Publikum ist intellektueller geworden. Vielleicht haben ja wir es gebildet.
Was darf das Publikum bei Ihrem Jubiläumskonzert in den Wagenhallen erwarten?
Es wird ein Querschnitt durch die letzten zwanzig Jahre – ein tolles Konzert, wie man es immer von Hiss erwarten kann.