Thomas Adler, Vorsitzender der Fraktionsgemeinschaft SÖS/Linke/PluS, fordert, das Großprojekt S 21 zu beenden. Er plädiert zudem für eine Citymaut und kostenlosen Nahverkehr.

Stuttgart - Thomas Adler ist neben Hannes Rockenbauch neuer Vorsitzender der Fraktionsgemeinschaft SÖS/Linke PluS, zu der nun auch Piraten und die Studentische Liste zählen. Er freut sich auf eine offene Diskussionskultur.
Sie haben, als die Bahn kürzlich einmal mehr einen Baubeginn verkündete, von einem Potemkischen Dorf gesprochen. Glauben Sie, das Projekt verhindern zu können?
Ich wollte damit ausdrücken, dass die Bahn und ihr Kommunikationsbüro permanent den Eindruck erwecken wollen, dass ein irreversibler Prozess abläuft. Es sind aber schon Bauprojekte, deren Kosten auch in die Milliarden gingen, in deutlich fortgeschrittenerem Baustadium beerdigt worden, wie etwa der Schnelle Brüter in Kalkar. Ich halte es deshalb für möglich und dringend nötig, dass Stuttgart 21 beendet wird.
Das Kommunikationsbüro steht immer wieder in der Kritik. Wie beurteilen Sie die Haltung der Stadt zur Öffentlichkeitsarbeit, die sie teilweise mitfinanziert?
Die Öffentlichkeitsarbeit der Stadt ist kläglich, auch nachdem Fritz Kuhn das Ruder übernommen hat. Der OB hatte angekündigt, dass er nicht weiterhin Desinformation erwartet. Tatsächlich macht das Büro weiter wie bisher, und Fritz Kuhn erweckt nicht den Eindruck, dass er dem Einhalt gebieten will. Es ist auch nicht sichtbar, dass er die Verwaltung als Kontrollinstrument neu ausrichtet.
Auch beim Wohnungsbau fordert Ihre Fraktionsgemeinschaft mehr städtischen Einsatz. Der OB setzt auch auf private Unterstützung. Was halten Sie davon?
Es ist eine Illusion zu hoffen, dass man durch schlichte Gesprächsrunden die Akteure in einem Markt, in dem viel Geld angelegt wird, das nach Verzinsung schreit, dazu bringt, sich sozialer als bisher zu verhalten. Wenn ein Umdenken stattfinden soll, muss die Stadt als maßgeblicher Akteur in diesen Markt eintreten und Programme für bezahlbaren Wohnraum auflegen.
Dafür gibt es die SWSG. Die städtische Wohnungsbautochter erscheint aus Ihrer Sicht aber untätig.
Die SWSG muss neu ausgerichtet werden. Für ein Unternehmen, dass der Schaffung von Wohnraum für diejenigen verpflichtet ist, die nicht auf Rosen gebettet sind, ist es eine völlige Fehlorientierung, im Bauträgergeschäft, etwa am Killesberg mitzumischen und auf hohe Renditen aus zu sein.
Die SWSG braucht Einnahmen, um ihre Sozialwohnungen in Schuss zu halten.
Der größte Teil kommt aus der Wohnraumbewirtschaftung und nicht aus dem Bauträgergeschäft. Gerade in der prekären Situation müssen die Akzente anders gesetzt werden. Es muss in günstigen Mietwohnungsbau investiert werden. Wir wollen, dass ein Programm von 60 Millionen Euro pro Jahr für einen Umfang von etwa 500 Wohnungen aufgelegt wird.