CDU-Landeschef Thomas Strobl strebt die Spitzenkandidatur für die Landtagswahl an. Doch als Generalsekretär unter Stefan Mappus war er nicht der Modernisierer, als der er sich heute bezeichnet. Im Interview räumt er Fehler im Zusammenhang mit Stuttgart 21 an.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Andreas Müller (mül)
Stuttgart – - Die Spatzen pfeifen es von den Dächern: CDU-Landeschef Thomas Strobl strebt die Spitzenkandidatur für die Landtagswahl an. Doch ist er nicht der einzige Aspirant. Und ihm hängt noch in den Kleidern, dass er als CDU-Generalsekretär unter Stefan Mappus nicht der Modernisierer war, als der er sich heute bezeichnet.
Herr Strobl, wer ist aus Sicht von Grün-Rot der beste CDU-Spitzenkandidat?
Das beschäftigt mich nicht. Über den Spitzenkandidaten der CDU wird niemand anderes als die Mitglieder der CDU Baden-Württemberg entscheiden. Das habe ich versprochen, und das halte ich.
Wir haben den Verdacht, dass Grün-Rot auf Sie setzt. Nach der Klausur der Landes-CDU twitterte ein Grünen-Minister: „Mappus-Generalsekretär will Spitzenkandidat werden. Na denn Jungs, warum schickt Ihr nicht gleich den Original-Mappus?“
Ja, insbesondere beim grünen Regierungsteil ist eine zunehmende Dünnhäutigkeit und Nervosität festzustellen. Das hängt damit zusammen, dass die Regierungsbilanz insgesamt nicht sehr überzeugend ist – etwa in der Bildungspolitik, in der Haushaltspolitik und bei der Verkehrsinfrastruktur. Es ist mehr als ernüchternd, was bei Grün-Rot von der viel beschworenen Politik des Gehörtwerdens übrig geblieben ist. Auch in den Umfragen hat Grün-Rot keine Mehrheit mehr.
Umso dankbarer könnte Grün-Rot sein, mit Ihnen die Erinnerung an den Ministerpräsidenten Stefan Mappus wieder aufzufrischen.
Auch vor der Bundestagswahl bin ich oft gefragt worden, ob Stefan Mappus und der Untersuchungsausschuss nicht eine schwere Belastung im Wahlkampf seien. Noch zwei Wochen vor der Wahl wurde geschrieben, Frau Merkel könne nicht auf die Landes-CDU zählen, da drohe ein Totalausfall. Dann haben die Wähler ihr Urteil gesprochen – knapp 46 Prozent für die CDU im Land, das beste Ergebnis aller CDU-Landesverbände. Für die Wähler waren andere Dinge entscheidend, und das wird auch bei der Landtagswahl so sein.
Kurz vor der Landtagswahl 2011 haben Sie gesagt, das erste Regierungsjahr von Stefan Mappus sei ein „gutes Jahr“ fürs Land gewesen, er stehe für „Vertrauen und Verlässlichkeit“. Ist das immer noch Ihre Meinung?
Die Aufgabenbeschreibung eines Generalsekretärs ist etwas anders als die eines Landesvorsitzenden oder gar eines Ministerpräsidenten. Vom Generalsekretär erwarten viele, dass er zuspitzt, dass er auch mal polarisiert. Ein Parteivorsitzender hat schon eine andere Rolle. Deswegen würde ich heute manches nicht mehr so sagen wie als Generalsekretär.
Kann man diese Rolle einfach abstreifen und plötzlich ein anderer sein? Die CDU war 2010 auf der Suche nach einem Wahlkampfthema und hat dann den Protest gegen Stuttgart 21 entdeckt, der – auch mit Ihrer Mitwirkung – in Teilen kriminalisiert wurde.
Eine kritische und von meiner Seite auch selbstkritische Rückschau ergibt zweifellos, dass in der heißen Phase von Stuttgart 21 Fehler gemacht worden sind – auf allen Seiten, auch von uns. Es gab auch bewusste Grenzüberschreitungen von Seiten der Gegner, und die Grünen haben immer fleißig Öl ins Feuer gegossen. Der CDU-Generalsekretär hat da sicher auf manchen harten Klotz einen groben Keil gesetzt.