Schön, wie er daraufhin sagt: „Kannsch halt ned andersch“ . . .
Daran sieht man doch, welch starke prägende Kraft das Schwäbische immer noch hat! Es gibt ja Leute, die sich das Schwäbische abtrainieren, deswegen ist in meinem Buch jemand wie Ulrich Bez interessant. Das ist der Manager, der in London den „Äschten Maartin“ wie er sagen würde, also den Sportwagenhersteller Aston Martin zum Erfolg geführt hat. Der schwätzt ein richtig breites Schwäbisch und sagt, er habe damit nie Schwierigkeiten gehabt, es sei eher im Gegenteil als Teil einer authentischen Persönlichkeit aufgenommen worden.

Eine Frage, die immer wiederkehrt, bezieht sich auf die Widerständigkeit der Schwaben, die im Zusammenhang mit Stuttgart 21 überall diskutiert wird.
Die Schwaben haben über Jahrhunderte vieles akzeptiert, weil der Begriff der Obrigkeit, also nicht gewählter, sondern von oben eingesetzter Autoritäten, eine große Rolle gespielt hat. Ich kenne das aus Neckar-Rems, das ging vom Bürgermeister bis zum Pfarrer. Dieser Begriff ist erst mit Stuttgart 21 ein bissle beerdigt worden. Da haben die Schwaben gemerkt, dass manche Obrigkeit doch nicht so toll ist.

Was unterscheidet die Schwaben denn von den Bayern, die ja sehr selbstbewusst mit ihrem kulturellen Erbe umgehen?
Die Bayern sind halt Angeber! Sich selber in Frage zu stellen, das kennt der Bayer nicht, das ist etwas typisch Schwäbisches. Das stört mich aber auch, das Ländle, Gärtle, Häusle, all diese Diminutive. Denn das Ländle ist ja eine starke Wirtschaftskraft, eine der größten in Europa. Und wir spielen das dauernd runter!

Die Autorin Sibylle Lewitscharoff hat im Gespräch gesagt, dass sie gerade das Bescheidene am Schwäbischen positiv finde. Blender gebe es doch eh schon genug.
Ja, aber in einer Mediengesellschaft muss man sich halt schon auch wehren, und sich leider auch selber verkaufen. Wenn man immer bescheiden in der Ecke steht, wird man am Schluss auch als der bescheidene Eckensteher dastehen.

Welche Rolle spielt der Dialekt heute noch für Sie persönlich?
Egal ob meine Frau und ich in Beirut waren oder in Südafrika, ich schwätz eigentlich immer und überall schwäbisch. Man kann da viele Dinge viel schöner sagen als im Hochdeutschen.

Und was ist Ihre schwäbische Lieblingsphrase?
Ha, so isch na au wieder! Das ist für mich die Patentformel für alles, das hat so etwas Entkrampfendes. Wenn man so will, ist es Hegels Dialektik auf einen Satz reduziert.