Porsche will in Zuffenhausen Elektroautos bauen. Betriebsratschef Uwe Hück verhandelt mit dem Vorstand über ein Konzept für eine „Fabrik 4.0“, berichtet er im StZ-Interview.

Politik: Matthias Schiermeyer (ms)

Stuttgart - Der Stuttgarter Sportwagenhersteller Porsche plant als siebte Baureihe ein Elektroauto. Für die ab 2020 angestrebte Produktion des Fahrzeugs soll eine Fabrik der Zukunft nach dem Modell der sogenannten Industrie 4.0 am Standort Zuffenhausen errichtet werden, wie der Porsche-Gesamtbetriebsratschef Uwe Hück im Interview der Stuttgarter Zeitung sagte.

 

Bis Dezember sollen die Verhandlungen von Vorstand und Gesamtbetriebsrat über ein Konzept für das sogenannte Projekt „Zeitenwende“ abgeschlossen sein.

Auch die Gewerkschaft soll umdenken

„Ich möchte das Auto 2020 haben – wir brauchen die Technologie der Zukunft“, sagte Hück. „Wir werden eine Fabrik in der Fabrik bauen, die Fabrik 4.0.“ Dabei würden die Beschäftigten von körperlicher Arbeit entlastet. Bisher seien die Roboter im Karosseriebau noch in Käfige gesperrt. Künftig würden Roboter und Menschen gemeinsam arbeiten. Das Projekt werde einen „erheblichen Beschäftigungszuwachs“ bringen. Der neue Karosseriebau und andere Vorhaben würden eine zusätzliche Investition von über einer Milliarde Euro bedeuten. Somit summierten sich die Investitionen über das Jahrzehnt hinaus auf zwei Milliarden Euro in Zuffenhausen. „Das hat es noch nie gegeben“, sagte er.

Das IG-Metall-Mitglied drängte auch die Gewerkschaft dazu, „Denkschranken zu überwinden“. Das bisherige System der Arbeitsentlastung müsse in Frage gestellt werden. „Wir müssen mehr Intelligenz reinbringen, sonst können wir die hohen Löhne bei uns nicht mehr finanzieren.“ Dies wäre auch eine Herausforderung für die Tarifpolitik. Als Beispiel nannte Hück die Steinkühlerpause, die es künftig in einer anderen Konstellation geben werde. „Wenn der Roboter dem Menschen Last abnimmt, braucht dieser auf Dauer andere Erholungsphasen als heute.“ Darüber hinaus müsse man den Kindern ehrlich sagen: „Ihr werdet nicht mit 65 in Ruhestand gehen können.“ Die junge Generation müsse mit Sicherheit bis 70 arbeiten.

Neues Ausbildungszentrum eröffnet

Wie jüngst Porsche-Chef Matthias Müller kritisierte auch Hück, dass Elektroautos vom Staat zu wenig gefördert würden. Die Politik sei weit entfernt vom Entwicklungsstand der Industrie. „Wir sind bei der Technik viel weiter, als die Infrastruktur es zulässt.“ Er sei der Meinung, dass es in Deutschland zu viele Bedenkenträger gebe.

Am Freitag hat Porsche nach zweijähriger Bauzeit sein neues Ausbildungszentrum in Zuffenhausen eröffnet. Der Neubau auf dem Gelände des ehemaligen Straßenbahndepots für bis zu 500 Auszubildende und Studenten hat 30 Millionen Euro gekostet. In besonderem Maße will sich man sich dort um Flüchtlinge kümmern. „Wir wollen Deutschkurse anbieten und im ersten Schritt 15 von ihnen ein Förderjahr bei Porsche machen lassen“, sagte Hück. Ziel sei es, ihnen die Ausbildungsreife zu vermitteln, damit sie nach dem Förderjahr ihre Lehre beginnen können. Jedes Vorstandsmitglied und er selbst übernähmen jeweils eine Patenschaft.