Von Betriebsratsseite hieß es, in der Ausschreibung würden nicht einmal mehr Zugbegleiter gefordert. Weniger Service gehe also gar nicht mehr.
Über einen so unkundigen Vorwurf musste ich wirklich lachen, gerade der noch gültige Verkehrsvertrag mit der DB Regio regelt nur, dass es zwar eine Fahrkartenkontrolle geben muss, aber keine Zugbegleitung. Wir werden zukünftig die Höhe der Begleitquote regeln. Auf manchen Strecken wird sogar jeder Zug begleitet.
Die Frage stellt sich dennoch: Wird ein Neuling von Beginn an den Bahnbetrieb mit guter Qualität garantieren können?
Natürlich, deshalb dauern die Verfahren doch so lange. Wenn wir uns Anfang 2015 entscheiden, hat das Unternehmen drei Jahre Zeit, sich vorzubereiten. Und es wird einen Probebetrieb geben. Aber mit Verlaub: in Stuttgart gibt es bei der S-Bahn nach der Ausschreibung permanent Probleme – und zwar ohne Betreiberwechsel. Wir versuchen jetzt, Gefahren zu reduzieren, etwa indem sich nicht jedes Unternehmen ein Neuwagenkonzept ausdenkt. Ich will möglichst einheitliches und kompatibles Wagenmaterial, damit dieses bei der nächsten Ausschreibung auch von einem anderen Betreiber übernommen werden kann.
Zur Infrastruktur gehören Wartungsbahnhöfe. Baut jetzt jeder Gewinner einer Ausschreibung einen mit Hilfe des Landes?
Wir haben gar kein Geld, um an x-beliebigen Stellen für private Unternehmen Wartungsanlagen zu fördern. Das müssen die Betreiber selbst regeln. Manche bewerben sich hier erst gar nicht, weil ihre nächste Wartungsanlage zu weit entfernt ist und ein Neubau zu teuer käme. Die DB will doch künftig stärker als Wartungsdienstleister auftreten; ein Modell, das es in der Luftfahrt schon lange gibt.
Dennoch haben sie gegenüber der Belegschaft Gesprächsbereitschaft signalisiert. Plagt Sie doch das schlechte Gewissen?
Nein, ich will lediglich unser Vorhaben noch einmal genau erläutern. Sollten wir tatsächlich eine sozialpolitische Lücke entdecken, werden wir reagieren, sofern das noch möglich ist. Ich muss aber auch sagen, dass die Beschäftigten bei der DB in einer Situation sind, die es sonst in keinem anderen Wirtschaftsbereich gibt. Man stelle sich nur vor, ein Automobilzulieferer verliert einen Vertrag und der Konkurrent müsste deshalb dessen Mitarbeiter übernehmen. Die für die DB-Regio-Beschäftigten neuen Bedingungen sind für die übrigen Arbeitnehmer in der Republik schon immer eine Selbstverständlichkeit gewesen.