Warum ist es aus Ihrer Sicht nicht sinnvoll, die Landerechte der Airlines der Golfstaaten zu Gunsten deutscher Hubs zu beschränken?
Die baden-württembergische Wirtschaft ist in hohem Maß international vernetzt und exportorientiert. Sie ist deshalb sehr an Direktflügen zum Golf und weitergehenden Anschlussflügen interessiert. Auch Dienstleister in der Region profitieren von Gästen aus dem arabischen Raum. Als Landesminister ist es meine Pflicht, mich für die wirtschaftliche Entwicklung des Landes einzusetzen, als Aufsichtsvorsitzender für die Interessen unseres Landesflughafens. Das Hubsystem, also Fluggäste an zentralen Flughäfen einzusammeln, damit Fernflüge voll besetzt werden können, ist prinzipiell sinnvoll. Allerdings gilt das auch für andere Drehkreuze. Und manche Direktflüge, zum Beispiel in die USA oder Richtung Südosten, funktionieren eben auch direkt, wenn genügend Bedarf da ist. Stuttgart und Baden-Württemberg sind keine zweitklassige Provinzregion, die nur als Hinterland zu Frankfurt und München taugt.
Sind Sie nicht der Ansicht, dass die staatliche Unterstützung der Golf-Airlines und die ihnen unterstellte Missachtung von Arbeitnehmerrechten eine Restriktion rechtfertigen?
Zunächst einmal sollten wir festhalten, dass auch der deutsche Luftverkehr von allerlei staatlichen Unterstützungen über viele Jahrzehnte bis heute profitiert hat. Die Flughäfen und die dazugehörige Verkehrsinfrastruktur werden teils bis heute mit öffentlichen Mitteln ausgebaut und subventioniert. Im Übrigen gelten in Deutschland für alle die gleichen Arbeitnehmerrechte. Dass sich diese Rechte auch in den Golfstaaten verbessern, ist mir ein Anliegen. Dem Bundesverkehrsminister geht es doch nicht in erster Linie darum, Arbeitnehmerrechte bei den Golf-Airlines durchzusetzen, sonst müsste er ja alle Flugverbindungen deswegen absagen. Es geht ihm offenbar um Marktabschottung im Interesse der Lufthansa und ihrer Hubs. Wenn es um Arbeitnehmerrechte ginge, müsste er bei den dortigen Airlines und Regierungen vorstellig werden.
Welche Bedeutung hat aus Ihrer Sicht der Incoming-Verkehr durch die Strecke für Stuttgart, die Region und das Land?
Die Direktverbindung von Abu Dhabi nach Stuttgart hat viele Araber nach Stuttgart, in die Region und das Land gebracht. Sie wären ohne diese Verbindung kaum gekommen. Diese Gäste haben in Baden-Württemberg viel Geld liegen lassen, beim Einzelhandel, in den Hotels, in der Gastronomie, in Krankenhäusern oder Arztpraxen.