Fühlen Sie sich ungerecht behandelt?
Es ist klar, dass ich einen anspruchsvollen Job habe und die Verantwortung im sportlichen Bereich sehr groß ist. Der stelle ich mich. Aber: es hat sich auch in den vergangenen Jahren rund um den Verein vieles positiv entwickelt. Nur ein kleines Beispiel: unsere Jugendarbeit hat sich wieder stark verbessert. Das lasse ich mir nicht nehmen.
Aber dem Profiteam droht der Abstieg . . .
. . . und dann hast du natürlich wenig Argumente. Mir ist bewusst, dass die Tabellensituation alles andere überdeckt. Und wenn es sportlich nicht läuft, wird eben alles in einen Topf geworfen. So ist das Geschäft. Das ist aber manchmal sehr schade. Denn der Posten eines Vorstands beim VfB Stuttgart bedeutet nicht allein, die Tabelle im Blick zu haben. Es geht auch darum, Dinge für die Zukunft anzuschieben und den Verein weiterzuentwickeln. Da sind wir auf einem sehr guten Weg.
Aber ist am Ende nicht alles für die Katz, wenn der VfB absteigt?
Nein. Es kommt immer darauf an, wie stark man in so einem Fall als Verein ist. Entscheidend ist die Frage, ob man auch dann einen Weg weitergehen will, von dem man überzeugt ist. Ich bin sicher: diese Saison ist für uns alle eine Riesenprüfung, die uns für die Zukunft weiterbringen wird.
Im Moment wollen die Leute aber vor allem Erklärungen dafür haben, warum der VfB vor dem Abstieg steht.
Für diese Saison und die Art und Weise, wie die Spiele abgelaufen sind, gibt es keine einfache Erklärung. Wir haben sicher auch unglaubliches Pech gehabt. Wir haben 28 Punkte nach Führungen verloren, und das liegt sicher nicht an mangelnder Kondition. Das ist ein sensationeller Negativwert, den es in der Liga noch nie gegeben hat. Wäre es etwas besser gelaufen, könnten wir nun dort stehen, wo wir es uns alle im Sommer gewünscht haben.
Jetzt steht der Verein ganz unten. Würden Sie einschlagen, wenn man ihnen zum jetzigen Zeitpunkt die Relegation anbieten würde?
In unserer Situation ist Platz 16 das Minimalziel. Das Maximalziel besteht darin, über dem Strich zu stehen.
Wie schwer lastet im Augenblick die Verantwortung auf Ihnen?
Natürlich spüre ich sie. Und natürlich sind Situationen wie nach dem Spiel gegen Eintracht Braunschweig, als die Fans mich wüst beschimpft haben, nicht angenehm. Aber ganz ehrlich: davor renne ich doch nicht weg. Ich habe auch schon ganz andere Situationen erlebt.
Wirklich? Ist das momentan nicht der schwerste Sturm in Ihrer Karriere?
Ich habe erlebt, dass mein Gehaltszettel auf der ersten Seite der „Bild“-Zeitung abgebildet war. Da wurde es richtig kriminell, da gab es böse Anrufe. Das waren die ganz dunklen Zeiten, die mich schwer beschäftigt haben.
Damals waren Sie aber nur für sich selbst verantwortlich – jetzt tragen Sie die Verantwortung für einen ganzen Verein.
Aber ich bin doch nicht alleine. Es ist ganz wichtig, dass es zum Beispiel in Bernd Wahler auch noch einen Präsidenten gibt, der einen klaren Blick hat. Wir haben immer gesagt, dass wir die Situation nur gemeinsam meistern können. Es funktioniert nur, wenn alle Rädchen ineinandergreifen.