Martin Harnik hat beim VfB Stuttgart den Anspruch, ein Führungsspieler zu sein – und sitzt doch nur auf der Bank. Im StZ-Interview erklärt er, warum ihm das trotzdem keine schlaflosen Nächte bereitet.

Stuttgart – - Seit Wochen sitzt Martin Harnik beim VfB Stuttgart nur auf der Ersatzbank. Beim Auswärtsspiel auf Schalke hofft der Stürmer morgen auf eine neue Chance – wird aber nicht die Nerven verlieren, wenn er auch weiterhin zuschauen muss. „Es gibt nur wenige Fußballprofis, die solche Phasen nicht haben“, sagt der 26-Jährige.

 
Herr Harnik, wie intensiv beschäftigen Sie sich damit, den VfB im Winter zu verlassen?
Ganz ehrlich: damit beschäftige ich mich gar nicht. Ich bin niemand, der einfach so vor irgendetwas davonläuft. Wenn ich den VfB irgendwann verlassen sollte, dann will ich es als Stammspieler tun. Und nicht als Reservist, über den die Leute womöglich sagen: gut, dass er endlich weg ist.
Sie bleiben also auf jeden Fall?
Wenn im Winter ein Angebot kommen sollte, dann wird man sich das anhören und darüber sprechen. Aber ich gehe dieses Thema überhaupt nicht aktiv an. Warum auch? Ich streiche doch nicht die Segel, nur weil ich gerade auf einer kleinen Talfahrt bin. Schon als ich meinen Vertrag bis 2016 verlängert habe, war mir klar, dass es nicht immer nur steil bergauf gehen kann.
Aber Sie werden auch nicht eingeplant haben, wochenlang auf der Bank zu sitzen.
Mein Gott, seit ich in Stuttgart bin, habe ich fast jedes Spiel bestritten, davon bestimmt drei Viertel von Beginn an. Jetzt saß ich eben mal drei Spiele hintereinander draußen. Das wird sich auch wieder ändern. Es gibt nur wenige Fußballprofis, die solche Phasen nicht haben.
Dann gibt es keinen Anlass Grundsätzliches infrage zu stellen und zu grübeln, was falsch laufen könnte?
Nein. Wichtig ist, die Ruhe zu bewahren und weiter Gas zu geben. Ich habe kein Problem mit dem Trainer, ich habe auch keine Probleme mit der Mannschaft. Ich konnte zuletzt schlicht meine Leistung nicht abrufen. Darauf hat der Trainer reagiert. Das ist die logische Konsequenz.
Haben Sie mal mit dem Trainer gesprochen?
Natürlich reden wir miteinander. Aber ich brauche nicht jede Woche ein Gespräch. Ich bin ja keine 18 mehr und interpretiere in jede Entscheidung irgendetwas hinein. Ich bin 26 Jahre alt, lange genug im Verein und weiß, wie man mit so einer Situation umzugehen hat. Der Fußball ist letztlich simpel: Bringst du Leistung, dann spielst du auch. Andernfalls sitzt du draußen.
Woran liegt es, dass Sie ihre Leistung zuletzt nicht bringen konnten?
Es gibt dafür keine einfache Erklärung, so nach dem Motto: es liegt daran, dass ich morgens immer mit dem falschen Bein aufstehe, oder daran, dass ich zu lange mit meinen Hunden im Wald spaziere.
Sondern?
Ich arbeite so hart wie sonst auch, ich versuche, mir im Training den Hintern aufzureißen. Auch in den Spielen bin ich so engagiert und ehrgeizig wie immer. Aber dann verspringt eben mal ein Ball, dann kommt ein Pass nicht an. Und dann ist dein Selbstvertrauen dahin, das sowieso nicht mehr so groß ist, wie es einmal war. Da kommt eines zum anderen. Der Trainer kann nur elf Mann aufstellen – und ich bin momentan nicht dabei. Punkt. Ich mache mich deshalb nicht verrückt.
Das klingt so abgeklärt. Es muss doch furchtbar frustrierend sein, wenn man den Anspruch hat, ein Führungsspieler zu sein, und sich auf der Bank wiederfindet?
Man muss an dieser Stelle differenzieren. Natürlich bin ich enttäuscht, wenn ich nicht spiele. Und natürlich möchte ich, dass sich meine Situation schnellstmöglich ändert. Aber mir geht es immer noch gut. Und es liegt nur an mir selbst, dass sich meine Situation ändert.

VfB-App