Sport: Heiko Hinrichsen (hh)

Wir arbeiten täglich sehr lang und sind konzentrierter. Der Zusammenhalt ist ebenfalls gewachsen. Und jeder fragt sich selbst, was er an sich verbessern kann. Die ersten Erfolge sieht man: Wir sind jetzt mental 90 Minuten frisch, und wir sind auch körperlich besser drauf. Das zeigt doch allein das Wolfsburg-Spiel. Der Ausgleich fiel nach 94 Minuten.

 

Muss man sich also weniger Sorgen um den VfB machen?

Es liegen noch große Aufgaben vor uns. Gegen Werder Bremen, den 1. FC Kaiserslautern und den 1. FC Köln treffen wir in den nächsten drei Bundesligaspielen auf Mannschaften, die auch hinten drinstehen. Wir hätten am vergangenen Sonntag gegen den VfL Wolfsburg gerne gewonnen, weil wir davor eine kleine Serie gestartet hatten. Das hat dann leider nicht geklappt. Aber wir haben auch nicht verloren - das spricht für unsere Moral.

Sie wurden mit dem VfB 2007 Deutscher Meister, sind trotz Ihrer erst 23 Jahre schon lange dabei. Sehen Sie sich in der Mannschaft als Führungsspieler?

Man muss auch mal von dem Glauben wegkommen, es gäbe in einem Team nur einen Leitwolf. Den gibt es in unserer Mannschaft momentan nicht. Vielmehr geht es darum, die Verantwortung auf mehrere Schultern zu verteilen.

Sie können zurzeit etwas durchschnaufen, weil Sie nicht für die Nationalelf nominiert sind. Wie sehr schmerzt das andererseits?

Es ist immer eine schöne Sache, wenn man Länderspiele bestreiten kann. Aber momentan soll es einfach nicht sein. Das muss ich akzeptieren. Vor allem am Anfang war es sehr schmerzhaft, nicht mehr dabei zu sein. Auch, weil ich davor immer nominiert war. Da macht man sich schon Gedanken. In die Nationalmannschaft reinzukommen, das ist die eine Sache; drinnen zu bleiben ist aber noch schwerer. Doch am schwersten ist es, wieder reinzukommen, wenn man mal draußen war.

Warum ist das so?

Es rücken ständig neue Spieler nach, die dann im Fokus stehen. Außerdem tut man sich etwas leichter, wenn man mit dem Verein erfolgreich ist, weil es ein Vorteil ist, wenn man etwa in der Champions League spielt oder in der Bundesliga unter den ersten drei steht. In einem erfolgreichen Team sieht jeder besser aus. Aber ich bin erst 23 Jahre alt, also viel zu jung, um das Kapitel Nationalelf abzuhaken. Ich werde mir wieder meine Chance erarbeiten.

Sind Sie ein Spieler, der seine Leistungen kritisch hinterfragt?

Diese Saison ist auch bei mir sicherlich nicht optimal gelaufen. Da ist es erst einmal egal, ob meine Verletzungen oder andere Dinge die Hauptursache dafür waren.

Sie wurden beim 1:4 gegen Nürnberg ausgepfiffen. Wie haben Sie darauf reagiert?

Das hat mich die nächsten ein, zwei Tage beschäftigt. Aber danach muss man das abhaken. Es ist eben im Fußball so: Wenn du erfolgreich bist, wirst du schnell hochgejubelt. Und wenn es nicht so läuft, dann gibt es auch mal Pfiffe. Die muss man im Profifußball ausblenden können und sich schnell auf die eigenen Stärken besinnen. Wenn man mit Pfiffen nicht umgehen kann, wird das bei manchem zu einem mentalen Problem.

Wie lebt es sich als Profi im Abstiegskampf - das ist ja eine neue Erfahrung für Sie?

Als Fußballer hat man fast 24 Stunden seinen Sport im Kopf. Daher kommt man schon ins Grübeln, wenn man in der Tabelle unten steht. Ich mache in solchen Situationen vieles mit mir selbst aus, bekomme aber auch von meiner Familie und meiner Freundin viel Zuspruch und Unterstützung.

Es gab bei aller Kritik aber auch Lob für Sie: Etwa nach dem wichtigen 3:2-Sieg in Gladbach, wo Sie der Manager Fredi Bobic zum "besten Mann auf dem Platz" kürte.

Ich denke auch, dass ich mehr richtig als falsch gemacht habe. Die Partien, nach denen der Trainer, der Verein und ich mit mir zufrieden waren, überwiegen. Meine Zweikampfwerte zum Beispiel sind auch im Vergleich mit den anderen Innenverteidigern aus der Bundesliga gut. Da muss ich mich nicht verstecken.

Was sind die Lehren aus dieser Saison - was muss sich beim VfB in Zukunft ändern?

Wir dürfen jetzt noch nicht über die Zukunft sprechen, weil wir uns noch mitten im Abstiegskampf befinden. Wir haben zu lange gedacht, dass wir mit einer guten Rückrunde schnell da unten wieder rauskommen. Aber das klappt natürlich nicht jedes Jahr.

Und was läuft inzwischen besser?

Wir arbeiten täglich sehr lang und sind konzentrierter. Der Zusammenhalt ist ebenfalls gewachsen. Und jeder fragt sich selbst, was er an sich verbessern kann. Die ersten Erfolge sieht man: Wir sind jetzt mental 90 Minuten frisch, und wir sind auch körperlich besser drauf. Das zeigt doch allein das Wolfsburg-Spiel. Der Ausgleich fiel nach 94 Minuten.

Muss man sich also weniger Sorgen um den VfB machen?

Es liegen noch große Aufgaben vor uns. Gegen Werder Bremen, den 1. FC Kaiserslautern und den 1. FC Köln treffen wir in den nächsten drei Bundesligaspielen auf Mannschaften, die auch hinten drinstehen. Wir hätten am vergangenen Sonntag gegen den VfL Wolfsburg gerne gewonnen, weil wir davor eine kleine Serie gestartet hatten. Das hat dann leider nicht geklappt. Aber wir haben auch nicht verloren - das spricht für unsere Moral.

Sie wurden mit dem VfB 2007 Deutscher Meister, sind trotz Ihrer erst 23 Jahre schon lange dabei. Sehen Sie sich in der Mannschaft als Führungsspieler?

Man muss auch mal von dem Glauben wegkommen, es gäbe in einem Team nur einen Leitwolf. Den gibt es in unserer Mannschaft momentan nicht. Vielmehr geht es darum, die Verantwortung auf mehrere Schultern zu verteilen.

Werden Sie dem VfB nach dem Saisonende erhalten bleiben?

Ich bleibe beim VfB, schließlich habe ich erst im vergangenen Sommer meinen Vertrag bis 2014 verlängert. Ich bin in Stuttgart sportlich groß geworden und spiele gerne hier. Sicher gab es vor einem Jahr unter Christian Gross Probleme, weil es immer schwierig ist, wenn der Trainer und ein Spieler nicht harmonieren. Aber dann habe ich verlängert, obwohl ich vorigen Sommer ablösefrei war.

Von den Kickers zum VfB

PrivatesSerdar Tasci, am 24. April 1987 in Esslingen geboren, hat zwei Schwestern. Sein Vater Nihat war Baggerfahrer und besitzt wie die Mutter Sümbül weiterhin die türkische Staatsbürgerschaft. Tascis Großeltern - den Nachnamen spricht man auf Türkisch Taschi aus - kamen in den sechziger Jahren aus dem Nordosten der Türkei nach Deutschland.

Sportliches Serdar Tasci spielte zunächst beim SC Altbach und wechselte 1999 als Zwölfjähriger von den Stuttgarter Kickers in die Jugend des VfB Stuttgart.