Winfried Hermann spricht über den Spatenstich mit Volker Kefer und die Direktanbindung der Gäubahn an den Flughafen.

Chefredaktion : Holger Gayer (hog)

Stuttgart - Am 25. Mai startet der Filderdialog zu Stuttgart 21. Das Land will dabei von der Vorgabe abrücken, dass jeder Zug zum Flughafen fahren muss. Stattdessen plädiert der Verkehrsminister Winfried Hermann für einen Ausbau der S-Bahn-Verbindung und einen zentralen Umsteigebahnhof in Vaihingen. „Die Kosten dafür liegen unter dem, was wir auf den Fildern sparen können“, sagt Hermann.

 

Herr Hermann, wie viel Spaß hat es dem Verkehrsminister gemacht, am Montag zusammen mit seinem Freund Volker Kefer, dem Technikvorstand der Bahn, den Spaten in die Neubaustrecke zu stechen?
Wir sind keine engen Freunde. Wir pflegen beide eine sachlich korrekte und menschlich freundliche Beziehung, auch wenn wir unterschiedliche Interessen vertreten. Wir hassen uns nicht, wie manche vielleicht denken. Ich kenne Volker Kefer vermutlich schon länger als jeder andere Politiker in Baden-Württemberg, und wir haben auch schon ein Bier zusammen getrunken.

Und wie nahe ist Ihnen die Neubaustrecke?
Die Neubaustrecke ist ein zentrales Projekt im Koalitionsvertrag und war nie so heftig umstritten wie Stuttgart 21 . . .

Einspruch. Der Grüne Winfried Hermann hat sehr wohl Kritik daran geübt.
Ich habe kritisch angemerkt, dass ich es für ein großes Manko halte, wenn eine teure Neubaustrecke nicht für schwere Güterzüge geeignet ist. Dazu stehe ich auch heute noch, aber das ist Geschichte. Wer in einer Demokratie Verantwortung übernimmt, muss auch zu Entscheidungen stehen, die anders ausgegangen sind, als man es sich selbst gewünscht hatte. Deshalb danke ich nicht gleich ab. Ich habe jetzt den Auftrag, das Projekt kritisch-konstruktiv zu begleiten, daraus werde ich das Beste machen.

Das heißt, dass Macht und Posten wichtiger sind als Überzeugungen?
Nein, das heißt, dass der Wille des Volkes respektiert werden muss. Dieser Grundsatz ist der höchste überhaupt in einer Demokratie.

Und was tut der kritisch-konstruktive Verkehrsminister in Sachen Neubaustrecke?
Es muss beispielsweise dafür gesorgt werden, dass beim Bau der Neubaustrecke alle ökologischen Aspekte beachtet, die Umwelt geschont und bei Eingriffen angemessene Ausgleichsmaßnahmen durchgeführt werden. Und es muss verhindert werden, dass die Beschleunigung des Personenverkehrs zwischen Stuttgart und Ulm zu sehr zu Lasten des regionalen Nahverkehrs im ländlichen Raum geht. Der Ausbau des S-Bahn-Netzes, der fünfte Bahnsteig in Ulm und die Elektrifizierung der Südbahn sind genauso wichtig. Bahn und Bund haben immer behauptet, dass die Projekte sich nicht im Weg stehen und darauf pochen wir auch.

Nun hat der Verkehrsminister einen Streckenausbau eingeweiht, bei dem noch drei Abschnitte nicht planfestgestellt sind . . .
Bei allen großen Bahnprojekten haben wir die Situation, dass mit den Arbeiten begonnen wird, bevor die Planfeststellung für das gesamte Projekt vorliegt. Dazu kann ich nur sagen: Wir achten auf ein rechtlich einwandfreies Verfahren. Das Land hat hier keine Einflussmöglichkeiten. Wenn sich die Genehmigungen verzögern, weil Regularien nicht beachtet wurden oder es an Einwänden scheitert, ist das Sache der Bahn als Bauherrin von Stuttgart 21 und der Neubaustrecke.