Dem baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) macht die herbe Niederlage seiner Partei bei der Bundestagswahl zu schaffen.

Stuttgart - Herr Kretschmann, die Grünen liegen unter ihrem Ergebnis von 2009, wendet sich der Trend?
So pauschal würde ich das nicht sagen. Wir haben aber bei dieser Wahl klar eine herbe Niederlage erlitten. Wir müssen jetzt herausfinden, woran das lag, und uns neu orientieren.
Sind die Grünen eher links auf der falschen Position?
Regierungsmehrheiten gewinnt man, wenn man in die Mitte geht. Wir haben den Eindruck erweckt, wir seien eine Verbotspartei, wir haben bei den Steuern Maß und Mitte verlassen. Da entstand heftiges Misstrauen uns gegenüber. Unser Gewinnerthema, die Energiewende, ist in den Hintergrund geraten. Wir haben offensichtlich unsere potenzielle Wählerschaft nicht mobilisieren können.
Ihre Strahlkraft und die Ihrer Regierung hat sich nicht auf die Bundestagswahl erstreckt. Woran lag’s?
Es war eine Bundestagswahl. Da stehen andere Personen und Programme im Vordergrund. Ich sehe da keinen Zusammenhang zum Land. Die Landtagswahl ist in zweieinhalb Jahren. Dann wird über die Politik der grün-roten Landesregierung geurteilt.
Wird das Regieren leichter, jetzt, da Ihr Koalitionspartner SPD vor den Grünen liegt?
Es war immer eine starke Nervosität da. Ich nehme stark an, dass das nun beendet ist. Wir müssen das öffentliche Fingerhakeln beenden und uns auf unsere Aufgaben im Land konzentrieren. Wir haben eine gute Regierung.
Sollte es in Berlin zu einer Großen Koalition kommen, ist dann Baden-Württemberg lahmgelegt?
Warum soll uns das lähmen? Wir haben im Bundesrat immer noch eine rot-grüne Mehrheit. Im Land sind wir eine eigene Koalition, der Bund kann uns nicht einfach reinregieren. Ich sehe das sehr gelassen.
 

Die Ereignisse des Wahltags können Sie hier nachlesen. Reaktionen der Stuttgarter Bundestagskandidaten im Rathaus zeigen wir im Video.