Wolfram König, der Chef des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS), zeigt im Gespräch mit StZ-Korrespondentin Bärbel Krauß Schwachstellen bei der Endlagersuche auf. Und er spricht sich indirekt dafür aus, Castoren statt in Gorleben in Neckarwestheim oder Philippsburg zwischenzulagern.

Politik/Baden-Württemberg : Bärbel Krauß (luß)
Berlin – Der Chef des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS), Wolfram König, spricht sich dafür aus, die noch ausstehenden Glaskokillen mit Atommüll aus den Wiederaufarbeitungsanlagen in La Hague und Sellafield „in grenznahen oder gut zu erreichenden Standorten“ unterzubringen. „Wenn ein Castorzug erst das eine, dann das andere Ende der Republik ansteuern müsste, wäre das nicht klug“, sagt König in einem Interview mit der Stuttgarter Zeitung. Damit reagiert er auf den Kompromissvorschlag zur Endlagersuche, den Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) und die niedersächsische Landesregierung am Wochenende ausgehandelt haben, wonach künftig keine Castoren mehr in Gorleben zwischengelagert werden sollen. Folgen der Bund und die Länder bei ihren weiteren Gesprächen über die Endlagersuche Königs Vorschlag, dann würde eine Unterbringung einiger dieser Castoren in einem der beiden baden-württembergischen Zwischenlager wahrscheinlich. Sowohl in Philippsburg als auch in Neckarwestheim sind die Lagerkapazitäten dem Vernehmen nach nicht ausgeschöpft. In den vergangenen Tagen hat das Stuttgarter Umweltministerium zur Rechtslage erklärt, es müssten zunächst genauere Informationen über die Vereinbarung der Bundesregierung mit dem Land Niedersachsen und deren geplante rechtliche Umsetzung vorliegen, bevor Aussagen zur Zwischenlagerung des noch ausstehenden Atommülls getroffen werden könnten.

Unnötige Transportstrecken vermeiden

 
„Es geht auch darum, unnötige Transportstrecken zu vermeiden“, betont König in dem Interview, „deshalb bieten sich grenznahe oder gut zu erreichende Standorte an“. Er wendet sich gegen eine dezentrale Verteilung der noch ausstehenden Atommülltransporte auf die Kraftwerksstandorte, an denen sie angefallen sind. „Es würde dem Anspruch der Risikominimierung fundamental widersprechen, wenn Züge aufgesplittet würden“, betont König. Wie berichtet, müssen in den kommenden Jahren noch 21 Behälter mit hochradioaktivem Nuklearmüll aus der Wiederaufarbeitungsanlage in Sellafield und fünf Behälter aus dem französischen La Hague in Deutschland zwischengelagert werden. Die Transporte werden nach dem jetzigen Planungsstand nicht vor 2015 beginnen. Während die baden-württembergischen Zwischenlager-Standorte Philippsburg und Neckarwestheim von La Hague aus am besten zu erreichen wären, würden die kürzesten Transportwegen für den „Restmüll“ aus Sellafield eine Zwischenlagerung in den schleswig-holsteinischen Standorten Brunsbüttel oder Brokdorf nahelegen. König, der den zwischen der Bundesregierung und dem Land Niedersachsen ausgehandelten Kompromissvorschlag insgesamt positiv bewertet, dringt darauf, den Menschen in der Nähe der Zwischenlager „die Sicherheit zu geben, dass die Hallen nicht schleichend zu verkappten Endlagern werden“. Dazu sei es wichtig, „dass die zeitlichen Begrenzungen der Zwischenlager ernst genommen werden“. Außerdem „müssen wir jetzt gewährleisten, dass später nicht die billigste Variante gewählt wird: den Atommüll ins Ausland zu verschieben.“