Die Feuerbacher Bezirksvorsteherin Andrea Klöber spricht im Interview über wichtige Themen im Jahr 2017. Eine Aufgabe besteht darin, den Ortskern und die Einkaufsmeile weiter aufzuwerten.

Feuerbach - Es war ein ereignisreiches Jahr – auch für Feuerbach. Viele Projekte wurden angestoßen und sollen im kommenden Jahr weitergeführt werden. Eines dieser Projekte betrifft die Stärkung der Feuerbacher Einkaufsmeile. Eine wichtige Aufgabe für 2017 sieht Bezirksvorsteherin Andrea Klöber deshalb darin, den Ortskern attraktiv zu halten. Neu in den städtebaulichen Fokus rücken Gebiete wie Feuerbach-Ost und die City-Prag.

 
Frau Klöber, um das Thema Feinstaub kommt ja momentan keiner herum: Blieb ihr Auto in der Garage, wenn Alarm war?
Ja, abgesehen davon, nutze ich dienstlich fast ausschließlich öffentliche Verkehrsmittel, das Fahrrad oder meine Füße. Das Auto bleibt bei mir in der Regel im Carport.
Da sind Sie wohl eher die Ausnahme. Oder hatten Sie das Gefühl, dass sich die Einstellung der Feuerbacher aufgrund der häufigen Feinstaubalarme verändert hat?
Eigentlich nicht, die Leute waren zwar gut informiert, aber die meisten haben trotzdem das Auto benutzt.
Kommendes Jahr ist Bürgerversammlung . . .
Die heißt jetzt Einwohnerversammlung und findet am 15. Mai 2017 in der Festhalle statt.
Welche Themen werden bei der Einwohnerversammlung zur Sprache kommen, weil sie den Bürgern – pardon den Einwohnern – unter den Nägeln brennen?
Ich könnte mir vorstellen, dass neben dem Thema Verkehr auch der Müll eine Rolle spielen wird. Das Thema beschäftigt viele.
Inwiefern?
Die Leute beschweren sich über den Müll im öffentlichen Raum. Allerdings haben wir die Let’s-Putz-Aktivitäten intensiviert. Da geht es vor allem um die Grünbereiche Sportpark, Lemberg oder Feuerbacher Tal. Der Müll auf der Stuttgarter Straße und im Ortskern ist ein anderes Thema.
Wäre es nicht ebenso simpel wie sinnvoll, größere Abfallkörbe aufzustellen?
So ist es. Deshalb sollen die jetzigen Behälter nach und nach ausgetauscht und durch größere ersetzt werden. Als erster wird der Abfallkorb an der Ecke Klagenfurter/Stuttgarter Straße ersetzt. Im Rahmen der Initiative „Stadtteilzentren konkret“ habe ich mit der Abfallwirtschaft Stuttgart (AWS) Kontakt aufgenommen und um Unterstützung gebeten.
Gab es nicht unlängst ein Treffen, wo es um die Aufwertung der Stuttgarter Straße ging?
Stadtteilmanager Torsten von Appen, der örtliche Gewerbe- und Handelsverein und ich haben dieses nichtöffentliche Treffen durchgeführt. Eingeladen waren in erster Linie Eigentümer, die an der Feuerbacher Einkaufsstraße Immobilien besitzen. Auch in anderen Stadtbezirken gibt es verstärkt Initiativen, um die Ortskerne attraktiver zu gestalten.
Um welche Themen ging es in Feuerbach?
Um Sauberkeit, Leerstand, aber auch um den wachsenden Verkehr, Fußgängerüberwege und die Gestaltung des öffentlichen Raums. Die Stuttgarter Straße hat einen guten Ruf zu verteidigen. Es hat sich aber einiges verändert – und leider nicht nur zum Guten.
Deshalb will man die Akteure an einen Tisch bekommen, um gegenzusteuern.
Genau: Das Thema heißt ‚Kräfte bündeln’. Beim ersten Treffen wurden viele gute Ideen entwickelt. Im Februar soll das zweite Treffen stattfinden. Fest steht, dass die Stadt nicht alleine zur Attraktivität der Stadtteilzentren beitragen kann. Alle Akteure müssen gemeinsam an einem Strang ziehen. Angesprochen werden Einzelhändler, Dienstleistungsanbieter und Hauseigentümer.
Warum lässt man manche Objekte an der Stuttgarter Straße so verkommen? Eigentum verpflichtet, heißt es doch.
Es stimmt schon, dass verschiedene Objekte dringend eine Aufwertung nötig hätten. Ich will aber gar nicht ins Detail gehen, sondern auf folgendes hinweisen: Es gibt Untersuchungen, die belegen, dass das gesamte Umfeld in eine Trading-Down-Spirale gerät, wenn einzelne Gebäude an einer Einkaufsstraße leer stehen oder in einem schlechten Zustand sind. Deshalb muss es im Interesse eines jeden Eigentümers sein, diesem Trend entgegenzuwirken. Der Wert seiner eigenen Immobilie hängt entscheidend davon ab, wie gut sein Umfeld ist.
Braucht die Stuttgarter Straße zudem ein neues Verkehrskonzept?
Auch diese Frage soll im Rahmen der Initiative „Stadtteilzentren konkret“ behandelt und beantwortet werden. Vorstellbar ist vieles und Denkverbote gibt es bei den Veranstaltungen keine.
Feuerbach bräuchte auch an anderen Stellen eine Entlastung vom vielen Verkehr. Die Stadt sagt aber, erst müssen die Stuttgart-21-Arbeiten am Feuerbacher Bahnhof abgeschlossen sein, danach kommt die Umlegung der B 295 auf die Borsig- und Siemensstraße.
Diese Abfolge erschließt sich mir nicht zwingend. Sobald die Rad- und Fußgängerunterführung am Bahnhof, die Feuerbach-Ost mit dem Wiener Platz verbindet, fertig gebaut ist, könnte meines Erachtens die neue Verkehrsführung realisiert werden. Die Borsigstraße ist ja baulich soweit vorbereitet und der Rest der Bauarbeiten am Bahnhof spielt für den Autoverkehr keine entscheidende Rolle mehr.
Feuerbach scheint ein attraktiver Wohnstandort zu sein: Wächst der Bezirk weiter?
2016 haben wir die 30 000 Einwohner-Marke geknackt. Wir brauchen mehr Kita-Plätze, mehr Ganztagsbetreuungsplätze in den Grundschulen.
Wo entstehen neue Wohnbauprojekte?
Momentan auf der City-Prag. Als ich als Bezirksvorsteherin hier angetreten bin, hätte ich nicht gedacht, dass sich dieses Gebiet so stringent in Richtung Wohnen entwickelt. Circa 240 Wohnungen entstehen an der Maybachstraße, 300 auf der City-Prag und weitere 70 bis 80 im Skyline-Tower an der Stresemannstraße. Eine neue Kita wird es geben, wünschenswert wären auch etwas Gastronomie und ein Geschäft zur Nahversorgung.
An der Mauserstraße soll eine neue Moschee entstehen. Was halten Sie von den Plänen?
Das wird auf alle Fälle zu einer städtebaulichen Aufwertung führen. Meines Wissens soll auch die Parksituation durch den Bau einer Tiefgarage verbessert werden. Der Parksuchverkehr dort ist ein Problem. Das signalisieren auch umliegende Firmen, die dort Lieferverkehr haben. Deshalb erhoffe ich mir vom Bau der Moschee auch eine Verbesserung der Verkehrssituation.
Ist der Bezirk in die Planungen einbezogen?
Meines Wissens befindet sich das Grundstück größtenteils in der Hand von Ditib. Und solange sich der Eigentümer im Rahmen des zulässigen Baurechts bewegt, gibt es wenig zu diskutieren. Aber wenn die Pläne spruchreif sind, werden sie sicherlich der Öffentlichkeit vorgestellt.
Haben Sie Kontakt zum Ditib-Verein?
Wir sind immer wieder im Gespräch miteinander, ich werde regelmäßig zum Fastenbrechen in die Moschee eingeladen. Wichtig ist, den interreligiösen Dialog von Christen und Muslimen weiter voranzubringen. Ich denke, da sind wir in Feuerbach auf einem guten Weg.
Die neu zugezogenen Flüchtlinge an der Krailenshaldenstraße leben mitten im Gewerbegebiet. Wie können sie in dieser Randlage in den Stadtbezirk integriert werden?
Das ist in jedem Fall eine schwierige Aufgabe, aber der Freundeskreis Flüchtlinge Feuerbach hat sich bereits vernetzt mit dem Freundeskreis Killesberg und mit den Menschen auf dem Burgholzhof, die in der Nähe wohnen und sich engagieren wollen. In der Nachbarschaft befindet sich das Islandpferdezentrum, das sich im Rahmen eines Projektes für die Integration der dort wohnenden Flüchtlingskinder einbringen möchte. Zudem wollen wir die Gehwegsituation Richtung Stadtbahnhaltestelle an der Heilbronner Straße verbessern.
Was sind die Tops und Flops 2016?
Die Tatsache, dass das Hallenbad Feuerbach saniert wird, ist top. Aber der verspätete Beginn der Sanierung ist ein Flop. Genauso wie die fehlenden Ersatzschwimmmöglichkeiten während der Bauzeit. Der Schwimmunterricht an den Schulen fällt während der Bauzeit in weiten Teilen aus. Die Bäderbetriebe haben sich zwar bemüht, Ersatz zu finden, waren dabei aber leider nicht sehr erfolgreich.
Welche Themen stehen 2017 an?
Die größte Aufgabe wird sein, die neu ankommenden Menschen in das Miteinander im Stadtbezirk einzubeziehen. Die Integration ist ein wichtiges Thema, aber wir sollten auch Kinder und Jugendthemen intensiv bearbeiten. Außerdem gilt es, das Ehrenamt in den Vereinen und Initiativen zu stärken und zu stützen. Ohne das bürgerschaftliche Engagement vieler Feuerbacher und Feuerbacherinnen wäre das Leben in unserem Stadtbezirk sehr viel ärmer.
Das Gespräch führte Georg Friedel