Die Stadtverwaltung reagiert auf den Bürgerprotest gegen die geplante Verlegung einiger Spielplätze und lädt erneut zum Dialog über das Spielplatzkonzept ein. Der Oberbürgermeister Thomas Sprißler verspricht, dass man alle Argumente genau prüfen werde.

Herrenberg- - Sie ist ein Markenzeichen der Stadt: die breite Bürgerbeteiligung, mit der der Oberbürgermeister Thomas Sprißler und der Gemeinderat in den vergangenen Jahren etliche große Projekte umgesetzt und Herrenberg modernisiert haben. Doch beim Thema Spielplatzplanung scheint der Dialog misslungen. Hunderte Bürger laufen Sturm gegen das Konzept. Der Kritikpunkt ist die geplante Verlegung einiger kleinere Spielplätze in den Wohngebieten. Die bisherigen Areale möchte die Stadt verkaufen, um mit dem Erlös die neue Freizeitanlage für alle Generationen im Längenbühl zu bauen. Sehr emotional sind die Reaktionen auf die geplanten Spielplatzverlegungen. Der Rathauschef will die Debatte versachlichen.
Herr Sprißler, was ist in der Mitmachstadt Herrenberg schiefgelaufen, dass die Bürger mehr als 1000 Unterschriften gegen die Spielplatzpläne sammeln?
Das fragen wir uns tatsächlich auch. Mich hat der heftige Protest aus der Bürgerschaft in dieser Form überrascht und auch betroffen gemacht. Die Spielleitplanung insgesamt, als auch das Thema der Verlagerung von Spielplätzen, wurde in den letzten Jahren mehrfach öffentlich kommuniziert. Es hatte schon mehrfach Gelegenheit gegeben, entsprechende Signale zu senden. Den Leitlinien der Spielplatzkonzeption wurde im Jahr 2014 zugestimmt. Gleichzeitig hat der Gemeinderat die Verwaltung beauftragt, beim Thema Umwandlung von Spielplätzen in Bauland zunächst die Kompensationsflächen zu überplanen, damit man überhaupt eine Diskussionsgrundlage hat. Erst wenn diese Pläne vorliegen, sollte dann separat entschieden werden, ob die Umwandlung erfolgt. Dies sollte also überhaupt die Grundlage sein, über die Verlagerung und Umwandlung zu entscheiden. Nur, hierauf fielen die Reaktionen so heftig aus, dass es in der Vergangenheit schwer war, einen konstruktiven sachlichen Austausch zu haben. Mit dazu beigetragen hat aus heutiger Sicht sicher auch, dass wir die Beratungs- und Entscheidungsfolge zu kurz getaktet haben. Dies war von der Wirkung her sicher suboptimal.
Sie haben aber nach dem Protest die für Juni geplante Entscheidung über die Verlegung der Spielplätze in den Quartieren vertagt.
Es ist für uns selbstverständlich, dass wir keine Entscheidung übers Knie brechen. Deshalb haben wir bereits vor Einreichung der ersten Unterschriften klar gesagt, dass wir die Entscheidung verschieben werden. So haben wir schon immer gehandelt, wenn wir erkannt haben, dass noch Beratungsbedarf besteht. Wir werden mit den Bürgerinitiativen reden und uns sachlich mit ihren Argumenten auseinandersetzen. Und wenn diese uns überzeugen, dann entscheiden wir entsprechend.
Das heißt, Sie nehmen die Ängste der Bürger ernst?
Natürlich, ich akzeptiere die Meinung aller, die aus unterschiedlichsten Gründen sagen, wir wollen den Spielplatz an dieser Stelle behalten. Deshalb werden wir am 21. Juli ein Bürgerforum veranstalten und die Argumente anhören und vorurteilsfrei prüfen. Klar ist aber auch: Wir werden nicht jeden zufriedenstellen können.
Nun befürchten manche Anwohner Schadstoffe im Areal, das in der Schwarzwaldsieldung für den Spielplatz vorgesehen ist.
Dafür gibt es keinerlei Anhaltspunkte. Wir haben ja schon eine erste Probe genommen, die unbelastet war, und bevor mit dem Bau begonnen würde, würde das Gelände selbstverständlich noch einmal untersucht. Das ist ein ganz normaler Vorgang. Auch das Argument, dass die Verlegung des Spielplatzes im Holdergraben gefährlich sei – wegen der Nähe zu den Bahngleisen – werden wir prüfen. Da gibt es sicherlich Möglichkeiten, diese Gefahr zu begrenzen, zum Beispiel mit einem Zaun.
Ein anderer Vorwurf: die Stadt setze beim Spielplatzthema nur auf ein teures Büro.
Wir haben in den vergangenen Jahren mehrere Spielplätze neu gestaltet. Da waren ganz unterschiedliche Firmen beteiligt. Sobald aber die Bürgerbeteiligung mit individuellen Vorschlägen ins Spiel kommt, gibt es nur wenige Firmen, die damit Erfahrung haben. Da hat sich für uns die Zusammenarbeit mit der Firma Kukuk bewährt. Individuell geplante Spielplätze sind aber natürlich teurer als 08/15-Plätze.
Wie wollen Sie künftig solch massiven Bürgerprotest verhindern?
Lässt sich so etwas denn vollständig verhindern? Ich glaube nicht. Es ist doch jederzeit möglich – bei welcher Beteiligungsform und -intensität auch immer – zum Zeitpunkt X Protest zu organisieren. Die Frage ist für mich vielmehr: Wie gehen wir damit um? Ich setze weiter darauf, dass die Einwohner von Anfang an bei großen Projekten mitgenommen werden und mitreden dürfen. Das haben wir auch bei der Spielplatzplanung getan und viele Bürger haben sich eingebracht. Ich habe auch nichts gegen den Protest jetzt, sprich die Inhalte, aber die Form, die Emotionen und in einzelnen Fällen die persönlichen Angriffe sind manchmal einfach verletzend.
Das scheint sie zu treffen.
Ja, weil mir die Beteiligung der Bürger ein ganz großes Anliegen ist. Da perlen solche unsachlichen Vorwürfe, wie der OB wolle sich mit dem Großspielplatz ein Denkmal setzen, nicht einfach an mir ab. Es geht hier nicht um mich. Vom ersten Tag meiner Amtszeit an hieß es: Hier in Herrenberg gibt es zu wenig Möglichkeiten für Jugendliche. Das wollen wir nun mit dem Großspielplatz ändern. Ich hoffe deshalb sehr, dass wir auch beim Spielplatzthema wieder zu einem sachlichen Dialog kommen, bei dem sich alle Seiten zuhören.