Die Diskette als Speichersymbol kennt jedes Kind. Auch wenn die 3,5-Zoll-Plastikscheiben längst ausgedient haben, als Icon in Software leben sie weiter. Was macht eigentlich ein gutes Icon aus? Zwei Experten klären auf.

Digital Desk: Michael Bosch (mbo)

Stuttgart - Klick, Klick, Klick. Jedes Mal, wenn wir den PC einschalten, das Smartphone oder das Tablett in die Hand nehmen, benutzen wir sie wie selbstverständlich: Icons. Sie führen uns durch den Dschungel der zahlreichen Funktionen, erleichtern uns in gewisser Weise das Leben.

 

Das Ludwigsburger Unternehmen User Interface Design (UID) gestaltet Nutzer-Schnittstellen für verschiedene Branchen, wichtig sind dabei auch Themen wie Benutzerfreundlichkeit und Icon-Design. Franz Koller, Geschäftsführer von UID, und der Designer Steffen Neumann erklären im Interview, was ein gutes Icon ausmacht und warum wir sie so gerne benutzen.

Herr Neumann, erklären Sie doch bitte für den Laien, was ein Icon ist.
Steffen Neumann. Foto: UID
Neumann: Der Begriff kommt aus dem Griechischen und bedeutet Bild. Ein Icon ist ein Piktogramm oder ein Symbol und zeigt Funktionen, Dateien oder eine Aktion, mit denen der Nutzer arbeiten kann.
Was macht denn ein gutes Icon aus?
Neumann: Zunächst einmal ist wichtig, dass die Bedeutung eines Icons klar wird. Die Funktion muss für den Nutzer ersichtlich werden. Das heißt, er muss verstehen, was bei der Nutzung passiert – das sollte schnell erkennbar sein. Besonders gut ist es übrigens, wenn ein Icon nicht allein steht, sondern mit Text kombiniert wird. Wir sprechen dann von einer „Doppelcodierung“. Schlussendlich muss ein Icon den Nutzer natürlich mit einem eigenständigen und raffinierten Design überzeugen.
Was müssen Sie als Designer bei der Entwicklung besonders beachten?
Neumann: Bei einem neuen Icon-Design ist es wichtig, dass sich die Symbole und der Designstil deutlich von den gängigen Icons abheben. Dann ist es wichtig, ein konsistentes Aussehen zu entwickeln – es muss also alles aus einem Guss sein. Normalerweise entwickeln wir ja nicht nur ein einziges Icon, sondern ein sogenanntes Icon-Set, also eine ganze Icon-Familie. Deshalb ist es wichtig, dass eine durchgängige und eigenständige Icon-Grammatik umgesetzt wird. Die Grammatik gibt an, wie ich die Icons zu lesen habe. Der Grundaufbau der Elemente muss also definiert sein. Und wenn möglich sollte das Icon das Product-Branding und die Corporate Identity der jeweiligen Firma unterstützen.
Wo sehen Sie denn besondere Herausforderungen im Entwicklungsprozess?
Neumann: Eine große Herausforderung für den Designer ist es, für bestimmte spezielle Aktionen die richtigen Metaphern zu finden und diese mit einem individuellen und durchgängigen Designstil umzusetzen. Dazu benötigt es viel Kreativität und Abstraktionsvermögen. In der Industrie ist es außerdem so, dass viele Metaphern mit einer DIN-Norm verknüpft sind. Und dann kommt es natürlich auch darauf an, für welche Branche das Icon designt wird. Bei Websites richtet man sich eher nach aktuellen Trends, kann sich entsprechend kreativ etwas mehr austoben. In der Industrie haben die Designs in der Regel eine viel längere Lebensdauer. Hier wird nicht trend-, sondern vor allem kundenorientiert gearbeitet.
Gibt es internationale Unterschiede beim Icon-Design?
Neumann: Eigentlich müssen Icons international nicht übersetzt werden. Aber es gibt kulturelle Unterschiede, die man beachten muss. Zum Beispiel sehen Briefkästen in Europa und den USA vollkommen verschieden aus. Deshalb ist vielleicht ein Brief als Symbol allgemein besser geeignet als ein Briefkasten.
Warum arbeiten wir so gerne mit Icons?
Neumann: Icons sind leicht zu bedienen, egal ob das mit einer Computer-Maus oder auf einem Touchpad passiert. Zudem sind sie platzsparend, das heißt, man kann viele Informationen auf kleinem Raum unterbringen.
Franz Koller, Geschäftsführer von UID. Foto: UID
Koller: Außerdem passiert die Bedienung intuitiv. Icons knüpfen an die Erfahrungswelt des Nutzers an. Mein Sohn kennt zum Beispiel die Diskette als Speichermedium nicht mehr, aber hat gelernt, dass das Symbol für „Speichern“ steht. Selbst wenn ich keine konkrete Assoziation zum Objekt habe, kann ich durch die Benutzung lernen, damit umzugehen. Die Erfahrungswelten von Nutzern entwickeln sich ständig weiter. Vor zehn Jahren war die Bedienung eines Touchscreens für viele Menschen noch sehr komisch. Die heutige Generation erwartet nun von den Touch-Oberflächen viel mehr: beispielsweise, dass nicht nur durch Klicken, sondern auch beim Wischen über den Bildschirm etwas passiert.
Beim Wettbewerb „ Speichern unter“ sind Privatpersonen und professionelle Designer dazu aufgerufen, einen Ersatz für das Disketten-Logo zu entwerfen. Warum hat die Diskette als Icon ausgedient?
Neumann: Optische oder in diesem Fall magnetische Datenträger haben ausgedient. Und die Diskette als Icon für das Speichern auf dem PC ist ein Relikt aus einer vergangenen Zeit. Das Symbol ist zwar nicht selbsterklärend, aber die neue Generation kennt es. Bei der Neuentwicklung gilt es, die vielen Speichermöglichkeiten wie USB-Sticks oder eine Cloud – da gibt es ja heutzutage fast unendlich viele Möglichkeiten – unter einen Hut zu bringen. Es wird sicherlich interessant, was dabei rauskommt.