Die Reihe "Komme was Wolle" surft auf dem Trend, Kunst und Party zu vermischen. Wir haben Cristoforo Marrazzo gefragt, wie es mit seiner Donnerstags-Reihe im Zollamt weitergeht - und ob bei den Partygästen von der ganzen Kunst überhaupt etwas hängenbleibt.

Digital Desk: Jan Georg Plavec (jgp)

Stuttgart - Am Donnerstag steigt zum letzten Mal in dieser Saison "Komme was wolle". Seit Frühjahr haben Cristoforo "Krize" Marrazzo und Magali Sureau gemeinsam mit diversen Partnern urbane Kunst und Party zusammengebracht: eine kleine Ausstellung hier, ein bisschen Konzert dort, außerdem Chillout und / oder Feiern im Zollamt und dessen wunderbaren Garten.

 

Wir haben mir Krize über das Konzept gesprochen - und ihn gefragt, wie viel Kunst bei diesen Partys überhaupt rüberkommen kann.

Mit “Komme was wolle” haben du und Magali Sureau einen ganzen Sommer lang Party und Kunst miteinander verwoben. Ist das aktuell einer der Trends?
Das könnte man schon sagen … Für mich war mein altes Konzept der “Session Parties” mit der Ausgangspunkt. Da habe ich mit fünf Kollegen, darunter Reiner Bocka vom Galao, schon sehr früh Kunst, Kultur und Clubbing verbunden. Für mich ist “Komme was wolle” ein Revival / Weiterentwicklung des Konzepts, angepasst an einer anderen Location. Das Urban-Art-Festival Kunst im Club hat da natürlich auch einen Rolle gespielt. Die Veranstaltung hat gezeigt, dass Kunst und Party eine gute Kombination sein kann. Und wir hatten ja auch den Willen, ein neues Publikum ins Zollamt zu bringen.

Was macht den Reiz eures Konzepts aus?
Man bringt Leute, die nicht unbedingt wegen Kunst weggehen würden dazu, sich in einem ungezwungenen Umfeld mit Kunst zu beschäftigen. Zum anderen ist der Mix aus kreativen, interessanten Menschen, die angezogen werden und den hübschen Weggeh-Mädels und -Jungs interessant. Wir haben versucht, ein sexy Programm aufzustellen, das verschiedene Altersschichten anspricht. Das hat auch funktioniert in der Kulturinsel: Wir hatten einen interessanten Mix von Leuten aus Kunst, Musik, Kultur, Szeneleuten im Zollamt. Auch ist unser Außenbereich im Zollamt im Sommer einzigartig.

Wie stark beschäftigen sich die Leute mit der Kunst, wenn sie eigentlich auf einer Party sind? Ist die Kunst da nicht eher eine Kulisse, die für eine “arty” Stimmung sorgt und nichts weiter?
Letztendlich sind es alle Punkte zusammen, die die Leute herziehen. Man ist - für Stuttgarter Verhältnisse - ein bisschen draußen aus der Stadt, da muss man die Leute erstmal hinbringen. Das ungezwungene Umfeld macht’s. Wir wollen uns ja nicht als verkopfte Kuratoren aufführen sondern eine Basis bieten. Aber diese Improvisation und dass man trotz geringen Budgets etwas Wertiges hinkriegt, das ist doch trotzdem toll. Das funktioniert auch nur mit der Unterstützung vieler Beteiligter. Wir machen es mit Liebe und aus Liebe zu Kunst und Musik. Das sehen die Künstler und akzeptieren es auch.

Erzähle doch bitte mal den Komme-was-wolle Sommer nach?
Angenfangen hat das im Mai und fand ab da jede Woche statt. Im Sommer, bei gutem Wetter, waren immer so 300, 400 Leute da. Wir peilen das nächstes Jahr wieder an und wollen Komme was wolle auch weiterentwickeln. So gemütlich und wohl sich die Leute hier gefühlt haben - das wird 2014 wieder funktionieren. Der Garten vom Club Zollamt ist einfach einmalig in Stuttgart.

Haben eure Kunst-und-Partyevents das Zollamt gerettet?
Das wäre jetzt übertrieben. Das Zollamt hat davor ja auch funktioniert, sonst wäre es nicht mehr als zehn Jahre schon da gewesen. Die Kulturinsel hat als Veranstalter die Events vorangetrieben, aber auch die Investitionen und Mithilfe von der Geschäftsführung waren wichtig. Es geht hier eher um eine Neuausrichtung und Belebung. Wir haben ja hier einiges bewegt, optimiert, sicher auch in Stuttgart neu positioniert und uns mehr neuen Dingen versucht zu öffnen.

Ist das Zollamt einzigartig?
Es gibt Clubs in Stuttgart, die auch ein diverses und gutes Programm machen. Aber die Lage und die Räumlichkeit ist eben einzigartig. Und die Location ist für die Mischung von Kunst und Kultur perfekt. Das hat man auch vergangenen Samstag bei der Stuttgartnacht gesehen oder beim neuen "Baila Mundi" Urban World Music Konzept. So können das in Stuttgart nur wir realisieren.

Am Donnerstag gibt es zum vorerst letzten Mal "Komme was wolle" im Zollamt in Bad Cannstatt. Im Programm ist eine Doppelausstellung von Oliver Sich & Cris Alexis, außerdem gibt es Echtzeitmalen mit Okkultur, Live-Musik von Die Marier & Bohnemann, Toba Borke & DJ Shu. Beginn ist um 18 Uhr, der Eintritt ist frei. Danach ist Winterpause - mit einer Ausnahme: Am 21. November startet der erste Stuttgarter Philosophy Slam samt Ausstellung und Musik.