Die Choreografin Sharon Eyal und ihr Partner, der Tanz- und Musikproduzent Gai Behar, sind die Stars der israelischen Tanzszene, ihre Kompanie ­L-E-V ist international gefragt. „OCD Love“, das unter anderem vom „Colours“-Festival koproduziert wurde, feiert auf dem Pragsattel Weltpremiere.

Kultur: Ulla Hanselmann (uh)
Stuttgart – - Die Choreografin Sharon Eyal und ihr Partner, der Tanz- und Musikproduzent Gai Behar, sind die Stars der israelischen Tanzszene, ihre Kompanie L-E-V ist international gefragt. „OCD Love“, das unter anderem vom „Colours“-Festival koproduziert wurde, feiert auf dem Pragsattel Weltpremiere.
Frau Eyal, Herr Behar, um was geht es in „OCD Love“?
Eyal Es ist ein sehr privates, intimes Stück, vergleichbar mit einem Traum, einem unbewussten Gefühl. Thematisch geht es um eine Liebe, die nicht existieren kann. Sie ist da – und sie ist nicht da.
Behar Ausgangspunkt ist ein Gedicht des Slam-Poeten Neil Hilborn, der an einer Zwangsstörung leidet. Diese Störung stellt die Beziehung auf eine Probe, doch am Ende des Tages spielt sie keine Rolle.
Daher der Titel: OCD steht für „obsessive-compulsive disorder“, das ist die englische Bezeichnung für eine Zwangsstörung.
Behar Ja, es handelt sich um eine psychische Störung, die die Betroffenen dazu zwingt, immer und immer wieder bestimmte Dinge zu tun oder zu denken.
Eyal Im Grunde hat jeder von uns OCD, auf die eine oder andere Art. Im schlimmsten Fall ist es eine schwere Krankheit.
„OCD Love“ ist Ihre erste Produktion für ihre eigene Kompanie L-E-V, bislang haben Sie Stücke für andere Kompanien kreiert. Wie kommt das?
Eyal L-E-V gibt es ja erst seit zweieinhalb Jahren! Und so eine eigene Produktion ist eine große Sache, was das Geld und die Organisation betrifft.
Behar Wir haben einfach Zeit gebraucht, um etwas Eigenes zu stemmen.
Gibt es Parallelen zu früheren Arbeiten?
Eyal „OCD Love“ ist sehr ähnlich und doch ganz, ganz anders. Ähnlich, weil es eine Weiterentwicklung meiner Arbeit darstellt, anders, weil ich mir beim Tanz mehr erlaube. Und es ist anders, weil es zum ersten Mal ein fast narratives Stück ist.
Die Musik stammt von dem Musiker und Techno-DJ Ori Lichtik.
Behar Mit ihm arbeiten wir schon zehn Jahre zusammen. Techno, das ist die Musik unserer Zeit.
Eyal Da ist aber noch viel mehr drin: klassisch, groovy-afrikanisch, avantgardistisch à la Bartók – die Musik ist unglaublich!