Beim so genannten VC-Pitch Baden-Württemberg werben jedes Jahr in Stuttgart viel versprechende Unternehmen aus dem Land um Investoren, die ihnen mit einer Kapitalspritze das Durchstarten ermöglichen.

Stadtentwicklung & Infrastruktur: Andreas Geldner (age)

Stuttgart - Geld ist in Baden-Württemberg kein Problem – jedenfalls wenn es um das Potenzial an regionalen Investoren geht. „Stuttgart liegt beim Kapital für Gründer in Deutschland zwar nicht auf Platz eins, aber gleich an zweiter Stelle nach Berlin“, sagte Ulli Spankowski von der mitveranstaltenden Finanzplatz-Vereinigung Stuttgart Financial zum Auftakt des diesjährigen VC-Pitch Baden-Württemberg. VC steht für Venture Capital, also Risikokapital, und Pitches sind kurze Präsentationen, in denen Unternehmen ihr Geschäftsmodell und ihren Kapitalbedarf präsentieren können. Angesichts einer Studie der Beratungsgesellschaft EY, die Deutschland in Europa den Spitzenplatz bei der Finanzierung junger Unternehmen zusprach, brauche sich das Land nicht zu verstecken, sagte Spankowski.

 

Seit fünf Jahren lädt das baden-württembergische Netzwerk für Beteiligungskapital VC-BW jährlich in die L-Bank am Stuttgart Börsenplatz. Firmen, welche die Anfangswehen hinter sich haben und durchstarten wollen, können hier in zehnminütigen Präsentationen um Geld werben. „Für gute Ideen und unternehmerischen Mut muss man nicht ins viel gerühmte Berlin oder gar ins Silicon Valley reisen“, sagte Ulrich Theileis, der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der L-Bank, bei der Preisverleihung für die beste Vorstellung.

Ein paar hunderttausend Euro sollen es schon sein

Mit 150 Besuchern war der Raum am Stuttgarter Börsenplatz gut gefüllt. Die meisten kamen laut Teilnehmerliste trotz des überregionalen Anspruchs allerdings aus dem Land – darunter waren auch viele Vertreter bekannter, etablierter Firmen. Im Gegensatz zu manchen Förderwettbewerben geht es beim VC-Pitch um höhere, allerdings nach den Standards anderer Start-up-Metropolen immer noch relativ überschaubare Beträge. Die Unternehmen, die sich präsentieren, sind bereits etabliert und wollen expandieren. Mindestens 300 000 Euro und bis zu drei Millionen Euro konnten die in einem Auswahlverfahren bestimmten 15 Firmen in der Veranstaltung einwerben. Die Veranstalter und Sponsoren bieten nur eine Plattform – anschließend geht es diskret zur Sache. Am Ende wurden die besten Präsentationen aus den drei vertretenen Bereichen IT, Medizin- und Biotechnologie sowie Technik geehrt. Über Deals sagt das nichts. Finanzdetails sind nicht öffentlich.

Der Sieger Indmatec aus Karlsruhe bietet mit seinen mit innovativen Materialien arbeitenden 3-D-Druckern ein Produkt an, das im Publikum zu faszinieren schien, was zahlreiche, auf die Technologie fixierte Nachfragen nahelegten. Der Zweitplatzierte Corvolution aus Karlsruhe lag mit seinem 48-Stunden-Gesundheitscheck im Trend moderner Gesundheitsprävention. Dritter wurde der Stuttgarter Anbieter Filestage, der Agenturen und Medienunternehmen das Einholen von Kundenfeedback erleichtert.

Technologie für Firmenkunden

Insgesamt überwog der für die hiesige Innovationskultur typische Blick auf kommerzielle oder institutionelle Kunden. Zu den vorgestellten Produkten gehörte etwa eine Simulationsbibliothek für Maschinenbaukonstrukteure oder eine Software für den besseren Patientenfluss bei der Strahlentherapie in Krankenhäusern. Als auf den Endkonsumenten fixierte Firma war das Mannheimer Unternehmen Monomer fast ein Exot, das mit 3-D-Druckertechnologie individualisierten Schmuck anbietet.

Die Veranstaltung zeigte, wie verflochten die Netzwerke im Land sind. Die Logos der regionalen Partner, die bei der Auswahl der Finalisten mitreden, füllten eine ganze Leinwand. Sie reichen unter anderem von den Stuttgarter Netzwerken Biopro und Bioregion Stern für die Biotechnologie über das Karlsruher Cyberforum, die Mittelständische Beteiligungsgesellschaft und die Beteiligungszweige der L-Bank (L-EA) beziehungsweise der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW Venture) bis zum Gründerverbund Rhein-Neckar und dem Venture Forum Neckar. Der regionale Kalender ist mit Investoren-Pitches gut gefüllt, die aber nicht immer die Öffentlichkeit suchen: Ende Februar veranstalten die Business Angels Region Stuttgart ihr Winterforum. Und schon Anfang März werben auf dem Karlsruher Venture Day wieder Firmen in sieben Minuten um Kapital.