Der Business Angel Kongress Stuttgart hat einen Blick auf die immer vielfältiger werdende Start-up-Finanzierung im Land geworfen.

Stuttgart - Der Business Angel Kongress Baden-Württemberg, veranstaltet vom Stuttgarter Investorennetzwerk BARS, hat die immer vielfältiger werdende Investorenszene im Land rund um das Thema Start-up-Finanzierung präsentiert. Dabei stellte sich auch eine neue Generation von Investoren aus der hiesigen Start-up-Szene vor.

 

Mit dabei war unter anderem Manuel Götz, der 2008 mit RaceChip ein Unternehmen gründete, das online leistungssteigernde Chips für Fahrzeuge verkauft. Der Stuttgarter Feliks Eyser beschrieb auf dem Kongress die Hindernisse auf dem Weg zur eigenen Karriere. Erst im dritten Versuch gründete Eyser in einem Hinterhof in Stuttgart das Unternehmen Regiohelden, das professionelles Onlinemarketing für regionale Kunden anbietet und 2015 für rund 20 Millionen Euro zum Großteil an den Werbemittelvermarkter Ströer verkauft wurde.

Eine mittlerweile über Stuttgart und Baden-Württemberg hinaus bekannte Größe ist René Marius Köhler. Der 37-Jährige gründete im Jahr 2003 den Online-Shop Fahrrad.de. Im Jahr 2016 verkaufte er für rund 50 Millionen Euro einen Großteil seiner Anteile an den Internetstores aus Esslingen an die Karstadt-Muttergesellschaft Signa – und wurde ebenfalls Investor.

Junge Investoren sind stärker online-affin

Obwohl die Erfahrungen der jungen Investoren unterschiedlich sind, haben sie die Affinität zu Online-Geschäftsmodellen gemeinsam. Für Fahrrad.de und RaceChip ist der Online-Vertrieb die tragende Säule. Feliks Eyser hat sein Unternehmen Regiohelden ganz aufs Online-Geschäft ausgerichtet. Das schlägt sich im Portfolio der Gründer nieder: Investiert wird etwa in ein Portal für Sprachreisen, eine Online-Druckerei und einen Online-Second-Hand Shop.

Michael Aechtler, Vorsitzender des Ausschusses „Start-up & Young Business“ der IHK Region Stuttgart bemängelte bei der Podiumsdiskussion unter der Moderation von Andreas Geldner, Redakteur des Innovationsportals IdeenwerkBW, die oft fehlende Risikobereitschaft der Investoren in ausgefallene Ideen zu Investieren.

„Es ist viel Geld da, das aber noch nicht richtig verteilt wird. Es gibt keine risikovollen Geschäftsideen, die mit wenig Geld funktionieren“ sagte Aechtler. Investitionen würden in den meisten Fällen darauf abzielen einen soliden Mittelständler aufzubauen. Man dürfe sich dann aber auch nicht beschweren, dass dies keine ganz großen Firmen hervorbringe.

Frank Schüler, Geschäftsführer von Kizoo Technology, nahm die Hochschule in die Pflicht. Problem seien Studenten die an der Hochschule erstmalig mit dem Thema Gründen in Berührung kämen. Viele Absolventen hätten eine Doktorandenkarriere als Lebensziel. Daneben würde gerade an den Hochschulen oft die nötige Infrastruktur für Gründer fehlen. Breiter Konsens herrschte unter den Teilnehmern darüber, dass sich eine Start-up-Kultur, nicht imitieren lässt. „Man darf sich nicht nur die Superstars raussuchen und alles andere liegen lassen,“ sagte Dirk Buddensiek, Geschäftsführer von MBG. Es gehe um ein breites Spektrum an soliden Geschäftsideen. Er bemängelte außerdem die oft fehlende, gründliche Auseinandersetzung von Start-ups mit dem Thema Finanzen.

Die Podiumsdiskussion mit Investoren aus dem etablierten Umfeld stellte ein Kontrastprogramm zu den jungen Ex-Gründern dar. Die Vorstellungen dieser Investoren fallen weniger „solide“ aus. Im Vordergrund steht der Gründer und eine möglichst originelle Idee, während hiesige Investorennetzwerke auf Technologie und mittelständische Solidität setzen. Ob das für Baden-Württemberg auf Dauer reicht, darüber herrschte auf dem Podium kein Konsens.