Mit der fünften iPhone-Generation geht der Kampf um internetfähige Handys in eine neue Runde. Das Apple-Smartphone soll vom 21. September an auch in Deutschland zu haben sein.

Stuttgart - Das Warten hat ein Ende und auch die Zeit der Spekulationen ist vorbei. Der Smartphone-Pionier Apple stellte am Mittwoch auf einer großen Veranstaltung in San Francisco das iPhone 5 vor. Mit 7,6 Millimetern und 112 Gramm ist es, wie zu erwarten, dünner und leichter als alle Vorgängermodelle. Das komplett aus Glas und Aluminium gefertigte Smartphone, das Marketing-Vizepräsident Phil Schiller präsentierte, verfügt über ein vier Zoll großes Display mit einer Auflösung von 1136 x 640 Pixeln. Das schafft Platz für eine fünfte Reihe von App-Icons, also jener Symbole, über die Anwendungen gestartet werden. Alle vorinstallierten Apps werden den neu geschaffenen Platz zudem besser ausnutzen. So zeigt der integrierte Kalender jetzt im Querformat eine volle Woche an. Ältere Apps sollen weiter funktionieren und können von ihren Entwicklern nachträglich an die höhere Auflösung angepasst werden. Einzelne Apps wie etwa die des Nachrichtensenders CNN sind schon jetzt im neuen Format verfügbar.

 

Wie bereits im Vorfeld spekuliert wurde, unterstützt das iPhone 5 den schnellen Mobilfunkstandard LTE, und zwar auch in Deutschland. Datenübertragung im heimischen WLAN ist nun mit 150 Megabit pro Sekunde möglich. Videotelefonie über Facetime funktioniert jetzt auch über das Mobilfunknetz. Das iPhone 5 besitzt zudem drei Mikrofone und eine Störgeräuschunterdrückung für bessere Gesprächsqualität. Gemäß dem Trend, dass immer mehr Smartphone-Besitzer ihre Mobiltelefone statt einer Kompaktkamera benutzen, hat Apple die integrierte Kamera deutlich verbessert. Ein 8 Megapixel Sensor (3 264 x 2 448 Pixel) soll im Zusammenspiel mit viele neuen Features zur Bildverbesserung wie Infrarot-Filter, Dynamic Light Mode und Rauschunterdrücker hervorragende Bilder möglich machen – auch unter schlechten Lichtverhältnissen. Eine Panoramafunktion ist ab Werk eingebaut. Videos nimmt die Kamera nun in Full HD auf.

Ab 21. September erhältlich

Das Herz des neuen iPhone ist ein A6-Prozessor, der 22 Prozent kleiner als sein Vorgänger, aber doppelt so schnell ist. Trotz des größeren Displays, der energiehungrigen LTE-Unterstützung und des schnellen Prozessors verspricht Apple eine längere Akku-Laufzeit als beim iPhone 4S.

Apples neues Smartphone wird ab 21. September erhältlich sein und in den USA je nach Speicherplatz 199 (16 Gigabyte), 299 (32 GB) und 399 Dollar (64 GB) in Verbindung mit einem Zweijahresvertrag kosten. Preise für Deutschland wurden noch nicht bekannt. Das am 19. September erscheinende neue Betriebssystem iOS 6 mit einer eigenen Karten-App von Apple und einer integrierten Bezahlfunktion hatte der Konzern bereits früher vorgestellt.

Absatzrekord bei Smartphones

Mit der jetzt präsentierten neuen Generation sieht sich der Konzern gut für die Zukunft gerüstet. Das ist auch nötig, denn in jüngster Zeit hat das iPhone – das wichtigste Apple-Produkt – deutlich geschwächelt. Dabei ist der Trend zum Smartphone ungebrochen, auch in Deutschland. In diesem Jahr wird laut Branchenverband Bitkom ein neuer Absatzrekord mit diesen schlauen Telefonen erzielt. Aufgrund von aktuellen Prognosen lässt sich schon jetzt sagen, dass 2012 hierzulande etwa 23 Millionen Smartphones über die Ladentheken gehen werden – ein Anstieg um 43 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Bei einem Durchschnittpreis von 342 Euro versteht man, warum der Markt so heiß umkämpft ist. Mindestens ebenso sehr geht es allerdings um die Vorherrschaft bei den Betriebssystemen. Denn sie entscheiden darüber, wer künftig Geld mit herunterladbaren Inhalten wie Musik und Videos sowie Funktionserweiterungen in Form so genannter Apps verdient.

Smartphones dienen nicht nur als elektronischer Briefkasten, Navigationsgerät und Spielekonsole; auch ihre integrierten Kameras werden immer besser und machen daher zunehmend Kompaktkameras überflüssig. Schlüssel zum Erfolg war und ist aber die intuitive Bedienung über berührungsempfindliche Bildschirme, die selbst Kleinkindern im wahrsten Sinne des Wortes leicht von der Hand geht. Nach Bitkom-Berechnungen werden in zwei Jahren Standard-Handys ohne Bildschirmsteuerung mit einem Anteil von rund zehn Prozent weitgehend vom Markt verschwunden sein. In der aktuellen Generation sorgen zudem Doppelkern-Prozessoren für die nötige Rechenleistung, für die auch Bildbearbeitung und hochauflösende Filme keine Probleme mehr sind.

Auch Microsoft will mitmischen

Aus der Menge der verfügbaren Betriebssysteme stechen die beiden Marktführer heraus, Apples iOS und Android von Google. Sie werden derzeit im Grunde nur von Microsoft herausgefordert. Windows Phone 8 soll Ende Oktober beinahe zeitgleich mit dem neuen Windows 8 auf den Markt kommen. Der Windows-Konzern hinkt den beiden Branchenführern in Sachen Marktanteil zwar derzeit hoffnungslos abgeschlagen hinterher. Doch das frisch wirkende Bedienkonzept von Windows Phone 8 und vor allem der direkte Austausch mit dem weltweit führenden PC-Betriebssystem könnten sich mittel- bis langfristig als Erfolg versprechend erweisen. Außerdem hat Microsoft mit Nokia und Samsung starke Partner.

Nokia hat sein Lumia 920 bereits vorgestellt. Das Gerät soll hierzulande von Oktober an für rund 600 Euro erhältlich sein. Samsung präsentierte sein Ativ S mit Windows Phone 8 jüngst auf der Internationalen Funkausstellung in Berlin. Beide Geräte haben hochauflösende Bildschirme und Doppelkernprozessoren und surfen mit höchsten Übertragungsraten. Die Käufer werden sich allerdings nicht durch technische Daten, sondern nur durch einfache Bedienbarkeit und eine große Auswahl an Apps überzeugen lassen. Und was letztere betrifft, muss Microsoft noch deutlich nachlegen.

Android punktet mit Vielfalt

Googles Android punktet dagegen mit Vielfalt. Die offene Struktur des Betriebssystems sorgt für Flexibilität und eine konkurrenzlos große Auswahl an Apps und Geräten. Das Galaxy Ace 2 von Samsung besitzt zwar noch nicht das neue Android. Dafür bietet es zum Straßenpreis von 250 Euro einen hellen, großen Bildschirm, der schnell reagiert, sich einfach bedienen lässt und eine gute Akkulaufzeit bietet – also genau das, was die Mehrheit der Smartphone-Benutzer von solch einem Gerät erwartet.

Innovativ ist, wie fast immer, der Ansatz des Geräteherstellers Asus. Das Padfone ist ein wahres Allroundgerät, das sich mit wenigen Handgriffen in einen Tablet-PC oder ein Netbook verwandeln lässt. Auch die Entscheidung, ob man das Gerät lieber mit dem Finger oder dem Eingabestift bedienen will, bleibt dem Nutzer überlassen. Der 4,3 Zoll große Bildschirm besteht aus organischen Leuchtdioden (OLEDs), was eine brillante Farbdarstellung und einen niedrigen Stromverbrauch verspricht. An Bord ist Android 4 Jelly Bean. Dass Google für seine Betriebssystemversionen stets die Namen von Süßigkeiten verwendet, ist ein netter Werbegag, gleichzeitig aber bezeichnend für den gesamten Mobilfunkmarkt. Denn der hat derzeit wirklich für jeden Geschmack ein paar Bonbons zu bieten.

Die Geschichte des iPhones

iPhone
Die erste Generation wurde im Januar 2007 angekündigt. Sie kam im Sommer in den USA auf den Markt und erreichte im Herbst Europa. Das erste iPhone fiel auf: Statt der damals üblichen Tastatur hatte es einen großen berührungsempfindlichen Bildschirm und ein Aluminium-Gehäuse. Es dauerte gut zwei Monate, bis eine Million Geräte verkauft wurde.

iPhone 3G
Die im Juni 2008 vorgestellte zweite Generation war fit für die UMTS-Netze. Außerdem führte Apple mit ihm auch die zweite Version des iPhone-Betriebssystems ein, mit dem der App- Store für Programme startete. Das Aluminium-Gehäuse wurde durch Plastik ersetzt.

iPhone 3GS
Das „S“ im Namen des im Juni 2009 vorgestellten dritten Modells stand für „Speed“, Tempo. Das 3GS wurde inzwischen zum „Brot und Butter“-Einstiegsmodell in die Apple-Welt und wird zum Teil noch angeboten.

iPhone 4
Mit der im Juni 2010 präsentierten Nummer vier kam die bisher größte Design-Veränderung. Das Gerät wurde eckiger, auf der Rückseite ersetzte eine Glasplatte das gebogene Plastik, zudem wagte Apple die technische Lösung, die Antennen in den Metallring an der Außenkante einzubauen. Das wurde vor allem in den USA als ein Grund für Empfangsprobleme kritisiert, Apple bot Nutzern schließlich Schutzhüllen an.

iPhone 4S
Statt eines runderneuerten iPhone 5 gab es im Oktober 2011 nur ein aufgefrischtes iPhone 4S, äußerlich vom Vierer fast nicht zu unterscheiden. Neben einem schnelleren Prozessor und einer besseren Kamera kam der sprechende Assistent Siri. Das iPhone 4S brachte Apple im Weihnachtsgeschäft ein Rekordquartal mit rund 37 Millionen verkauften Geräten.