Jan Frodeno ist nach seinem Sieg beim Triathlon-Klassiker auf Hawaii der erste Olympiasieger, der auch Ironman-Weltmeister geworden ist. Überraschend gut lief es für den 39-jährigen Andreas Raelert. Titelverteidiger Sebastian Kienle konnte allerdings nicht ganz vorne mithalten.

Kailua Kona - Jan Frodeno hat als fünfter deutscher Triathlet den Ironman auf Hawaii gewonnen und ist seiner Favoritenrolle in beeindruckender Manier gerecht geworden. Der 34-Jährige aus Saarbrücken sicherte sich am Samstag (Ortszeit) nach 3,86 Kilometern Schwimmen, 180,2 Kilometern Radfahren und einem Marathon-Lauf den WM-Titel. Er schrieb damit Geschichte: Vor ihm hatte noch nie ein Olympiasieger auch den Klassiker auf Big Island für sich entschieden.

 

„Ich bin total glücklich. Ich hatte eine gute Laufform, aber es war brutal, hier war kein Schatten, gar nichts“, sagte Frodeno, nachdem ihm der Siegerkranz auf dem Kopf gesetzt worden war.

Nur Platz acht für Titelverteidiger Kienle

Im Ziel auf dem Alii Drive in Kailua Kona hatte der Vorjahres-Dritte nach 8:14:40 Stunden Tortur 3:03 Minuten Vorsprung vor dem überraschend starken Andreas Raelert, der damit für einen deutschen Doppel-Erfolg sorgte. Dritter wurde der US-Amerikaner Timothy O’Donnell. Titelverteidiger Sebastian Kienle aus Mühlacker musste sich mit Platz acht begnügen. Der Freiburger Boris Stein wurde Zehnter.

Das von vielen erwartete Duell der Freunde Kienle und Frodeno blieb aus. Beim Marathon konnte der 31-jährige Kienle nicht mehr folgen. „Das macht den Sieg im letzten Jahr zu was Besonderem“, sagte er dem Hessischen Rundfunk. „Ich bin megahappy, dass ich an so einem Tag gefinisht habe. Wenn mir das nicht gelungen wäre, hätte ich ein halbes Jahr Depressionen.“

Frodeno nach dem Schwimmen schon vorne

Grundlage für Frodenos Triumph war seine Ausgeglichenheit. Bereits nach dem Schwimmen lag er mit vorn, auch nach dem Radfahren war er gemeinsam mit Kienle an der Spitze. Auf der Laufstrecke konnte er sich dann aber schnell vorentscheidend absetzen.

Vor Frodeno hatten Thomas Hellriegel (1997), Normann Stadler (2004 und 2006), Faris Al-Sultan (2005) und Kienle als bislang einzige Deutsche beim schwersten Triathlon-Rennen gesiegt. Frodeno ist auch der erste, der in einem Jahr die Ironman-EM in Frankfurt/Main, die WM über die halb so lange 70.3-Strecke und nun den Klassiker auf Hawaii für sich entscheiden konnte.

Raelert will auch mit 40 noch starten

Die Überraschung des Rennens war der bereits 39 Jahre alte Raelert. Selbst ein Raddefekt konnte den Routinier diesmal nicht stoppen. In den vergangenen beiden Jahren hatte er auf Hawaii Pech: 2013 zwang ihn ein eingeklemmter Nerv zur Aufgabe, 2014 schleppte er sich mit Magenproblemen ins Ziel und wurde 769.

„Ich habe bewiesen, dass ich noch zur Weltspitze gehöre“, sagte der Rostocker nach seinem fünften Podiumsplatz auf Hawaii in seiner Karriere und kündigte an, trotz seiner dann 40 Jahre auch 2016 noch einmal zu starten. „Mit dem zweiten Platz kann ich nicht aufhören. Vielleicht erfülle ich mir noch einmal den Traum vom Sieg.“

Diesen Traum machte Daniela Ryf bei den Frauen für sich wahr. Die ebenso wie Frodeno favorisierte Schweizerin deklassierte die Konkurrenz und ließ die Britin Rachel Joyce mehr als 13 Minuten hinter sich. Dritte wurde Liz Blatchford aus Australien. Titelverteidigerin Mirinda Carfrae aus Australien gab wegen Rückenbeschwerden auf der Radstrecke auf. Die deutschen Starterinnen konnten nicht in den Kampf um den WM-Titel eingreifen.