Beim Angriff auf eine Moschee nordöstlich von Bagdad sind am Freitag mindestens 70 Menschen ums Leben gekommen. Die Täter solllen Kämpfer einer schiitischen Miliz sein.

Beim Angriff auf eine Moschee nordöstlich von Bagdad sind am Freitag mindestens 70 Menschen ums Leben gekommen. Die Täter solllen Kämpfer einer schiitischen Miliz sein.

 

Bagdad/Washington - Nach dem Vormarsch der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) im Irak schaukelt sich die Gewalt zwischen Sunniten und Schiiten hoch.

Bei einem Angriff von vermutlich schiitischen Bewaffneten auf eine sunnitische Moschee nordöstlich von Bagdad kamen mindestens 73 Menschen ums Leben, wie Krankenhausmitarbeiter berichteten. Augenzeugen berichteten, die Angreifer hätten das Gebetshaus in der Stadt Al-Mikdadija gestürmt und um sich geschossen.

Laut dem Nachrichtensender Al-Arabija waren die Täter schiitische Milizionäre. Der Terrorgruppe Islamischer Staat hingegen gehören fast ausschließlich Sunniten an.

Die Angreifer wollten sich dem Sender zufolge für einen Sprengstoffanschlag rächen. Nach dem Angriff habe es außerhalb der Moschee Zusammenstöße gegeben.

Das Nachrichtenportal Al-Mada berichtete unter Berufung auf die Polizei, bei einer Explosion in derselben Region seien vier Kämpfer einer schiitischen Miliz getötet worden.

Die US-Regierung schließt unterdessen Luftangriffe auf die den IS auch in Syrien nicht mehr aus. "Wir denken über alle Optionen nach", sagte Verteidigungsminister Chuck Hagel. Die Miliz sei eine extreme Bedrohung für die USA und " weit mehr als eine Terrorgruppe". Sie sei "so hoch entwickelt und gut finanziert wie keine andere".

Die IS-Extremisten beherrschen sowohl in Syrien als auch im Nachbarland Irak jeweils etwa ein Drittel des Territoriums. Kämpfer und Waffen können die Grenze ungehindert passieren. Die USA hatten Anfang August im Nordirak mit Luftangriffen auf die Terrorgruppe begonnen, nachdem die Miliz immer näher an die kurdischen Autonomiegebiete herangerückt war.

US-Generalstabschef Martin Demsey erklärte, die Organisation könne nicht besiegt werden, ohne ihre starke Stellung in Syrien ins Kalkül zu ziehen. Der Kampf müsse auf beiden Seiten der "quasi nicht existierenden Grenze" zwischen dem Irak und Syrien geführt werden.

E-Mail der Extremisten an Foleys Eltern

Die US-Nachrichtenseite Globalpost berichtete, die IS-Terrorgruppe habe den Eltern des getöteten US-Reporters James Foley eine Woche vor dessen Tod eine E-Mail geschickt. Darin kündigten die Extremisten die Bluttat als Vergeltung für die US-Luftangriffe im Nordirak an. Die Miliz hatte laut "New York Times" 100 Millionen Euro Lösegeld verlangt. Im Gegensatz zu europäischen Staaten lehnen es die USA ab, Lösegelder zur Geiselbefreiung zu zahlen. Foley war Anfang der Woche von den Extremisten enthauptet worden.

In Deutschland wird weiter über Waffenlieferungen für die Kurden im Nordirak debattiert, die sich den IS-Kämpfern entgegenstellen. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) erklärte sich bereit, die Entscheidung dem Bundestag in einer Regierungserklärung zu erläutern. Die Opposition hatte das gefordert. Das Kabinett will an diesem Mittwoch eine abschließende Entscheidung über die Aufrüstung der kurdischen Streitkräfte treffen. Im Gespräch sind Handfeuerwaffen und Panzerabwehrraketen. Dann soll es eine Sondersitzung des Bundestages geben.

In Syrien lieferten sich IS-Extremisten und Soldaten des syrischen Regimes von Präsident Baschar al-Assad heftige Kämpfe um einen strategisch wichtigen Militärflughafen im Osten des Landes. Dabei seien in den vergangenen zwei Tagen mindestens 70 IS-Kämpfer getötet worden, berichtete die syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. IS-Kämpfer versuchen seit Tagen, den Militärflughafen Al-Tabka einzunehmen. Er ist die letzte Bastion des Regimes in der ostsyrischen Provinz Al-Rakka. Sollten die Extremisten den Flughafen erobern, könnten sie die Region unbehelligt beherrschen.

Seit Ausbruch des syrischen Bürgerkriegs im März 2011 kamen nach UN-Angaben bereits mehr als 190 000 Menschen ums Leben. Großbritannien schloss im Kampf gegen die IS-Terroristen einen Schulterschluss mit Syriens Staatschef Baschar al-Assad aus. So eine Allianz sei weder praktikabel noch vernünftig noch hilfreich, sagte Außenminister Philip Hammond am Freitag im BBC-Radio.