Dschihadisten sollen Attentate gegen die EU-Kommission geplant haben. Bei Verhafteten sind Unterlagen und Propaganda sichergestellt worden. Die holländische Zentralbank sperrt inzwischen die Konten von zurückgekehrten Syrien-Kämpfern.

Korrespondenten: Helmut Hetzel (htz)

Brüssel - Belgische und niederländische „Gotteskrieger“ planten gemeinsam einen Terroranschlag auf die EU-Kommission in Brüssel. Entsprechende Pläne für einen Anschlag sowie Waffen und kugelsichere Westen wurden von der belgischen Polizei in Brüssel in den Wohnungen der Dschihadisten sichergestellt, so berichtet der niederländische TV-Sender NOS. Bei Hausdurchsuchungen von sogenannten Gotteskriegern in Den Haag wurde Propagandamaterial sichergestellt in dem der „Heilige Krieg“ und die Terrororganisation Islamischer Staat (IS) verherrlicht wird.

 

Die verhafteten Gotteskrieger hätten belgische und niederländische Pässe, stammten aber aus marokkanischen und türkischen Familien. Sie sitzen in Belgien in Haft. Ihnen soll der Prozess gemacht werden. ,,Dass die EU-Kommission als Ziel eines Anschlages ausgewählt wurde, liegt daran, dass sie ein Symbol der westlichen Macht ist und dass sie für demokratische Werte und Normen steht, die von den Dschihadisten verachtet werden,‘‘ sagte die Terrorexpertin Bibi van Ginkel im NOS-TV-Programm ,,Met Het Oog Op Morgen.‘‘

Vergleichbar mit dem Attentat im jüdischen Museum

  Die belgische Polizei verhinderte in den vergangenen Monaten mehrere Anschläge, die aus Syrien zurückkehrende Dschihadisten verüben wollten, darunter auch den auf die EU-Kommission. Die geplanten Attentate wurden zunächst bewusst nicht der Öffentlichkeit mitgeteilt, um die Menschen nicht zu verunsichern, berichtet die flämische Zeitung ,,De Tijd.‘‘ Nach diesen Informationen ,,aus mehreren Quellen‘‘ haben alle inhaftierten Extremisten in Syrien und im Irak für die Terrororganisation IS gekämpft. Sie hätten Anschläge vorbereitet, ,,die vergleichbar sind mit den Attentat auf Besucher des jüdischen Museums in Brüssel“, bei dem der aus Syrien zurückgekehrte algerisch-stämmige Franzose Mehdi Nemmouche am 24. Mai vier Menschen erschoss. Nemmouche sitzt nun in einem belgischen Gefängnis und wartet auf seinen Prozess.

Auch sind in Belgien 46 Mitglieder der radikal-islamischen Organisation,,Sharia4Belgium‘‘ angeklagt, weil sie Kämpfer für den IS rekrutiert haben.   In einem Fall habe die Polizei nur ,,in letzter Minute‘‘ den Anschlag noch verhindern können. Weder die Staatsanwaltschaft noch die belgische Anti-Terroreinheit Ocad wollen die geplanten Anschläge kommentieren. Am Sonntag bestätigte ein Sprecher der Brüsseler Staatsanwaltschaft jedoch, dass mehrere Anschläge von den inhaftierten Dschihadisten geplant waren, aber verhindert werden konnten.   Inzwischen sind etwa 90 belgische Kämpfer aus Syrien und dem Irak nach Belgien zurückgekehrt. Nach vorsichtigen Schätzungen sind etwa zehn von ihnen dazu bereit, den Heiligen Krieg in Belgien aktiv und mit Waffengewalt fortzusetzen. Sie werden von der Polizei und vom belgischen Geheimdienst rund um die Uhr überwacht. 

Wüste Drohungen aus Syrien von einem Ex-Rapper

  Insgesamt sind etwa 400 Dschihadisten aus Belgien  und etwa 150 aus den Niederlanden in den Irak und nach Syrien abgereist, um dort für den IS zu kämpfen. Im August sei die Zahl der Kampfbereiten mit belgischem Pass, die nach Syrien und in den Irak reisen, sehr stark angestiegen, verlautet aus Polizeikreisen. Unterdessen hat auch der niederländische Dschihadist  und Ex-Rapper Marouane B. von Syrien aus mit Anschlägen in den Niederlanden, den USA und in andren EU-Ländern gedroht. ,,Wir werden Land für Land erobern, bis überall auf der Welt die Scharia herrscht. Die Amerikaner können unsere Brüder zwar bombardieren. Daher steht Amerika ganz oben auf unserer Liste. Aber auch Bürger der Länder, die Amerika unterstützen, werden enthauptet werden.“

Die niederländische Zentralbank gab unterdessen bekannt, dass sie dabei ist, die Konten von allen „Gotteskriegern“, die in den Irak oder nach Syrien gereist sind, zu sperren, sodass die Dschihadisten nicht mehr an Geld kommen können.