Politik/ Baden-Württemberg: Christian Gottschalk (cgo)
Wie finanziert sich die Gruppe?
Saudi-Arabien, Kuwait und andere Staaten haben es immer gerne gesehen, wenn sich ihre eigenen Radikalen woanders beschäftigen. Es ist auch dokumentiert, dass es sehr ausgedehnte private Netzwerke gibt, die Geld für den Dschihad in Syrien sammeln. Wenn Staaten wie Saudi-Arabien und Kuwait das ernsthaft bekämpfen würden, ließe sich das sicher erheblich reduzieren. Dieser Wille ist aber nicht zu erkennen. IS ist nicht der Favorit Saudi-Arabiens in Syrien, aber man stellt die Finanzierung nicht ein. Und dann erhebt die IS natürlich Kriegssteuern, es gibt Erpressungen, Entführungen und den Verkauf von Öl, außerhalb Syriens, aber auch an das Regime. IS hat die Kontrolle über Ölfelder, aber keine Raffinerien – das Regime hat Raffinerien und kein Öl. Dass sich die beiden andernorts beschießen, muss für einen Handel kein Hindernis sein.
Wie geht es weiter?
Die IS wird die Gebiete, die sie unter Kontrolle haben, erst einmal konsolidieren. In Syrien wird man weiter versuchen, anderen Rebellengruppen Gebiete abzunehmen, vor allem im Hinterland von Aleppo. Möglicherweise ist auch Aleppo selbst das Ziel – das wäre ein weiterer spektakulärer Erfolg, aber vielleicht noch eine Nummer zu groß. Es kann sein, dass man mit Kurden in Syrien mehr aneinandergerät. Deren Milizen sind zwar eher gut ausgerüstet und organisiert, stehen aber der PKK nahe und werden aus dem Westen keinerlei Unterstützung bekommen, im Gegensatz zu den kurdischen Peschmerga im Irak. Dass sich IS mit aller Kraft gegen Assad stellt, halte ich für dagegen für eher unwahrscheinlich.