Immer mehr spricht dafür, dass der Islamische Staat nun – wie zuvor schon Al Kaida – systematisch und zentral gesteuert auf Terror im Ausland setzt, kommentiert Rainer Pörtner. Damit steigt die Gefährdung für Europa stark an.

Politik/Baden-Württemberg: Rainer Pörtner (pö)

Stuttgart - Die Deutschen haben bisher großes Glück. In England, Spanien und Frankreich verübten Islamisten Anschläge, die viele Menschen das Leben kosteten. In Deutschland gab es nicht eine vergleichbare Attacke – zum einen, weil Bomben nicht explodierten; zum anderen, weil Geheimdienste und Polizei aufmerksam waren und die Extremisten vor der Tat in Haft kamen. Die aktuelle Razzia gegen vier mutmaßliche Attentäter unterstreicht jedoch, dass auch die Deutschen jeden Tag Opfer eines Anschlags werden können.

 

Zwei Facetten des jüngsten Falls lassen besonders aufmerken. Erstens: Mehrere Verdächtige lebten mit falschen Pässen in Flüchtlingsheimen, mindestens einer soll über die Balkanroute gekommen sein. Damit werden lange bestehende Sorgen untermauert, dass sich der Islamische Staat den unkontrollierten Zugang nach Deutschland zunutze macht. Diese Sicherheitslücke muss sehr schnell geschlossen werden, zumindest müssen alle Flüchtlinge ausnahmslos registriert werden. Zweitens: Wenn sich bewahrheitet, dass hinter den Anschlagsplänen für Paris und Berlin dieselben IS-Kader stecken, stützt dies die Vermutung, dass der IS nun systematisch und zentral koordiniert auf Terror im Ausland setzt. Das hatte er lange Zeit nicht getan. Damit steigt die Gefährdung in Europa noch einmal deutlich an.