Ein Start-up aus Israel entwickelt ein Gerät, das die Wasserleitung nur dann aufmacht, wenn es Sinn macht und mit der Wetterstation verbunden ist. Das Waiblinger Unternehmen Stihl ist an der Firma beteiligt.

Tel Aviv - m Anfang jedes Start-up-Unternehmens steht die Idee. Doch auch nach der Umsetzung bleibt das Produkt oft in der virtuellen Welt, denn viele Unternehmensgründer entwickeln Apps oder andere Software. Umso glücklicher waren Ministerpräsident Winfried Kretschmann und seine Delegation, in Israel einmal etwas ganz Handfestes in den Händen zu halten: einen Rasensprenger der Start-up-Firma Green IQ. Wie ein Zauberer sein weißes Kaninchen zieht Firmengründer Odi Dahan sein „Baby“ aus einem schwarzen Rucksack. Heraus kommt ein kuchentellergroßes Produkt, das die Bewässerung von Gärten revolutionieren soll.

 

„Die Hälfte des Wassers wird beim Rasensprengen verschwendet“, sagt der Elektroingenieur und erzählt, wie er eines Nachts bei regnerischem Winterwetter diese Erkenntnis hatte. Er hörte, wie die Bewässerungsanlage seines Gartens ansprang. Das sollte sie eigentlich auch, denn er hatte sie zuvor so programmiert: jede Nacht von 22 bis 24 Uhr. „Aber das ist die Technik der achtziger Jahre“, sagt Dahan. Die nimmt keine Rücksicht darauf, ob es regnet, Katzen hagelt oder schneit. Deshalb hat der Tüftler aus Tel Aviv monatelang daran gebastelt, seinen Rasensprenger mit dem Internet zu verbinden. Besser: mit der nächstgelegenen Wetterstation. Heraus kam ein Gerät, das die Wasserleitung nur dann aufmacht, wenn es Sinn macht. „Wenn es morgen regnet, muss man heute nicht gießen“, sagt Dahan.

Das Start-up beschäftigt inzwischen 13 Mitarbeiter

Das war 2013, zwischenzeitlich hat sich sein Unternehmen dank israelischer Start-up-Hilfe zu einem 13-Mann-Betrieb gemausert. Die Steuereinheit für den Rasensprenger wurde bereits mehrfach überarbeitet, und sein Produkt verkauft er bereits in über 20 Ländern, vor allem in Europa zum Preis von 249 Euro. Auch in Stuttgart und Tübingen ist Green IQ vertreten. Doch so richtig sprießen wollte der Erfolg trotzdem nicht. „Wir hatten einfach nie Geld in der Kasse, aber die Entwicklung kostet viel Geld“, sagt Dahan.

Dann passierte etwas, was der Israeli eine Cinderella-Story nennt, also ein Märchen: Dahan begegnete dem Waiblinger Stihl-Chef Bertram Kandziora. Der war auf der Suche nach einer Steuerung für seine private Gartenbewässerung und googelte sich durchs Internet. „Finger of God“ nennt Dahan den Augenblick, als Kandziora auf den Namen Green IQ stieß. Beim Fachhändler kaufte er sich das Gerät, installierte es zu Hause – „und er war zufrieden“, sagt Dahan.

Das bekam der Gründer ein paar Wochen später auch direkt zu spüren, er erhielt einen Anruf aus Waiblingen. Nach ein paar Treffen in Deutschland und Israel stieg Stihl mit 34,4 Prozent bei Green IQ ein. Für wie viel? Da schmunzelt der smarte Mittvierziger, Summen verrät er natürlich nicht. „Aber wir haben jetzt genug Geld, um zu arbeiten.“ Das wird er auch brauchen, denn Green IQ und Stihl haben einiges vor. „Smart Garden“ nennt Dahan seine Vision eines Gartens, in dem per App alles kontrollierbar ist.