Der Nahe Osten ist als Reiseziel beliebt. Doch viele Urlauber fragen sich, ob sie unbesorgt nach Israel und Palästina reisen können.

Israel - Israel und Deutschland haben zu feiern: Seit 50 Jahren bestehen die diplomatischen Beziehungen zwischen den beiden Ländern. Der Tourismus spielt bis heute eine wichtige Rolle in der Aufarbeitung einer für beide Seiten schmerzlichen Vergangenheit. Und er gewinnt zunehmend an Bedeutung. 2014 besuchten 3,5 Millionen Touristen das Land am Mittelmeer. 194 141 von ihnen kamen aus Deutschland. Es wären vielleicht noch mehr gewesen, denn im ersten Halbjahr reisten insgesamt 30 Prozent mehr Urlauber ein als in den ersten sechs Monaten von 2013.

 

Doch im Juli 2014 begann ein militärischer Konflikt zwischen Israel und der palästinensischen Terrororganisation Hamas, der am 26. August mit einer unbefristeten Waffenruhe endete. Seither herrscht Frieden. Doch die Unsicherheit bleibt groß. Viele Reisewillige fragen sind: Wie sicher sind Israel und Palästina? Das Auswärtige Amt rät auf seiner Website von Aufenthalten im Grenzgebiet zu Syrien und dem Libanon ab. Zudem empfiehlt es, Fahrten entlang der ägyptischen Grenze zu vermeiden. Auch im Grenzgebiet zum Gazastreifen rät das Amt zu erhöhter Vorsicht. Wer dort allein reisen wolle, solle sich über die Lage von Schutzräumen und über das Verhalten bei Raketenangriffen informieren. Zudem empfiehlt es, Menschenansammlungen sowie öffentliche Verkehrsmittel zu meiden.

„In Israel ist längst wieder Normalität eingekehrt“

Für den Gazastreifen hat das Auswärtige Amt eine Reisewarnung ausgesprochen - dort einzureisen ist für Touristen aber ohnehin nicht möglich. Nach der Machtübernahme der Hamas im Juni 2007 wurde die Grenze nach Gaza bis auf weiteres geschlossen. Die Sicherheitshinweise des Auswärtigen Amts klingen nicht beruhigend. Doch Uri Sharon, Leiter des Israelischen Verkehrsbüros in Berlin, versichert: „In Israel ist längst wieder Normalität eingekehrt.“ Von dem seit Jahrzehnten schwelenden Nahost-Konflikt bekomme man vor Ort kaum etwas mit, meint Sharon, der viele Jahre als Reiseleiter in Israel gearbeitet hat: „Die Medien zeigen nur die Dramen.“ Dabei reisten 45 Prozent der deutschen Urlauber sogar erneut in die Region - „weil sie sich gut und sicher fühlen“.

Das sagt auch Gedi Hampe, der als Reiseleiter in Jerusalem arbeitet: „Dass die Öffentlichkeit die Region als Krisengebiet wahrnimmt, hat mehr mit der Medienberichterstattung zu tun als mit der Faktenlage.“ Für Reisende seien Israel und Palästina niemals gefährlich gewesen und seien es auch jetzt nicht. „Wenn man sich die Vergangenheit anschaut, sieht man, dass nie Touristen zu Schaden gekommen sind“, sagt Hampe. Individualreisenden rät er jedoch, sich vor Ort über die Sicherheitslage zu informieren - etwa bei den Betreibern ihrer Unterkünfte. Zudem empfiehlt Hampe, einen ortskundigen Guide zu engagieren. Sorgen müsse man sich als Backpacker aber nicht machen. „Ist die Situation - zum Beispiel auf dem Tempelberg in Jerusalem - tatsächlich einmal kritisch, schließen die Sicherheitskräfte die Zugänge für die Touristen. Man muss keine Angst davor haben, zufällig in ein gefährliches Szenario zu geraten.“ Sein Arbeitgeber, die Reiseagentur SK Tours in Nature, hat seit dem Ende der Unruhen 2014 alle Gruppenreisen planmäßig umgesetzt. Bei den deutschen Reiseveranstaltern sieht es ähnlich aus. „Wir bieten alle Israel-Rundreisen gemäß unserem Katalogangebot an“, sagt Katharina Hanke von Dertour.

Der Studienreiseanbieter Studiosus hat seit dieser Saison neben zehn Israel-Aufenthalten auch eine Reise durch Palästina im Angebot. „Wir sehen das als Chance, Brücken zu bauen - zwischen Deutschland und Israel, aber auch zwischen Deutschland und Palästina“, sagt Studiosus-Gebietsleiter Manfred Schreiber. Der Veranstalter räumt bei allen Israel-Reisen in diesem Jahr ein Recht auf kostenlose Umbuchung bis zu vier Wochen vor Abreise ein. Gebeco sowie der Spezialreiseveranstalter Dr. Tigges führen ebenfalls sämtliche Israel-Reisen durch.

Reiseleiter dürfen flexibel agieren

„Da wir für unsere Gruppen keine Fahrzeuge des öffentlichen Nahverkehrs nutzen und erfahrene Reiseleiter einsetzen, sehen wir für unsere Gäste kein erhöhtes Gefahrenpotenzial“, sagt Ury Steinweg, Geschäftsführer bei Gebeco. Orte, an denen es in der Vergangenheit Anschläge gegeben habe, meide man. Darüber hinaus lege Gebeco Wert darauf, dass Reiseleiter flexibel agieren dürfen - vor allem in Jerusalem, dem Schmelztiegel der drei Weltreligionen Islam, Judentum und Christentum. „Sollten sich die Sicherheitshinweise verdichten, ersetzen die Reiseleiter die für die Gäste vorgesehene Freizeit durch betreute Angebote. So sind die Gäste nicht auf sich allein gestellt, sondern bleiben im Schutz der Gruppe“, erklärt Steinweg. Alleinreisende sollten sich im Vorfeld gut informieren und wichtige Notfalladressen notieren, rät Sibylle Zeuch vom Deutschen Reiseverband (DRV). „Das gilt aber für alle Reiseländer. Eine absolute Sicherheit hat man nie - egal, wohin man fährt“, sagt sie.

Ob man sich in einem Land sicher fühle oder nicht, hänge auch damit zusammen, ob man schon einmal vor Ort gewesen sei, meint die Reiseexpertin. „Nach dem Sommer 2014 ging die Zahl der Neubuchungen nach Israel viel deutlicher zurück als die der Wiederkehrer“, führt sie aus. Wer schon einmal da gewesen sei, wisse, worauf er sich einlasse. Auch das Westjordanland können Touristen mit einem gültigen Reisepass problemlos besuchen. Reiseleiter Gedi Hampe begleitet häufig Gruppen nach Bethlehem, Hebron, Jericho und Ramallah.

Seine Gäste seien immer wieder überrascht von der Herzlichkeit und der Gastfreundschaft der Palästinenser, erzählt er: „Zwischen den Vorstellungen und Ängsten, mit denen die Leute ins Westjordanland reisen, und den Erfahrungen, die sie machen, herrscht eine unglaubliche Diskrepanz.“ Den Aufenthalt in Palästina hält Hampe für genauso angenehm und sicher wie das Reisen in Israel: „Beiden Seiten ist der wirtschaftliche Nutzen des Tourismus völlig bewusst. Sicherheit hat für uns alle höchste Priorität.“

Infos zu Israel

Tipps vom Auswärtigen Amt
Allen Deutschen, die sich - auch nur vorübergehend - in Israel oder Palästina aufhalten, empfiehlt das Auswärtige Amt, sich auf der Krisenvorsorgeliste zu registrieren: http://service.diplo.de/registrierungav