Noch schlimmer ist die Lage in den Krankenhäusern. Der norwegische Arzt Mads Gilbert, der im Shifa-Hospital seit einigen Wochen volontiert, hat in einem Brief Horrorszenen aus den Notaufnahmen beschrieben, in denen Ärzte und Rettungshelfer seit Tagen – „grau vor Müdigkeit und unmenschlicher Arbeitsbelastung“ – ohne Bezahlung Schichten rund um die Uhr leisteten. Mehr als 100 Fälle oft Schwerstverletzter seien allein in seinem Hospital innerhalb von 24 Stunden aufgenommen worden. Ein großes gut ausgestattetes Krankenhaus könne damit klarkommen. „Aber hier ist fast nichts“, sagt Gilbert und meint: nicht genug Elektrizität, Wasser, Verbandszeug, Medikamente, Operationstische, Instrumente und Monitore. Ägypten lässt zwar am sonst meist geschlossenen Grenzübergang Hilfslieferungen mit medizinischem Material durch. Doch angesichts der rapide steigenden Zahl der Verwundeten – insgesamt mehr als 3000 seit Beginn der israelischen Militäroperation – bleibt der Mangelzustand chronisch. Israel hat jetzt ein Feldlazarett, ausgestattet mit zwölf Betten und diversen Spezialisten, am Grenzkontrollpunkt Eres aufgeschlagen. Behandelt werden sollen vor allem palästinensische Zivilisten aus dem Norden Gazas – soweit sie es überhaupt angesichts der andauernden Gefechte dorthin schaffen. Nicht zuletzt die grausigen Bilder aus Sadschaija haben die Armee zu dieser humanitären Geste veranlasst. Das soll Israel wohl international in einem anderen Licht erscheinen lassen, zumal die israelische Regierung verstärkt unter Druck geraten ist, die Bodenoffensive zu beenden.

 

Die Hamas scheint nicht ans Aufgeben zu denken

So rief der Weltsicherheitsrat Israel am Montag in einer Dringlichkeitssitzung zu einem umgehenden Waffenstillstand auf. UN-Generalsekretär Ban Ki-moon kritisierte das Blutvergießen in Sadschaija als „schauderhaft“. Dennoch blieb Premier Benjamin Netanjahu am Montag dabei: die Militäroperation werde ausgedehnt, bis israelische Bürger für lange Zeit ohne Angst vor Raketenangriffen leben könnten.

Allerdings scheint die Hamas nicht ans Aufgeben zu denken. Ihre Kämpfer versuchten am Montagmorgen erneut über zwei Tunnel auf israelisches Gebiet vorzudringen, was die Armee vereiteln konnte. Mehrere Bewaffnete wurden getötet. Doch schon am Mittag schossen palästinensische Militante wieder massive Raketensalven aus Gaza auf den Großraum Tel Aviv ab, die nur dank des Abwehrsystems „Eisendom“ keinen größeren Schaden anrichteten. In Gaza geht derweil das Sterben weiter: Die Gesamtzahl der Todesopfer soll laut palästinensischen Angaben auf mehr als 500 gestiegen sein. Vier Tote mussten in den Nachmittagsstunden hinzuaddiert werden, als ein israelisches Panzergeschoss im dritten Stock des Al-Aksa-Hospitals in Dir al-Balah einschlug.