Das neue Kreativzentrum in Feuerbach wartet noch auf die Baugenehmigung. In der Zwischenzeit hat sich die Einrichtung auf einer Messe in der Türkei präsentiert.

Feuerbach - Sevil Özlük sitzt in ihrem Büro. Es ist Mittwoch. Vor zwei Tagen ist die Geschäftsführerin des Kreativzentrums IW8 Stuttgart aus Istanbul zurückgekehrt. Urlaub? „Nein, viel besser. Wir konnten uns auf einer der populärsten und gefragtesten Kunstmessen Europas präsentieren, auf der Contemporary Istanbul“, sagt Sevil Özlük freudestrahlend. „Dass wir dort gleich beim ersten Versuch schon ausstellen durften, ist wirklich genial. Normalerweise muss man einige Jahre warten, bis man sich auf der Messe zeigen darf.“

 

Vier Künstlerinnen hat das IW8 Stuttgart mit an den Bosporus genommen. „Wir haben da für eine tolle Mischung gesorgt“, sagt die Geschäftsführerin. Mit Sibylle Schwarz und Doris Graf waren zwei künftige Mieterinnen mit dabei. Zudem wollte das IW8 auch zwei talentierten, aber noch nicht so bekannten Nachwuchskünstlerinnen die Chance bieten, sich einem internationalen Publikum zu präsentieren.

Die Berliner Lichtkünstlerin Annika Hippler habe dabei mit ihren kinetischen Objekten für einen Glanzpunkt auf der Messe gesorgt, sagt Sevil Özlük. Besonders gefreut habe sie sich aber über den Erfolg der frisch promovierten Charlie Stein. Die Absolventin der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart hat sogar den Kunstsammler sowie Eigentümer und Direktor der Contemporary Istanbul, Ali Güreli, von ihren Werken überzeugt. Er hat eine ganze Serie ihrer Werke aus dem Projekt „China take away“ erworben – mehr als 20 individuell gestaltete Schachteln, in denen vor einiger Zeit noch das Mittagessen von mehr als 60 Chinesen zu finden war. Charlie Stein hat sich mit den Personen getroffen und bei einer Mahlzeit mit ihnen über ihr Leben geredet. Den Inhalt der Gespräche hat sie dann in ein Muster übertragen, das stark an die Malerei aus der Ming-Dynastie erinnert. „Es war wirklich ein tolles Erlebnis, an der Messe teilzunehmen“, sagt Sevil Özlük. Sogar der türkische Minister für Kultus und Tourismus, Ömer Celik, sei bei seinem Besuch vom Auftritt des IW8 begeistert gewesen. „Wir haben sehr viele Kontakte geknüpft und wurden unter anderem zu Messen in Dubai, Miami und Basel eingeladen.“

Umfangreiches Brandschutzgutachten ist fertig

Doch schon wenige Stunden nach ihrer Rückkehr an den Schreibtisch ihres IW8- Büros an der Siemensstraße 136 bis 140 in Feuerbach hat der Alltag Sevil Özlük wieder eingeholt. Noch stehen die ehemaligen Industriehallen auf dem etwa 13 600 Quadratmeter großen Areal leer. Die vielen potenziellen neuen Mieter wie die Künstlerinnen Doris Graf, Sibylle Schwarz oder auch das Bhz (ehemals Behindertenzentrum) müssen sich weiter gedulden. Wie Baubürgermeister Matthias Hahn schon in einigen Sitzungen des Ausschusses für Umwelt und Technik des Gemeinderats angekündigt hatte, war der Brandschutz ein großes Thema. „Wir wollten alles detailliert mit der Stadtverwaltung klären, ehe wir unser Baugesuch einreichen“, sagt Sevil Özlük. Das habe sehr viel Zeit in Anspruch genommen. Parallel zu den Gesprächen mit der Verwaltung habe man ein umfangreiches Brandschutzgutachten bei der Dekra in Auftrag gegeben. Seit einigen Wochen liege das auch vor. Die Bauanträge seien dann zusammen mit dem Gutachten am 17. Oktober dieses Jahres beim Baurechtsamt eingegangen. Eine Genehmigung stehe allerdings noch aus.

Seit Mittwoch liege ihr nun auch der Entwurf des städtebaulichen Vertrages vor, der die auf fünf Jahre befristete kulturelle Nutzung auf dem ehemaligen Gelände der Firma Behr regeln soll, sagt Sevil Özlük. „Es ist aber immer noch sehr viel zu tun. Wir bleiben weiter am Ball.“